Kommentar

Warum es an Bewegung mangelt

03:03 Minuten
Berlin Marathon 1990, hunderte Läuferinnen und Läufer beim Start vor dem Brandenburger Tor.
Heinz Schindler betrachtet das Leben als einen Marathonlauf. Hier beim ersten Berlin Marathonlauf 1990 nach dem Mauerfall. © imago / Michael Schulz
Ein Kommentar von Heinz Schindler |
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Entwicklung, geistige Flexibilität, Weiterbildung: Das Leben selbst ist Bewegung, wenn man diese nur weit genug definiert. Allerdings kommt die eigene physische Bewegung oft zu kurz.
Was bewegt einen eigentlich noch so richtig? Wahlergebnisse vielleicht, falls sie denn überraschen. Oder Einzelschicksale, durch die Distanz der Berichterstattung wahrgenommen.
Sportliche Leistungen? Dazu hat sich der populäre Fußball zu sehr von der Basis entfernt und sind Randsportarten zu selten präsent. Ausgenommen bei Olympischen Spielen. 

Bewegt einen aber das Bewegtsein dazu, sich selbst zu bewegen? Wie der Tennisboom in den Achtzigern oder noch ein Jahrzehnt zuvor die Trimm-Dich-Kampagne gegen den Speckansatz der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft? 

An Speckrollen mangelt es auch heute nicht, an Appellen Sport zu treiben auch nicht und in der multimedialen Welt kann man diese Aufrufe kinderleicht unter die Leute bringen. Bleibt also der Faktor „Gesellschaft", so scheint es. 

Erinnerungen an den eigenen Sportunterricht

Ich denke gerade mal zurück an den eigenen Sportunterricht, 40 Jahre ist das her. Da hatten zeitgleich vier Gruppen Unterricht. Und es gab eine Dreifachturnhalle. Also verlegte eine der Gruppen ihren Sportunterricht nach draußen. Bei jedem Wetter und ja, auch im Winter. Fußballspielen auf Schnee macht übrigens Spaß. 
Bei einem Ehemaligentreffen in meiner alten Schule, das mag so etwa zwölf Jahre zurückliegen, erzählte uns eine Lehrerin, dass gerade gar kein Sportunterricht stattfinden könne, weil das Dach der Halle saniert würde. 
Immer wieder berichten Trainer im Jugendbereich davon, dass bei ihnen mittags das Telefon klingelt, ob das Training am frühen Abend ausfallen würde, weil es gerade schon regne.
Und wenn die jungen Sportlerinnen und Sportler denn doch kommen und man ihnen sagt, sie mögen den Allerwertesten bewegen oder ein kürzeres Synonym dafür - dann bewegen sich viele flinke Finger auf Tastaturen und lösen einen Shitstorm aus. Manche betreiben auch das schon als Sport und bewegen einiges damit, nur nicht sich selbst. 

Oft fehlt es an der Motivation

Also braucht es dann wohl die Motivation aus sich selbst heraus. Oder wenigstens das Eingeständnis, dass man sie nicht hat. Ich übrigens auch nicht. 

Und wenn ich an die Legende zur Entstehung des modernen Marathonlaufs denke, an den Läufer von Marathon nach Athen, der nach Überbringung der Siegesbotschaft tot umfiel: Da hätte man den alten Griechen doch andere Möglichkeiten der Kommunikation gewünscht. Es sind halt immer noch die Einzelschicksale, die einen bewegen. 

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