Warum hat der Ostfriese ...?
Der Ostfriesenwitz lebt. Immer noch. Aber das soll nicht das Thema dieser Sendung sein, wohl aber ein Aspekt. Hier und jetzt interessiert mehr die Geschichte des Ostfriesenwitzes, also Entstehung, Verbreitung, Inhalt und Verpackung. Und bei letzterem Stichwort sind wir wieder bei der eingangs gemachten Feststellung: Der Ostfriesenwitz lebt noch immer.
"Warum holen die Ostfriesen immer so viel Schlick aus dem Meer? - Sie wollen daraus elektrischen Strom machen, sobald sie ein Kilo Watt beisammen haben."
Das ist - in unverstellter Schlichtheit - ein Ostfriesenwitz. Die Witzwelle kam zu Beginn der siebziger Jahre auf. Alle Exemplare zeichnen sich dadurch aus, dass sie von den Ostfriesen eine Dummheit erzählen, eine Dummheit, die freilich auch auf den Witzerzähler zurückfallen kann, weil das Niveau dieser Witze oft weit unter dem Meeresspiegel liegt.
"Warum ist in Ostfriesland die Luft immer so frisch? - Weil die Ostfriesen nie die Fenster aufmachen."
Man nennt eine solche Veräppelung "Volksgruppenwitze", weil sie meist von einer landsmannschaftlichen Gruppe über eine andere, benachbarte Gruppe erzählt werden. In den USA handelten sie etwa von polnischen oder schwedischen Einwanderern, und in der Schweiz werden diese Witze über Leute aus dem ungeliebten Nachbarkanton erzählt. Dort ist jeder Nachbarkanton unbeliebt. So ähnlich begann es mit den Ostfriesenwitzen. Karl Koch, Buchhändler und Schriftsteller auf der Insel Juist, hat wohl als Erster die Entstehungsgeschichte beschrieben.
"In den Jahren 1968 und 1969 redigierte der Primaner Borwin Bandelow den 'Trompeter', die Schülerzeitung des Gymnasiums von Westerstede im Ammerland. Das Ammerland gehört zu Oldenburg und liegt an der Grenze zu Ostfriesland. Dort kennt man natürlich die uralten Fehden zwischen den benachbarten Stämmen."
Das Ammerland mit der Kreisstadt Westerstede zählt sich also zu Oldenburg, während das nur zehn Kilometer von Westerstede entfernt liegende Städtchen Remels schon zu Ostfriesland gehört. In Westerstede mischte sich der Einfluss von Oldenburg und Ostfriesland, denn zum Beispiel ging mancher Schüler aus Remels hier aufs Gymnasium. Ein noch früherer Anfang der Entwicklung ist nachzulesen in der "Geschichte der Ostfriesenwitze" von Wiard Raveling.
"Zuvor, im Herbst 1968, machte die Klasse von Borwin Bandelow eine Reise nach Berlin. Zur Klasse gehörten nicht nur Schüler aus dem oldenburgischen Ammerland, sondern auch Schüler aus Ostfriesland. Die üblichen Neckereien steigerten sich auf der Fahrt. Einige riefen die 'Autonome Volksrepublik Ostfriesland' aus."
Das Hickhack zwischen Oldenburgern und Ostfriesen aufgreifend, erfand bald darauf Bandelow für die Schülerzeitung eine Spalte, genannt "Aus Forschung und Lehre", in der er den 'Homo ostfrisiensis' vorstellte, "eine Spezies von exemplarischer Begriffsstutzigkeit und kerniger Stupidität" (wie Koch es umschreibt). Die Ostfriesen hatte man von Oldenburg oder vom Ammerland aus schon lange gern als die Neandertaler der Bundesrepublik gesehen. Jetzt hieß es:
"In einem noch wenig erforschten Teil Ostfrieslands entdeckten wagemutige Forscher bisher noch unbekannte Lebewesen ..."
Was geboten wurde, waren keine Witze, es waren nur boshafte Berichte von einer Expedition in das gefährliche Nachbarland. Vor allem die Karikaturen fielen auf, die aber keine Menschen, sondern Fabelwesen zeigten. Schon in der zweiten Folge heizte der Verfasser jedoch die Stimmung an, denn er behauptete:
"Von der Autonomen Volksrepublik Ostfriesland ist eine Beleidigungsklage gegen Borwin Bandelow angestrengt worden."
Der zum Spaß erfundene Kampf der Stämme war damit in Gang gebracht. Bereits im Sommer 1969 schmunzelte halb Westerstede über den neu angefachten Streit der alten Rivalen. Bald griffen Oldenburger Studenten diese Gehässigkeit als großen Spaß auf. Sie verbreiteten Neues unter dem Titel
"Ostfrisia non ridet - sed nos."
Das ist - in unverstellter Schlichtheit - ein Ostfriesenwitz. Die Witzwelle kam zu Beginn der siebziger Jahre auf. Alle Exemplare zeichnen sich dadurch aus, dass sie von den Ostfriesen eine Dummheit erzählen, eine Dummheit, die freilich auch auf den Witzerzähler zurückfallen kann, weil das Niveau dieser Witze oft weit unter dem Meeresspiegel liegt.
"Warum ist in Ostfriesland die Luft immer so frisch? - Weil die Ostfriesen nie die Fenster aufmachen."
Man nennt eine solche Veräppelung "Volksgruppenwitze", weil sie meist von einer landsmannschaftlichen Gruppe über eine andere, benachbarte Gruppe erzählt werden. In den USA handelten sie etwa von polnischen oder schwedischen Einwanderern, und in der Schweiz werden diese Witze über Leute aus dem ungeliebten Nachbarkanton erzählt. Dort ist jeder Nachbarkanton unbeliebt. So ähnlich begann es mit den Ostfriesenwitzen. Karl Koch, Buchhändler und Schriftsteller auf der Insel Juist, hat wohl als Erster die Entstehungsgeschichte beschrieben.
"In den Jahren 1968 und 1969 redigierte der Primaner Borwin Bandelow den 'Trompeter', die Schülerzeitung des Gymnasiums von Westerstede im Ammerland. Das Ammerland gehört zu Oldenburg und liegt an der Grenze zu Ostfriesland. Dort kennt man natürlich die uralten Fehden zwischen den benachbarten Stämmen."
Das Ammerland mit der Kreisstadt Westerstede zählt sich also zu Oldenburg, während das nur zehn Kilometer von Westerstede entfernt liegende Städtchen Remels schon zu Ostfriesland gehört. In Westerstede mischte sich der Einfluss von Oldenburg und Ostfriesland, denn zum Beispiel ging mancher Schüler aus Remels hier aufs Gymnasium. Ein noch früherer Anfang der Entwicklung ist nachzulesen in der "Geschichte der Ostfriesenwitze" von Wiard Raveling.
"Zuvor, im Herbst 1968, machte die Klasse von Borwin Bandelow eine Reise nach Berlin. Zur Klasse gehörten nicht nur Schüler aus dem oldenburgischen Ammerland, sondern auch Schüler aus Ostfriesland. Die üblichen Neckereien steigerten sich auf der Fahrt. Einige riefen die 'Autonome Volksrepublik Ostfriesland' aus."
Das Hickhack zwischen Oldenburgern und Ostfriesen aufgreifend, erfand bald darauf Bandelow für die Schülerzeitung eine Spalte, genannt "Aus Forschung und Lehre", in der er den 'Homo ostfrisiensis' vorstellte, "eine Spezies von exemplarischer Begriffsstutzigkeit und kerniger Stupidität" (wie Koch es umschreibt). Die Ostfriesen hatte man von Oldenburg oder vom Ammerland aus schon lange gern als die Neandertaler der Bundesrepublik gesehen. Jetzt hieß es:
"In einem noch wenig erforschten Teil Ostfrieslands entdeckten wagemutige Forscher bisher noch unbekannte Lebewesen ..."
Was geboten wurde, waren keine Witze, es waren nur boshafte Berichte von einer Expedition in das gefährliche Nachbarland. Vor allem die Karikaturen fielen auf, die aber keine Menschen, sondern Fabelwesen zeigten. Schon in der zweiten Folge heizte der Verfasser jedoch die Stimmung an, denn er behauptete:
"Von der Autonomen Volksrepublik Ostfriesland ist eine Beleidigungsklage gegen Borwin Bandelow angestrengt worden."
Der zum Spaß erfundene Kampf der Stämme war damit in Gang gebracht. Bereits im Sommer 1969 schmunzelte halb Westerstede über den neu angefachten Streit der alten Rivalen. Bald griffen Oldenburger Studenten diese Gehässigkeit als großen Spaß auf. Sie verbreiteten Neues unter dem Titel
"Ostfrisia non ridet - sed nos."
Andere Volksgruppenwitze als Vorbilder
Das ist Küchenlatein und soll heißen: Ostfriesland lacht nicht - aber wir tun es. Nun wurden die gängigen Klischees des Volksgruppenwitzes der Stichelei beigemengt. Dabei scheinen vor allem die damals noch recht jungen Polenwitze aus den USA Pate gestanden zu haben. So wurde aus dem Spott über die ostfriesischen Nachbarn eine Witzserie der Klasse Schlichtbau. Schon 1970 lästerten auch einige Rundfunkmoderatoren Radio Bremens ganz locker vom Hocker über die "Ossis".
"Woran erkennt man, dass ein Ostfriese am Computer gearbeitet hat? - Am vielen Tipp-Ex auf dem Bildschirm."
Der lustige Hohn wurde schnell beliebt.
"Warum fliegen die Möwen in Ostfriesland auf dem Rücken? - Weil sie das Elend da unten nicht mehr sehen können."
Der Bauplan war festgelegt, die Witze begannen mit einer Frage, und die Vorbilder dazu fanden sich in Sammlungen anderer Volksgruppenwitze. Der Ostfriesenwitz hat - auch der Machart nach - seine genauen Vorläufer tatsächlich in den Polenwitzen der USA aus den sechziger Jahren. Viele waren recht geschmacklos und brutal. Auch sie hatten meist die Frage-und-Antwort-Form. Etwa in dieser Art:
"Was macht ein Pole, wenn er aus der Dusche kommt? - Er zieht sich aus. "
Von der gleichen Art sind die meisten Witze über die Ossis gewesen. Ossis, so hießen damals die Ostfriesen. Einige Witze versuchte man, ein wenig auf die Ostfriesen umzuschreiben, indem man zum Beispiel den Kaffee durch Tee ersetzte:
"Warum machen die Ostfriesen immer nur eine Viertelstunde Teepause? - Weil man sie sonst wieder neu zur Arbeit anlernen müsste."
Doch zurück zu den Anfängen. Im NDR rissen Leute wie die Plaudertasche Henning Venske, der damals keinem Fettnäpfchen auswich, ebenfalls Ostfriesenwitze. Aber nicht allen Ostfriesen, für die der NDR schließlich der Heimatsender ist, klang das lieblich in den Ohren. Volkes Stimme vereinigte sich zur Bürgerwehr. Die ostfriesische Zeitung 'Rheiderland' hatte schon einem Witzeerzähler, der auf Radio Bremens Hansa-Welle moderierte, vorgeworfen, das seien ...
"... schmutzige Pöbeleien, die geschmacklos und bewusst herabsetzend sind."
Darauf erteilten die Anstalten ihren Moderatoren einen Maulkorb. Künftig hatten diese Primitivwitze auch im NDR einen anderen Anfang. Er klang eher anonym, etwa so:
"Warum haben wir hier oben im Norden so flache Hinterköpfe? Weil uns beim Trinken immer der Klosettdeckel auf den Kopf fällt."
"Woran erkennt man, dass ein Ostfriese am Computer gearbeitet hat? - Am vielen Tipp-Ex auf dem Bildschirm."
Der lustige Hohn wurde schnell beliebt.
"Warum fliegen die Möwen in Ostfriesland auf dem Rücken? - Weil sie das Elend da unten nicht mehr sehen können."
Der Bauplan war festgelegt, die Witze begannen mit einer Frage, und die Vorbilder dazu fanden sich in Sammlungen anderer Volksgruppenwitze. Der Ostfriesenwitz hat - auch der Machart nach - seine genauen Vorläufer tatsächlich in den Polenwitzen der USA aus den sechziger Jahren. Viele waren recht geschmacklos und brutal. Auch sie hatten meist die Frage-und-Antwort-Form. Etwa in dieser Art:
"Was macht ein Pole, wenn er aus der Dusche kommt? - Er zieht sich aus. "
Von der gleichen Art sind die meisten Witze über die Ossis gewesen. Ossis, so hießen damals die Ostfriesen. Einige Witze versuchte man, ein wenig auf die Ostfriesen umzuschreiben, indem man zum Beispiel den Kaffee durch Tee ersetzte:
"Warum machen die Ostfriesen immer nur eine Viertelstunde Teepause? - Weil man sie sonst wieder neu zur Arbeit anlernen müsste."
Doch zurück zu den Anfängen. Im NDR rissen Leute wie die Plaudertasche Henning Venske, der damals keinem Fettnäpfchen auswich, ebenfalls Ostfriesenwitze. Aber nicht allen Ostfriesen, für die der NDR schließlich der Heimatsender ist, klang das lieblich in den Ohren. Volkes Stimme vereinigte sich zur Bürgerwehr. Die ostfriesische Zeitung 'Rheiderland' hatte schon einem Witzeerzähler, der auf Radio Bremens Hansa-Welle moderierte, vorgeworfen, das seien ...
"... schmutzige Pöbeleien, die geschmacklos und bewusst herabsetzend sind."
Darauf erteilten die Anstalten ihren Moderatoren einen Maulkorb. Künftig hatten diese Primitivwitze auch im NDR einen anderen Anfang. Er klang eher anonym, etwa so:
"Warum haben wir hier oben im Norden so flache Hinterköpfe? Weil uns beim Trinken immer der Klosettdeckel auf den Kopf fällt."
Medienthema in den 70er-Jahren
Stammtischrunden, reisende Vertreter, Studenten ... viele schwammen mit auf der neuen Welle. Im Sommer 1971 war das Thema dann schon reif für "Spiegel", "Stern" und andere Blätter. Die Redaktionen genierten sich zwar ein wenig, aber die Blödelei war eben doch zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden, über das man zu berichten hatte. Wohl als erstes Blatt meldete die Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven im Juni 1971:
"Ostfriesenwitze in aller Munde."
Einen Monat später las man in den Wolfsburger Nachrichten:
"In Norddeutschland grassiert seit einigen Wochen eine 'Seuche', vor der sich meist schon nach kurzer Zeit niemand mehr retten kann. Sei es im Büro, auf Partys, am Biertisch, die Epidemie greift allenthalben um sich ... Ob man es hören will oder nicht, jeder erzählt jedem den neuesten Ostfriesenwitz."
Zur gleichen Zeit, Ende Juli 1971, schrieb der "Spiegel" über, wie es hieß, "die jüngsten Opfer des deutschen Humors, die Ostfriesen":
"Eigenbrötlerisch, wortarm, zäh und ungelenk: intellektueller Brillanz und tollkühnem Fortschritt bedächtig abgeneigt; bodenständig, stark und blond - so will die Legende die Deutschen zwischen Marsch und Ems ..."
Es scheint, als hätten alle Zeitungen Ende Juli 71 dies Thema gebracht. Die Ostfriesen-Zeitung tat es sogar mit Vergnügen und freute sich:
"Ostfriesland ist in aller Munde ... Und die meisten Ostfriesen lachen herzhaft mit."
Ausgerechnet in dem Intellektuellenblatt "Die Zeit" ereiferte sich ein prominenter Journalist, selbst Ostfriese, Karl-Heinz Janßen, darüber, dass sich bei diesen Witzen die Spottlust der Hauptstädter "über die 'Provinz' erhaben" dünke. Die Witze, stellt er fest, seien
"... stark aggressiv und von einer so primitiven logischen Struktur, dass nur ein Minimum an geistiger Anstrengung nötig ist, um den Witz zu verstehen."
Recht hatte er. Die Machart ist leicht zu durchschauen, und neu erfunden wurde nicht einmal der Inhalt. Man musste nur die altbekannten Dummenwitze auf den gesunden deutschen Stamm der Ostfriesen anwenden. Etwa so:
"Ostfriesenwitze in aller Munde."
Einen Monat später las man in den Wolfsburger Nachrichten:
"In Norddeutschland grassiert seit einigen Wochen eine 'Seuche', vor der sich meist schon nach kurzer Zeit niemand mehr retten kann. Sei es im Büro, auf Partys, am Biertisch, die Epidemie greift allenthalben um sich ... Ob man es hören will oder nicht, jeder erzählt jedem den neuesten Ostfriesenwitz."
Zur gleichen Zeit, Ende Juli 1971, schrieb der "Spiegel" über, wie es hieß, "die jüngsten Opfer des deutschen Humors, die Ostfriesen":
"Eigenbrötlerisch, wortarm, zäh und ungelenk: intellektueller Brillanz und tollkühnem Fortschritt bedächtig abgeneigt; bodenständig, stark und blond - so will die Legende die Deutschen zwischen Marsch und Ems ..."
Es scheint, als hätten alle Zeitungen Ende Juli 71 dies Thema gebracht. Die Ostfriesen-Zeitung tat es sogar mit Vergnügen und freute sich:
"Ostfriesland ist in aller Munde ... Und die meisten Ostfriesen lachen herzhaft mit."
Ausgerechnet in dem Intellektuellenblatt "Die Zeit" ereiferte sich ein prominenter Journalist, selbst Ostfriese, Karl-Heinz Janßen, darüber, dass sich bei diesen Witzen die Spottlust der Hauptstädter "über die 'Provinz' erhaben" dünke. Die Witze, stellt er fest, seien
"... stark aggressiv und von einer so primitiven logischen Struktur, dass nur ein Minimum an geistiger Anstrengung nötig ist, um den Witz zu verstehen."
Recht hatte er. Die Machart ist leicht zu durchschauen, und neu erfunden wurde nicht einmal der Inhalt. Man musste nur die altbekannten Dummenwitze auf den gesunden deutschen Stamm der Ostfriesen anwenden. Etwa so:
Witz-Sommer im Jahr 1971
"Wie melken die Ostfriesen eine Kuh? - Ganz einfach, vier Männer heben die Kuh rauf und runter, und einer hält das Euter fest."
Selten bessere, oft schlechtere Witze als dieser kamen im Sommer 1971 über Deutschland, fast wie ein Gewitter. Der erste Chronist der Welle, Karl Koch, hat es als Juister Buchhändler erlebt, wie ausgerechnet im entscheidenden Witz-Sommer 1971 Deutschlands erfolgreichster Witzbuchverleger auf Juist Ferien machte.
"Das ist hier wie eine Manie, daraus könnte ein erfolgreiches Buch werden,"
... sagte sich der Verleger, und er handelte sofort. Drei Bände mit sogenannten Ostfriesenwitzen gingen auf Deutschland nieder, bald auch noch ungezählte Taschenbüchlein anderer Verlage. Ebenso kam, unvermeidbar, auch noch die Gegenattacke unter dem tierisch ernsten Titel:
"Die Ossis schlagen zurück."
Jedenfalls wurden die Ostfriesen in Deutschland bekannt. Dass es gerade sie getroffen hatte, mag Zufall gewesen sein. Siehe das Gymnasium in Westerstede als Brutstätte. Noch schnell ein Rückblick auf diesen Ursprung. Als die Ostfriesenwitze zwanzig Jahre alt wurden, haben mehrere Journalisten Borwin Bandelow interviewt. Er antwortete recht bescheiden und vorsichtig. Unter anderem sagte er von der ersten Folge seiner Serie:
"Die Mitschüler haben darüber gelacht, so dass ich mehrere Folgen schreiben musste. Danach ist in der Schule eine kleine Witzwelle entstanden. Ja, und später hat man gemeint, alles sei von da ausgegangen. Ich weiß es selber nicht genau. Man sagt, dass Soldaten diese Welle aufgenommen hätten. Teilweise wurden dazu auch Bayernwitze, Polen- oder Belgierwitze genommen und einfach umgebaut."
Das merkt man schon an ihrer Machart. Fast alle Ostfriesenwitze sind, wie erwähnt, ein Frage-und-Antwort-Spiel.
Selten bessere, oft schlechtere Witze als dieser kamen im Sommer 1971 über Deutschland, fast wie ein Gewitter. Der erste Chronist der Welle, Karl Koch, hat es als Juister Buchhändler erlebt, wie ausgerechnet im entscheidenden Witz-Sommer 1971 Deutschlands erfolgreichster Witzbuchverleger auf Juist Ferien machte.
"Das ist hier wie eine Manie, daraus könnte ein erfolgreiches Buch werden,"
... sagte sich der Verleger, und er handelte sofort. Drei Bände mit sogenannten Ostfriesenwitzen gingen auf Deutschland nieder, bald auch noch ungezählte Taschenbüchlein anderer Verlage. Ebenso kam, unvermeidbar, auch noch die Gegenattacke unter dem tierisch ernsten Titel:
"Die Ossis schlagen zurück."
Jedenfalls wurden die Ostfriesen in Deutschland bekannt. Dass es gerade sie getroffen hatte, mag Zufall gewesen sein. Siehe das Gymnasium in Westerstede als Brutstätte. Noch schnell ein Rückblick auf diesen Ursprung. Als die Ostfriesenwitze zwanzig Jahre alt wurden, haben mehrere Journalisten Borwin Bandelow interviewt. Er antwortete recht bescheiden und vorsichtig. Unter anderem sagte er von der ersten Folge seiner Serie:
"Die Mitschüler haben darüber gelacht, so dass ich mehrere Folgen schreiben musste. Danach ist in der Schule eine kleine Witzwelle entstanden. Ja, und später hat man gemeint, alles sei von da ausgegangen. Ich weiß es selber nicht genau. Man sagt, dass Soldaten diese Welle aufgenommen hätten. Teilweise wurden dazu auch Bayernwitze, Polen- oder Belgierwitze genommen und einfach umgebaut."
Das merkt man schon an ihrer Machart. Fast alle Ostfriesenwitze sind, wie erwähnt, ein Frage-und-Antwort-Spiel.
Leuchtturm in Ostfriesland (Bild: AP)
Wiard Ravelling als wichtiger Chronist
"Warum haben die Ostfriesen immer Holzschuhe an? - Damit sie sich beim Grasfressen nicht in die Zehen beißen."
Der gründlichste Chronist des Ostfriesenwitzes, Wiard Raveling, hat über diese Konstruktion zu Recht bemerkt, die Eingangsfrage habe den Vorteil, dass sofort klar sei, nun solle ein Witz folgen. Und zwar ein Ostfriesenwitz. Und wenn jemand die Antwort schon kennt, dann braucht man nicht weiterzuerzählen, und alles ist elegant beendet.
"Was machen die Ostfriesen, wenn sie auf einen Baum geklettert sind und nicht wieder runter kommen? - Sie setzen sich auf ein Blatt und warten, dass es Herbst wird."
Dass die Ostfriesen zum Opfer einer Witzwelle wurden, lag an dem zufälligen Anfang auf einer Klassenreise. Doch muss man zugeben, dass sich dieser Menschenschlag zum Objekt von Spott geeignet haben muss, denn die Bevölkerung Ostfrieslands wirkte weit mehr als andere Gegenden Deutschlands noch irgendwie einheitlich. Das beruhte auf ihrer abgeschiedenen Lage zwischen dem Wattenmeer und der Grenze zu den Niederlanden. Auch war hier noch vieles bäuerlich und ländlich. Hier trank man Tee, und zwar pro Kopf der Bevölkerung gleich zehnmal soviel wie durchschnittlich im übrigen Deutschland.
Es hatten sich friesische Vornamen erhalten wie Geeske und Onno, Ebba und Tammo, auch wenn die friesische Sprache selbst längst ausgestorben war; dafür sprach und spricht man vielfach noch Platt. Es fehlte an Sinfonieorchestern und Hochschulen. Stattdessen pflegte man eigene Sitten und Bräuche und war gegen Fremde oft wortkarg. Lieber blieb man unter sich. Schon vor Beginn der Witzwelle trat in niederdeutschen Volksstücken und Schnurren der Ostfriese als leicht verschrobener Mensch auf. Eben: als komisch. Er selbst jedoch war stolz auf seine bodenständige Kultur.
"Weshalb ist neulich ein Ostfriese ertrunken? - Er wollte sein Hausboot unterkellern."
Nun ja, man erträgt es. Einige wenige Witze nehmen sogar scheinbar Rücksicht auf den tatsächlich existierenden Ostfriesen - oder zumindest auf seine Landschaft und Tradition.
"Warum gibt es in Ostfriesland Ebbe und Flut? - Als die Ostfriesen ans Meer kamen, hat das Wasser sich so erschrocken, dass es sich ganz weit zurückzog. Und nun kommt es jeden Tag zweimal, um nachzusehen, ob die Ostfriesen immer noch da sind."
Hier möchte man beinahe glauben, diese Geschichte hätte jemand erfunden, um das Land an den Deichen zu beschreiben. Auch solche Witze sind oft Wanderwitze. Aber einige scheinen auf die Ostfriesen zu passen:
"Zwei Ostfriesen sitzen bei der Flutkatastrophe auf einem Hausdach. Sagt der eine: Sieh mal, da schwimmt eine Mütze! - Da schwimmt keine Mütze! Das ist Harm Janssen, der mäht bei jedem Wetter."
Der gründlichste Chronist des Ostfriesenwitzes, Wiard Raveling, hat über diese Konstruktion zu Recht bemerkt, die Eingangsfrage habe den Vorteil, dass sofort klar sei, nun solle ein Witz folgen. Und zwar ein Ostfriesenwitz. Und wenn jemand die Antwort schon kennt, dann braucht man nicht weiterzuerzählen, und alles ist elegant beendet.
"Was machen die Ostfriesen, wenn sie auf einen Baum geklettert sind und nicht wieder runter kommen? - Sie setzen sich auf ein Blatt und warten, dass es Herbst wird."
Dass die Ostfriesen zum Opfer einer Witzwelle wurden, lag an dem zufälligen Anfang auf einer Klassenreise. Doch muss man zugeben, dass sich dieser Menschenschlag zum Objekt von Spott geeignet haben muss, denn die Bevölkerung Ostfrieslands wirkte weit mehr als andere Gegenden Deutschlands noch irgendwie einheitlich. Das beruhte auf ihrer abgeschiedenen Lage zwischen dem Wattenmeer und der Grenze zu den Niederlanden. Auch war hier noch vieles bäuerlich und ländlich. Hier trank man Tee, und zwar pro Kopf der Bevölkerung gleich zehnmal soviel wie durchschnittlich im übrigen Deutschland.
Es hatten sich friesische Vornamen erhalten wie Geeske und Onno, Ebba und Tammo, auch wenn die friesische Sprache selbst längst ausgestorben war; dafür sprach und spricht man vielfach noch Platt. Es fehlte an Sinfonieorchestern und Hochschulen. Stattdessen pflegte man eigene Sitten und Bräuche und war gegen Fremde oft wortkarg. Lieber blieb man unter sich. Schon vor Beginn der Witzwelle trat in niederdeutschen Volksstücken und Schnurren der Ostfriese als leicht verschrobener Mensch auf. Eben: als komisch. Er selbst jedoch war stolz auf seine bodenständige Kultur.
"Weshalb ist neulich ein Ostfriese ertrunken? - Er wollte sein Hausboot unterkellern."
Nun ja, man erträgt es. Einige wenige Witze nehmen sogar scheinbar Rücksicht auf den tatsächlich existierenden Ostfriesen - oder zumindest auf seine Landschaft und Tradition.
"Warum gibt es in Ostfriesland Ebbe und Flut? - Als die Ostfriesen ans Meer kamen, hat das Wasser sich so erschrocken, dass es sich ganz weit zurückzog. Und nun kommt es jeden Tag zweimal, um nachzusehen, ob die Ostfriesen immer noch da sind."
Hier möchte man beinahe glauben, diese Geschichte hätte jemand erfunden, um das Land an den Deichen zu beschreiben. Auch solche Witze sind oft Wanderwitze. Aber einige scheinen auf die Ostfriesen zu passen:
"Zwei Ostfriesen sitzen bei der Flutkatastrophe auf einem Hausdach. Sagt der eine: Sieh mal, da schwimmt eine Mütze! - Da schwimmt keine Mütze! Das ist Harm Janssen, der mäht bei jedem Wetter."
Ostfriesen und ihr Humor
Genau so könnte es sich in diesem Land zugetragen haben. Und noch ein drittes Beispiel, das einen Hauch von zutreffender Charakterisierung zu bieten scheint. Jedenfalls kommt darin die familiäre Atmosphäre zum Ausdruck, die zu abgeschlossenen Gemeinschaften passt:
"Was sagt ein Ostfriese, wenn er drei Leuten begegnet? - Na, ihr beiden, habt ihr noch einen mitgebracht?"
Immerhin eine sympathische Szene. - Das alles mussten sich die armen Ostfriesen nachsagen lassen. Hielten sie es aus? Haben Ostfriesen überhaupt Humor? Aber sicher! Den haben sie spätestens bei der Witzwelle, dieser härtesten Sturmflut ihrer jüngeren Geschichte lernen müssen. Die erste Reaktion war jedoch oft ein wütender Aufschrei ...
"Angedichtete Idiotismen! Rufmord auf Dorftrottel-Niveau!"
Doch dann arrangierte man sich durchaus großzügig. Ja, man nahm sein Schicksal willig auf sich und schlug sogar Kapital daraus. Viele Ostfriesen erkannten,
"... dass die Witzwelle überall unvorhergesehene Sympathien für ihr Stammestum weckte,"
wie Karl Koch festgestellt hat. Und er fuhr fort:
"Die Bevölkerung war sich mit den Managern des ostfriesischen Ferienmarktes einig: Über so viel unbezahlte Werbung darf man sich nicht ärgern, über die muss man sich freuen!"
So verwandelte man vielfach die Schmähung in Reklame. Trotz aller Schlichtheit der Botschaft. Doch wenig spricht dafür, dass man ausgerechnet die Ostfriesen in diesen Witzen wiedererkennen könnte.
"Warum hängen die Ostfriesen die Tür aus, wenn sie schlafen gehen? - Weil sie Angst haben, dass einer durchs Schlüsselloch guckt."
Es ist einfach ein etwas überheblicher Spott. Aber nicht böse gemeint:
"Wie nennt man das, wenn ein Ostfriese eine Kopfschmerztablette schluckt? - Hohlraumversiegelung."
Begonnen hatte diese Art von Witzen, wie erwähnt, aus einer Konkurrenz von Nachbarn, also der Ammerländer und der Ostfriesen. Doch dieser Ursprung war längst vergessen, als bald fast die ganze Bundesrepublik mitmachte, denn die anderen Deutschen hegten ja keinen Nachbarschaftsgroll auf die Leute da ganz oben links, in der Nordwestecke der Republik. Ihr Motiv, diese Witze zu erzählen, war offenbar längst die Freude am Mitmachen oder auch die Freude an der ebenso lustigen wie dummen Botschaft jedes einzelnen Exemplars.
"Warum laufen die Ostfriesen drei Runden ums Bett, bevor sie schlafen gehen? - Wenn ein Räuber kommt, haben sie drei Runden Vorsprung."
Dummenwitze sind zwar an sich etwas primitiv, doch selbst sie enthalten eine kleine pfiffige Idee - wie jeder Witz, auch der schlechteste. Wohl um dieses kleinen lustigen Drehs willen erfreuen sich selbst solche Witze manchmal großer Beliebtheit.
In Deutschland hatte zuvor der ethnische, also der Volksgruppenwitz nie so recht geblüht. Insofern war der Ostfriesenwitz damals für uns neu.
Nun, die erste ethnische Attacke in Deutschland haben die Ostfriesen gut überstanden. Denn sie können lachen, und wie! Sie haben es den anderen deutschen Stämmen sogar auf die liebenswürdigste Weise heimgezahlt. Ihre subtile Rache heißt Otto. Otto Waalkes, der quirligste Lachsack der Nation. Es wirkt wie eine Widerlegung alter Vorurteile, wenn dieser Ostfriese hüpft und zappelt, seine Worte hervorsprudelt und seine Grimassen schneidet, dann muss jeder Zweifel verstummen. Ostfriesen haben Humor.
"Warum stecken sich die Ostfriesen Watte in die Ohren? - Sie können die Ostfriesenwitze nicht mehr hören."
Aber sie wissen sie zumeist doch zu schätzen. Der Chronist der Witzreihe, besagter Wiard Raveling, selbst natürlich Ostfriese und vom Humor seiner Landsleute überzeugt, kommt zu dem Schluss:
"... dass im allgemeinen, und je länger desto mehr, die meisten Ostfriesen ... auf die Witze gelassen und mit einer gehörigen Portion Selbstironie reagieren."
Die Ostfriesen können sogar zufrieden sein. Die Witzwelle hat sie bekannt gemacht. Auch der Tourismus hat profitiert. Selbst das Wort "friesisch" ist zum Werbeträger geworden, jedenfalls deutete vor zehn Jahren der Vertriebschef der Brauerei Jever an, die Betonung von "friesisch" in der Werbebotschaft habe den Umsatz gesteigert. Und er meinte ausdrücklich, bekannt geworden sei Friesland doch überhaupt erst durch die Witze. Man konnte dort oben also zufrieden sein. Raveling nennt noch einen weiteren Grund, warum viele Ostfriesen die Welle gut aufnahmen:
"Das fällt ihnen umso leichter, als die Ostfriesenwitze mit derart monströsen Übertreibungen arbeiten, dass kein Ostfriese sich wirklich ernsthaft getroffen fühlen kann."
Doch genau genommen, sind es ja nicht einmal Übertreibungen. Das würde ja voraussetzen, die Ostfriesen seien doch ein bisschen einfältig oder allzu langsam. Dafür spricht wenig.
"Wie kann man einen Ostfriesen am Heiligen Abend zum Lachen bringen? - Man muss ihm am zweiten Advent einen guten Witz erzählen."
"Was sagt ein Ostfriese, wenn er drei Leuten begegnet? - Na, ihr beiden, habt ihr noch einen mitgebracht?"
Immerhin eine sympathische Szene. - Das alles mussten sich die armen Ostfriesen nachsagen lassen. Hielten sie es aus? Haben Ostfriesen überhaupt Humor? Aber sicher! Den haben sie spätestens bei der Witzwelle, dieser härtesten Sturmflut ihrer jüngeren Geschichte lernen müssen. Die erste Reaktion war jedoch oft ein wütender Aufschrei ...
"Angedichtete Idiotismen! Rufmord auf Dorftrottel-Niveau!"
Doch dann arrangierte man sich durchaus großzügig. Ja, man nahm sein Schicksal willig auf sich und schlug sogar Kapital daraus. Viele Ostfriesen erkannten,
"... dass die Witzwelle überall unvorhergesehene Sympathien für ihr Stammestum weckte,"
wie Karl Koch festgestellt hat. Und er fuhr fort:
"Die Bevölkerung war sich mit den Managern des ostfriesischen Ferienmarktes einig: Über so viel unbezahlte Werbung darf man sich nicht ärgern, über die muss man sich freuen!"
So verwandelte man vielfach die Schmähung in Reklame. Trotz aller Schlichtheit der Botschaft. Doch wenig spricht dafür, dass man ausgerechnet die Ostfriesen in diesen Witzen wiedererkennen könnte.
"Warum hängen die Ostfriesen die Tür aus, wenn sie schlafen gehen? - Weil sie Angst haben, dass einer durchs Schlüsselloch guckt."
Es ist einfach ein etwas überheblicher Spott. Aber nicht böse gemeint:
"Wie nennt man das, wenn ein Ostfriese eine Kopfschmerztablette schluckt? - Hohlraumversiegelung."
Begonnen hatte diese Art von Witzen, wie erwähnt, aus einer Konkurrenz von Nachbarn, also der Ammerländer und der Ostfriesen. Doch dieser Ursprung war längst vergessen, als bald fast die ganze Bundesrepublik mitmachte, denn die anderen Deutschen hegten ja keinen Nachbarschaftsgroll auf die Leute da ganz oben links, in der Nordwestecke der Republik. Ihr Motiv, diese Witze zu erzählen, war offenbar längst die Freude am Mitmachen oder auch die Freude an der ebenso lustigen wie dummen Botschaft jedes einzelnen Exemplars.
"Warum laufen die Ostfriesen drei Runden ums Bett, bevor sie schlafen gehen? - Wenn ein Räuber kommt, haben sie drei Runden Vorsprung."
Dummenwitze sind zwar an sich etwas primitiv, doch selbst sie enthalten eine kleine pfiffige Idee - wie jeder Witz, auch der schlechteste. Wohl um dieses kleinen lustigen Drehs willen erfreuen sich selbst solche Witze manchmal großer Beliebtheit.
In Deutschland hatte zuvor der ethnische, also der Volksgruppenwitz nie so recht geblüht. Insofern war der Ostfriesenwitz damals für uns neu.
Nun, die erste ethnische Attacke in Deutschland haben die Ostfriesen gut überstanden. Denn sie können lachen, und wie! Sie haben es den anderen deutschen Stämmen sogar auf die liebenswürdigste Weise heimgezahlt. Ihre subtile Rache heißt Otto. Otto Waalkes, der quirligste Lachsack der Nation. Es wirkt wie eine Widerlegung alter Vorurteile, wenn dieser Ostfriese hüpft und zappelt, seine Worte hervorsprudelt und seine Grimassen schneidet, dann muss jeder Zweifel verstummen. Ostfriesen haben Humor.
"Warum stecken sich die Ostfriesen Watte in die Ohren? - Sie können die Ostfriesenwitze nicht mehr hören."
Aber sie wissen sie zumeist doch zu schätzen. Der Chronist der Witzreihe, besagter Wiard Raveling, selbst natürlich Ostfriese und vom Humor seiner Landsleute überzeugt, kommt zu dem Schluss:
"... dass im allgemeinen, und je länger desto mehr, die meisten Ostfriesen ... auf die Witze gelassen und mit einer gehörigen Portion Selbstironie reagieren."
Die Ostfriesen können sogar zufrieden sein. Die Witzwelle hat sie bekannt gemacht. Auch der Tourismus hat profitiert. Selbst das Wort "friesisch" ist zum Werbeträger geworden, jedenfalls deutete vor zehn Jahren der Vertriebschef der Brauerei Jever an, die Betonung von "friesisch" in der Werbebotschaft habe den Umsatz gesteigert. Und er meinte ausdrücklich, bekannt geworden sei Friesland doch überhaupt erst durch die Witze. Man konnte dort oben also zufrieden sein. Raveling nennt noch einen weiteren Grund, warum viele Ostfriesen die Welle gut aufnahmen:
"Das fällt ihnen umso leichter, als die Ostfriesenwitze mit derart monströsen Übertreibungen arbeiten, dass kein Ostfriese sich wirklich ernsthaft getroffen fühlen kann."
Doch genau genommen, sind es ja nicht einmal Übertreibungen. Das würde ja voraussetzen, die Ostfriesen seien doch ein bisschen einfältig oder allzu langsam. Dafür spricht wenig.
"Wie kann man einen Ostfriesen am Heiligen Abend zum Lachen bringen? - Man muss ihm am zweiten Advent einen guten Witz erzählen."