Warum Shanghais Schüler die besten sind
Vor über zehn Jahren wurde die erste PISA-Bildungsstudie veröffentlicht. Die deutsche Öffentlichkeit schreckte auf, denn man hatte nur mittelmäßig abgeschnitten. In der jüngsten internationalen Schulstudie nahm Shanghai als Einzelstadt teil und landete auf Anhieb auf dem ersten Platz.
Früher Nachmittag. Kurze Pause in der Shanghaier Weltfremdsprachenschule. Die Kinder stürmen aus den Klassenräumen. Sie tragen legere Trainingsanzüge. Das Gebäude ist lichtdurchflutet, freundlich, blitzsauber. Das ist keine durchschnittliche Schule in Shanghai, sondern eine, die die Stadtverwaltung gern Journalisten zeigt. Glaubt man den PISA-Ergebnissen, sind diese Schüler hier die cleversten der Welt. Sie gehen auf eine der besten Schulen in der Stadt mit den weltweit besten Testergebnissen. Was tatsächlich sofort auffällt: Jeder Schüler hier ist zweisprachig. Die 13-jährige Li Muyang betet in fließendem Englisch ihren Tagesablauf herunter:
"Ich gehe um sieben Uhr von zu Hause los, bin um halb acht in der Schule. Um acht beginnt der Unterricht, zunächst mit Frühsport. Jeden Tag haben wir acht Stunden. Um etwa halb fünf ist die Schule aus. Dann haben wir noch Gruppenaktivitäten, zum Beispiel den Basketball-Club. Ich trainiere bis um sechs. Dann gehe ich nach Hause, esse zu Abend und mache meine Hausaufgaben bis um halb elf. Dann bade ich und gehe zu Bett."
Chinesische Kinder sitzen oft bis Mitternacht am Schreibtisch. Wer nach den Ursachen für Shanghais gute PISA-Ergebnisse sucht, wird zuallererst auf diese eine Tatsache stoßen: Chinas Kinder pauken. Wenn europäische Kinder längst mit ihren Freunden um die Häuser ziehen, fernsehen oder einfach schlafen, sitzen junge Chinesen am Schreibtisch. Yin Houqing von der Shanghaier Schulbehörde:
"Asien hat seine eigene Kulturtradition. Im Westen steht die individuelle Entwicklung des Kindes im Vordergrund. Im Osten konzentrieren wir uns auf die Einheitlichkeit und die Vermittlung von Bildungsmindeststandards. PISA hat gezeigt, dass wir kaum Schüler am unteren Ende der Skala haben. Aber wir können wohl sagen, dass wir unseren PISA-Erfolg mit der Freizeit unserer Schüler bezahlen."
Chinesische Schüler müssen riesige Faktenberge bewältigen und viel auswendig lernen. Mit seinem strikten Lerndruck und der Durchsetzung einheitlicher Bildungsstandards hat Chinas Schulsystem viel erreicht: In der Volksrepublik können heute mehr als 99 Prozent der 15- bis 24-Jährigen lesen und schreiben. Andererseits, so argumentieren immer mehr Chinesen, töten Chinas Schulen Kreativität ab. Hand in Hand mit dem Schulsystem geht die Kindererziehung. Im harten chinesischen Wettbewerb sind es oftmals mehr die Eltern als die Lehrer, die ihre Kinder zu immer noch längeren Lernsitzungen treiben, mit ihnen büffeln und unerbittlich gute Noten verlangen. In den Eltern sieht der Shanghaier Bildungspolitiker Yin Houqing einen weiteren Schlüssel zum chinesischen PISA-Erfolg.
"Eltern sind eine starke Kraft in der chinesischen Bildung. Chinas Eltern sind dazu bereit, ihre Freizeit und ihre Energie für ihre Kinder zu opfern. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum chinesische Kinder so gute Noten haben."
Einheitliche Bildungsstandards, eine Kultur harter Lerndisziplin, hoher Leistungsdruck und ehrgeizige Eltern: Das alles steht hinter Shanghais guten PISA-Noten. Doch das Shanghaier Ergebnis lässt sich nicht auf ganz China übertragen. Die Stadt ist ein Sonderfall, ökonomisch am weitesten entwickelt, der Wohlstand und das Bildungsniveau sind hoch. In den Binnenprovinzen und auf dem Land sind die Schulen in teils noch erbärmlichen Zustand. Doch Shanghai zeigt, welches Bildungspotenzial in einem künftigen, wohlhabenderen China steckt.
"Ich gehe um sieben Uhr von zu Hause los, bin um halb acht in der Schule. Um acht beginnt der Unterricht, zunächst mit Frühsport. Jeden Tag haben wir acht Stunden. Um etwa halb fünf ist die Schule aus. Dann haben wir noch Gruppenaktivitäten, zum Beispiel den Basketball-Club. Ich trainiere bis um sechs. Dann gehe ich nach Hause, esse zu Abend und mache meine Hausaufgaben bis um halb elf. Dann bade ich und gehe zu Bett."
Chinesische Kinder sitzen oft bis Mitternacht am Schreibtisch. Wer nach den Ursachen für Shanghais gute PISA-Ergebnisse sucht, wird zuallererst auf diese eine Tatsache stoßen: Chinas Kinder pauken. Wenn europäische Kinder längst mit ihren Freunden um die Häuser ziehen, fernsehen oder einfach schlafen, sitzen junge Chinesen am Schreibtisch. Yin Houqing von der Shanghaier Schulbehörde:
"Asien hat seine eigene Kulturtradition. Im Westen steht die individuelle Entwicklung des Kindes im Vordergrund. Im Osten konzentrieren wir uns auf die Einheitlichkeit und die Vermittlung von Bildungsmindeststandards. PISA hat gezeigt, dass wir kaum Schüler am unteren Ende der Skala haben. Aber wir können wohl sagen, dass wir unseren PISA-Erfolg mit der Freizeit unserer Schüler bezahlen."
Chinesische Schüler müssen riesige Faktenberge bewältigen und viel auswendig lernen. Mit seinem strikten Lerndruck und der Durchsetzung einheitlicher Bildungsstandards hat Chinas Schulsystem viel erreicht: In der Volksrepublik können heute mehr als 99 Prozent der 15- bis 24-Jährigen lesen und schreiben. Andererseits, so argumentieren immer mehr Chinesen, töten Chinas Schulen Kreativität ab. Hand in Hand mit dem Schulsystem geht die Kindererziehung. Im harten chinesischen Wettbewerb sind es oftmals mehr die Eltern als die Lehrer, die ihre Kinder zu immer noch längeren Lernsitzungen treiben, mit ihnen büffeln und unerbittlich gute Noten verlangen. In den Eltern sieht der Shanghaier Bildungspolitiker Yin Houqing einen weiteren Schlüssel zum chinesischen PISA-Erfolg.
"Eltern sind eine starke Kraft in der chinesischen Bildung. Chinas Eltern sind dazu bereit, ihre Freizeit und ihre Energie für ihre Kinder zu opfern. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum chinesische Kinder so gute Noten haben."
Einheitliche Bildungsstandards, eine Kultur harter Lerndisziplin, hoher Leistungsdruck und ehrgeizige Eltern: Das alles steht hinter Shanghais guten PISA-Noten. Doch das Shanghaier Ergebnis lässt sich nicht auf ganz China übertragen. Die Stadt ist ein Sonderfall, ökonomisch am weitesten entwickelt, der Wohlstand und das Bildungsniveau sind hoch. In den Binnenprovinzen und auf dem Land sind die Schulen in teils noch erbärmlichen Zustand. Doch Shanghai zeigt, welches Bildungspotenzial in einem künftigen, wohlhabenderen China steckt.