Ich bin froh, wenn ich ein bisschen Aufmerksamkeit fürs Wandern bekomme. Mir ist wichtig, schöne Touren zu machen. Das müssen auch gar nicht lange Touren sein. Die sollen einfach möglichst komprimiert sein, ein schönes Erlebnis bieten und auch zum Nachwandern anregen.
Freizeitsport
Wanderer können viel zu ihrer Gesundheit beitragen. © Wolf-Sören Treusch
Was Wandern so attraktiv macht
Seit der Coronapandemie gibt es hierzulande einem Wanderboom. Studien belegen, dass zwei von drei Deutschen wandern – auch mit Routenplanern und Navigations-Apps auf dem Smartphone. Manche wollen trotzdem nicht auf einen Wanderführer verzichten.
Trekkinghosen, Vliesjacken, festes Schuhwerk – und jede Menge gute Laune: 55 Männer und Frauen sind bereit, knapp 20 Kilometer in einer Gruppe zu wandern im brandenburgischen Landkreis Barnim.
Frank Meyer, Mitte 50, führt die Gruppe an, nennt sich selbst "wanderverrückt". Als Jugendlicher fand er es doof, mit den Eltern durch die Alpen zu stiefeln. Heute, 40 Jahre später, gibt es kaum einen Flecken in Berlin und Brandenburg, den er nicht erlaufen hat. "Das Wandern ist des Meyers Lust" titelte ein Berliner Boulevardblatt in Anlehnung an ein bekanntes Volkslied.
Wandern mit der Navigations-App "komoot"
Seine Touren veröffentlicht er auf der Navigations-App "komoot". Fast 20.000 Menschen folgen ihm dort. Wann immer es geht, wandert der selbstständige Webentwickler. Gern allein.
3.500 Kilometer kommen im Jahr zusammen. Einmal im Monat bietet er jedoch auch Gruppenwanderungen an. Und die werden immer beliebter.
Bei sonnigen elf Grad geht es diesmal durch eine naturbelassene Fließ-, Moor- und Seenlandschaft.
Barbara und Reiner Lamprecht sind die einzigen, die mit Wanderstöcken unterwegs sind.
Barbara Lamprecht erläutert: „Wir laufen – ist ja alles flach hier – ungefähr fünf Kilometer die Stunde.“ Ihr Mann betont: „Im Moment habe ich mit dem Meniskus ein Problem, deshalb sind wir ziemlich lahm. Ansonsten sind wir eigentlich immer bei den Flotteren.“
Barbara Lamprecht erläutert: „Wir laufen – ist ja alles flach hier – ungefähr fünf Kilometer die Stunde.“ Ihr Mann betont: „Im Moment habe ich mit dem Meniskus ein Problem, deshalb sind wir ziemlich lahm. Ansonsten sind wir eigentlich immer bei den Flotteren.“
Joachim Hentschke hingegen hat gar keine Schuhe an. Er läuft barfuß: „Weil es mir einfach guttut. Ich habe irgendwann Knieprobleme bekommen – die sind komplett weg, seitdem ich exzessiv in der Freizeit barfuß laufe. Auf diese Art und Weise habe ich mir eine Operation erspart.“
Kommunizieren bei Gruppenwanderungen
Angeregt unterhält er sich mit einer der Teilnehmerinnen. Bisher kannten sich die beiden nur virtuell aus der App. Wer in einer Gruppe wandert, will auch kommunizieren. Das bestätigt Reisebuchautorin Ulrike Wiebrecht, die mit einer Freundin gekommen ist
Sie sagt: „Man kann sich dabei auch gut unterhalten, das kann man beim Radfahren auch nicht unbedingt. Ich finde das auch gut so, dass man einfach so die Gedanken beim Gehen mal durchventiliert.“
Die Gruppendynamik als größte Herausforderung
Das Ufer eines kleinen Sees lädt ein zum Verweilen. Neben dem Ausfindigmachen der perfekten Tour sei die Gruppendynamik die größte Herausforderung für ihn, ergänzt Wanderführer Meyer.
Ich mache häufiger diese Wanderungen auch mit Gründern, bei denen es darum geht, sich während der Wanderung zu vernetzen. Da merke ich immer, da muss ich sie auch gewähren lassen. Da geht es in erster Linie darum, die Wanderung als eine Art Medium zu benutzen, um Networking zu betreiben. Da kann ich die Leute nicht aus ihren Gesprächen reißen.
Und schon geht es weiter. Auf schmalen Pfaden schlängelt sich der Weg durch den Wald.
Zauberhaft, findet Helga Kraschewski. Die Rentnerin nimmt regelmäßig an so genannten Mega- oder Mammut-Märschen teil. Und freut sich, dass sie auch hier etwas für ihr Herz-Kreislauf-System tun kann: „Ich sage immer: Kaum sind die Füße in Bewegung, hat der Kopf Pause. Das ist jetzt meine neue Sportwelt, meine Fitness. Ich versuche jetzt immer, einen Tag mit Aufgaben oder Terminen zu blocken, um dann einen ganzen Tag zum Wandern freizuhaben. Einfach toll.“
Am Ende erwartet sie noch ein kleines Abenteuer: Ein frei schwingendes Holzbrett führt über einen Bach. Die zierliche Frau ist nicht schwindelfrei. Ein älterer Herr hilft ihr, heil über die Furt zu kommen.
Ganz einfach selbstbestimmt unterwegs sein
Jürgen Rosenkranz ist fast immer dabei, wenn Frank Meyer zum Mitwandern einlädt. Wandern, sagt er, sei die einfachste Möglichkeit, selbstbestimmt unterwegs zu sein.
Er unterstreicht: „Ich war lange Busfahrer. Wenn man im Alter sich manchmal die Menschen anguckt, die wirklich mit Mühe und Not meinen Bus noch gekriegt haben, schnaufend, völlig kaputt, obwohl die viel jünger waren. Da habe ich mir gesagt: So möchte ich nie sein.“
Nach knapp fünf Stunden ist die Gruppe am Ziel. Exakt wie geplant. Jede seiner Touren, auch in die entlegensten Ecken des Landes, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Daher achtet Frank Meyer peinlich genau darauf, die Fahrpläne einzuhalten.