Was bleibt anders?

Wie Corona unser Leben verändert

81:42 Minuten
Illustration: Beschäftigte arbeitende Mutter mit Laptop und Baby auf dem Rücken.
"Ich befürchte einen krassen Rollback bei den Frauen", sagt die SPD-Politikerin Elke Ferner. © imago / Ikon Images / Veronica Grech
Moderation: Katrin Heise |
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Anderthalb Jahre mit Corona haben unser Zusammenleben drastisch verändert: Vieles wünschen wir uns zurück. Doch gibt es auch Dinge, die anders bleiben sollen? Was hat uns die Pandemie gelehrt?
Ein Virus krempelt unseren Alltag um. Seit Corona im Januar 2020 erstmalig auch in Deutschland vermeldet wurde, hat die Pandemie unser Zusammenleben erheblich verändert - vermutlich auch nachhaltig.
Wie blicken wir auf die vergangenen anderthalb Jahre? Sind sie nur eine Zumutung, wie es die Bundeskanzlerin einst formulierte, oder steckt in der Pandemie nicht auch die Chance, nachzudenken, umzudenken, neu zu denken? Und: Was soll anders bleiben?

Plädoyer für mehr Geschlechtergerechtigkeit

"Ich befürchte einen krassen Rollback bei den Frauen. Und den sehen wir erst so richtig, wenn alles andere wieder läuft", sagt Elke Ferner. Die SPD-Politikerin saß von 1990 bis 2017 im Bundestag; unter anderem war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium. Heute engagiert sich die Saarländerin als Vorstandsmitglied im Deutschen Frauenrat. Seit 2021 ist sie Vorsitzende von UN Women Deutschland.
Frauen, so ihre Beobachtung, müssten nach wie vor zurückstecken, Homeoffice und zugleich das Homeschooling der Kinder managen. Viele seien dafür in Teilzeit gegangen. "Und Teilzeit ist ein Karriere-Killer, eine berufliche Sackgasse. Die Frauen werden schlechter bezahlt, der Gender Pay Gap steigt. Das addiert sich zu Einkommenskürzungen - und im Alter zu Rentenkürzungen. Deshalb brauchen wir Wiederaufbaupläne, und die müssen geschlechtergerecht gestaltet werden."
Was nimmt sie mit aus der Pandemie? "Dass man achtsamer miteinander umgehen muss, und dass die Debatte weitergehen muss, dass systemrelevante Gruppen besser bezahlt werden müssen. Es sind die typischen Frauenberufe, in denen oft schlechtere Arbeitsbedingungen herrschen. Das war schon in normalen Zeiten so – jetzt wird es uns nur bewusst." Ein weit verbreitetes Accessoire wird Elke Ferner weiterhin nutzen: "Wenn ich verreise, wird die Maske zu meinem Reisegepäck gehören."

"Gesellschaften lernen nur wider Willen"

"Die neue Normalität wird sehr anders sein als die alte", sagt der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer, Mitbegründer und Direktor der Zukunfts-Stiftung "Futurzwei". "Die Mobilität, der Tourismus, die sozialen Verkehrsformen - alles ist so rapide transformiert, dass man schon irritiert ist, wenn in Spielfilmen Menschen in den Urlaub fahren oder sich zur Begrüßung gar umarmen."
Unumkehrbar seien auch die Umbrüche in der Arbeitswelt, meint er: "Auch nach Ende der Pandemie wird Homeoffice allein oder die Kombination von Homeoffice und Präsenzzeit im Büro für viele zum New Normal werden - mit weitreichenden Konsequenzen vom Pendlerverkehr bis zu den Siedlungsformen."
Welzer, der Transformationsdesign an der Europa-Universität in Flensburg lehrt, beschäftigt sich seit langem mit den Folgen des Klimawandels und anderer Krisen. In seinen Büchern geht es auch um die Frage, wie Gesellschaften darauf antworten sollen - "jenseits von Digitalhype und fadem Konsum". Seine Erfahrung: "Gesellschaften lernen nur wider Willen." Die Frage sei, ob wir nun zum Lernen bereit seien.

Wie Corona unser Leben verändert: Was bleibt anders?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Elke Ferner vom Deutschen Frauenrat und mit dem Soziologen Harald Welzer. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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(sus)
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