Das sagt die Altenpflegerin
Die Gewinnorientierung der Einrichtungen sei das Hauptproblem in der Altenpflege, bemängelt Pflegerin Susanne Apfelbaum. Zudem müssten auch Leute von der Basis bei den Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Pflegekassen teilnehmen. Interesse daran sieht sie in der Politik allerdings kaum.
Susanne Apfelbaum ist Altenpflegerin in Südhessen. Zeitdruck ist bei der Arbeit ihr ständiger Begleiter. Sie arbeitet in einem Heim in Südhessen – auf einer Station mit 24 Demenzkranken. Drei Pflegerinnen kümmern sich um die Patienten.
Im Deutschlandfunk Kultur beschrieb Frau Apfelbaum, wie sie jeden Tag aufs Neue wegen der engen Taktung ihrer Arbeit in einen "großen Gewissenskonflikt" gerät.
"... weil das für uns bedeutet: Wir haben in einem bestimmten Zeitrahmen die Bewohner teilweise komplett zu waschen – oder auch anzuleiten. Und wenn ich es in einem bestimmten Zeitfenster nicht schaffe, eine bestimmte Anzahl der Bewohner zu versorgen, dann muss meine Kollegin dafür umso mehr versorgen.
Das ist ja auch alles sehr zeitintensiv, und die Leute brauchen ja auch Zeit, um überhaupt erstmal ins Bad zu laufen. Und es ist ja auch sehr wichtig, dass sie mobilisiert werden und in Bewegung bleiben."
Pflegeschlüssel zu kompliziert
Mehr Personal und bessere Bezahlung seien wichtig, um die Situation in der Pflege zu verbessern, aber "an allererster Stelle" fordert die Altenpflegerin: Die Gewinnorientierung auf dem Pflegemarkt müsse gestoppt werden, denn sie führe zur "Pflege im Akkord". Und die Lage verbessere sich nicht, sondern werde "eigentlich nur noch schlimmer".
Zudem ist Apfelabum der Ansicht, dass der sogenannte Pflegeschlüssel - also das Verhältnis von Pflegern zu Patienten bzw. welche Leitung wie abgerechnet werden kann - "viel transparenter" gemacht werden muss. Er sei "viel zu kompliziert".
Basis bei Verhandlungen nicht dabei
Ein Problem sei auch, dass die Pflegefachkräfte an entsprechenden Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Krankenkassen nicht teilnehmen. Sie selbst sei stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und habe sich mehrfach angeboten:
"Aber da wurde abgewunken, ich habe so das Gefühl, dass das eigentlich nicht gewollt ist."
Dennoch liebe sie ihren Beruf, und das sei auch der Grund, warum sie die Parteien im Bundestag angeschrieben habe:
"Ich kann das einfach nicht mehr, ich kann nicht mehr länger zuschauen und das so hinnehmen."
(huc)