Was Föten im Mutterleib hören
Was bekommt das ungeborene Baby im Mutterleib von seiner akustischen Umwelt mit - eine Frage, die wohl nicht nur werdende Eltern interessiert. Schließlich hat jeder von uns im Schoße der Mutter die ersten und vielleicht auch schon prägenden Hörerfahrungen gesammelt.
Ab wann kann der Fötus hören, was kommt an akustischen Ereignissen an, und kann das Ungeborene überhaupt etwas mit ihnen anfangen? Die Pädaudiologie, die Lehre vom Hören bei Kindern, ist ein Tochterfachbereich der HNO und beschäftigt sich u.a. mit solchen Fragen.
Ein Geburtsvorbereitungskurs im Geburtshaus Hamburg. Hochschwangere und ihre Partner stehen im Kreis und geben lange Vokallaute von sich. Später, bei der Geburt, sollen sich die werdenden Mütter damit über die Wehen hinweghelfen.
Die ungeborenen Babys können diese Übung und andere akustische Ereignisse längst wahrnehmen. Achala Kiss, Kursleiterin und Hebamme, ermutigt die werdenden Eltern deshalb, mit ihren Ungeborenen zu sprechen oder auch für sie zu singen:
"Z. B. das Lieblingslied, das Lied was die Eltern vorsingen, die Spieluhr, das erkennt das Baby nach der Geburt wieder. Damit kann man das wieder beruhigen, deswegen macht man das ganz gerne in der Schwangerschaft. Dass man das mit einbaut. Dass man da schon so’n Ritual im Mutterleib anlegt, beim dem Ungeborenen, damit es danach dann auf die Spieluhr reagiert, wenn es unruhig ist. Das ist der Sinn davon."
Wenn das Baby geboren wird, hat es schon mehrere Monate Hörerfahrung hinter sich. Etwa 22 Wochen nach der Befruchtung ist die Cochlea, die Hörschnecke, voll ausgereift, es existiert ein funktionierendes Innenohr, das bereit wäre zu hören. Doch erst mal erfolgt geräuschvoll eine Art Systemstart. Prof. Dr. Rainer Schönweiler, leitender Päd-Audiologe am Universitätsklinikum Lübeck.
"Es gibt ganz interessante Befunde zum Hören im Mutterleib. Beispielsweise hat man festgestellt, dass diese Sinneszellen schon bevor sie auf Schallreize reagieren schon eine Eigenaktivität entwickeln. Man kann eigentlich sagen, dass der Beginn des Hörens im Mutterleib ist, dass man Ohrgeräusche hört, ein Tinnitus. Das System stimuliert sich zunächst einmal selbst. Und dann ist das Kind in der Lage im Mutterleib tatsächlich auf äußere Schallreize zu reagieren."
Nach diesem Hörstart öffnet sich dem Fötus eine reichhaltige und niemals stille Geräuschwelt. Ganz nah sind die Geräusche der Mutter, ihr Herzschlag, ihre Atmung, Magen- und Darmgeräusche. Durch Bauchdecke, Gebärmutter und Fruchtwasser gelangen aber auch stark gedämpft die Geräusche von außen zum Fötus. Die Stimme der Mutter wird dabei am deutlichsten übertragen.
"Und diese Information braucht das Kind nach der Geburt, um die Mutter wieder zu erkennen, das ist ein praktischer Nutzen."
Alle anderen Stimmen werden stärker gedämpft und kommen in etwa so beim Fötus an:
"Das reicht aber aus, um die Sprechmelodie zu erkennen, den Rhythmus. Man kann anhand der Grundfrequenz erkennen, ob es eine männliche Stimme ist oder eine weibliche. Und von Musik kann man auch sehr gut die Grundfrequenzen erkennen, daraus kommt ja auch die Idee, dass werdende Mütter sehr viel Musik hören sollten, damit Kinder musikalischer werden. So ganz bewiesen ist das nicht, aber es hat einen wahren wissenschaftlichen Kern natürlich."
Wahre Wunderdinge werden der Musik von Mozart nachgesagt. Manch ein werdendes Elternpaar hört sie tagein tagaus und hofft, dadurch Intelligenz und Kreativität des Ungeborenen zu fördern.
"Die Mozartmusik hat sehr viele musikalische Elemente, die intuitiv verständlich sind. Es hat einen reichen musikalischen Inhalt, fördert die Musikalität, alles dies fasst man als Mozarteffekt zusammen. Die Frage ist natürlich, muss es unbedingt Mozart sein, kann es nicht auch Haydn sein. Diese Frage lässt sich so nicht beantworten."
Auch modernere Musik scheint bei den Ungeborenen gut anzukommen. Beim Geburtsvorbereitungskurs spricht eine werdende Mutter über ein kürzlich erlebtes Konzert des englischen Popmusikers Morrissey. In den Wochen vor der Veranstaltung hörte sie, und damit auch ihr ungeborenes Kind, immer wieder dessen neues Album. Als dann die Vorband den Konzertabend eröffnete, reagierte das Kind sehr unruhig.
"Und ich hab’s ganz klar gemerkt, die Vorband, die ich auch super fand, das Baby aber nicht kannte, wo ich dachte, oh nein, wenn das so bleibt, dann kann ich das knicken, dann kann ich raus gehen. Als dann aber der Hauptact angefangen hat, war alles super. Es war echt wie so’n ... das war total spürbar, dass es fürs Kind kein Stress mehr war, obwohl ich beides gut fand. Weil ich das Gefühl hatte, vielleicht ist es ein Wiedererkennungseffekt oder so."
Kann der Fötus also nicht nur Musik hören, sondern sie auch wieder erkennen? Rainer Schönweiler:
"Wir gehen davon, dass das Gehirn eines Säuglings so gut schon ist, dass es sich solche Dinge merken kann, dass also ein Lernen schon stattfinden kann, und dass natürlich Wiedererkennungsmöglichkeiten bestehen, das steht eigentlich außer Zweifel."
Ob also Popmusik, Mozart oder die Vokale der Eltern bei der Geburtsvorbereitung lange vor dem ersten Licht der Welt, entdeckt das Baby ihre Töne.
Ein Geburtsvorbereitungskurs im Geburtshaus Hamburg. Hochschwangere und ihre Partner stehen im Kreis und geben lange Vokallaute von sich. Später, bei der Geburt, sollen sich die werdenden Mütter damit über die Wehen hinweghelfen.
Die ungeborenen Babys können diese Übung und andere akustische Ereignisse längst wahrnehmen. Achala Kiss, Kursleiterin und Hebamme, ermutigt die werdenden Eltern deshalb, mit ihren Ungeborenen zu sprechen oder auch für sie zu singen:
"Z. B. das Lieblingslied, das Lied was die Eltern vorsingen, die Spieluhr, das erkennt das Baby nach der Geburt wieder. Damit kann man das wieder beruhigen, deswegen macht man das ganz gerne in der Schwangerschaft. Dass man das mit einbaut. Dass man da schon so’n Ritual im Mutterleib anlegt, beim dem Ungeborenen, damit es danach dann auf die Spieluhr reagiert, wenn es unruhig ist. Das ist der Sinn davon."
Wenn das Baby geboren wird, hat es schon mehrere Monate Hörerfahrung hinter sich. Etwa 22 Wochen nach der Befruchtung ist die Cochlea, die Hörschnecke, voll ausgereift, es existiert ein funktionierendes Innenohr, das bereit wäre zu hören. Doch erst mal erfolgt geräuschvoll eine Art Systemstart. Prof. Dr. Rainer Schönweiler, leitender Päd-Audiologe am Universitätsklinikum Lübeck.
"Es gibt ganz interessante Befunde zum Hören im Mutterleib. Beispielsweise hat man festgestellt, dass diese Sinneszellen schon bevor sie auf Schallreize reagieren schon eine Eigenaktivität entwickeln. Man kann eigentlich sagen, dass der Beginn des Hörens im Mutterleib ist, dass man Ohrgeräusche hört, ein Tinnitus. Das System stimuliert sich zunächst einmal selbst. Und dann ist das Kind in der Lage im Mutterleib tatsächlich auf äußere Schallreize zu reagieren."
Nach diesem Hörstart öffnet sich dem Fötus eine reichhaltige und niemals stille Geräuschwelt. Ganz nah sind die Geräusche der Mutter, ihr Herzschlag, ihre Atmung, Magen- und Darmgeräusche. Durch Bauchdecke, Gebärmutter und Fruchtwasser gelangen aber auch stark gedämpft die Geräusche von außen zum Fötus. Die Stimme der Mutter wird dabei am deutlichsten übertragen.
"Und diese Information braucht das Kind nach der Geburt, um die Mutter wieder zu erkennen, das ist ein praktischer Nutzen."
Alle anderen Stimmen werden stärker gedämpft und kommen in etwa so beim Fötus an:
"Das reicht aber aus, um die Sprechmelodie zu erkennen, den Rhythmus. Man kann anhand der Grundfrequenz erkennen, ob es eine männliche Stimme ist oder eine weibliche. Und von Musik kann man auch sehr gut die Grundfrequenzen erkennen, daraus kommt ja auch die Idee, dass werdende Mütter sehr viel Musik hören sollten, damit Kinder musikalischer werden. So ganz bewiesen ist das nicht, aber es hat einen wahren wissenschaftlichen Kern natürlich."
Wahre Wunderdinge werden der Musik von Mozart nachgesagt. Manch ein werdendes Elternpaar hört sie tagein tagaus und hofft, dadurch Intelligenz und Kreativität des Ungeborenen zu fördern.
"Die Mozartmusik hat sehr viele musikalische Elemente, die intuitiv verständlich sind. Es hat einen reichen musikalischen Inhalt, fördert die Musikalität, alles dies fasst man als Mozarteffekt zusammen. Die Frage ist natürlich, muss es unbedingt Mozart sein, kann es nicht auch Haydn sein. Diese Frage lässt sich so nicht beantworten."
Auch modernere Musik scheint bei den Ungeborenen gut anzukommen. Beim Geburtsvorbereitungskurs spricht eine werdende Mutter über ein kürzlich erlebtes Konzert des englischen Popmusikers Morrissey. In den Wochen vor der Veranstaltung hörte sie, und damit auch ihr ungeborenes Kind, immer wieder dessen neues Album. Als dann die Vorband den Konzertabend eröffnete, reagierte das Kind sehr unruhig.
"Und ich hab’s ganz klar gemerkt, die Vorband, die ich auch super fand, das Baby aber nicht kannte, wo ich dachte, oh nein, wenn das so bleibt, dann kann ich das knicken, dann kann ich raus gehen. Als dann aber der Hauptact angefangen hat, war alles super. Es war echt wie so’n ... das war total spürbar, dass es fürs Kind kein Stress mehr war, obwohl ich beides gut fand. Weil ich das Gefühl hatte, vielleicht ist es ein Wiedererkennungseffekt oder so."
Kann der Fötus also nicht nur Musik hören, sondern sie auch wieder erkennen? Rainer Schönweiler:
"Wir gehen davon, dass das Gehirn eines Säuglings so gut schon ist, dass es sich solche Dinge merken kann, dass also ein Lernen schon stattfinden kann, und dass natürlich Wiedererkennungsmöglichkeiten bestehen, das steht eigentlich außer Zweifel."
Ob also Popmusik, Mozart oder die Vokale der Eltern bei der Geburtsvorbereitung lange vor dem ersten Licht der Welt, entdeckt das Baby ihre Töne.