Juso-Politiker Lasse Rebbin

Was gegen das Gesellschaftsjahr spricht

07:27 Minuten
Ein junger Mann schiebt einen Rollstuhlfahrer durch eine Halle. Es könnte eine Flughafenhalle sein. Von beiden ist nur die Silhouette erkennbar.
Freiwillig? Oder verpflichtend? Fürsorge und gesellschaftliches Miteinander könnten etwa bei einem Gesellschaftsdienst geübt werden (Symbolbild). © imago stock&people / imago stock&people
Lasse Rebbin und Carsten Linnemann im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Soziales Pflichtjahr? Super Idee, sagt Carsten Linnemann, stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Lasse Rebbin vom Bundesvorstand der Jusos hält dagegen: Fast zwei Drittel der jungen Menschen bringe sich bereits freiwillig ein.
Ein Akt der Solidarität? Das zumindest meint Carsten Linnemann zum Gesellschaftsjahr, wie das soziale Pflichtjahr auch genannt wird. Der CDU will auf ihrem Parteitag über die Idee diskutieren, Carsten Linnemann erläuterte seine Vorstellungen bereits vorher in einem "FAZ"-Artikel.
"Das braucht eine große Debatte, das kann man nicht einfach von heute auf morgen umsetzen", sagt der CDU-Politiker. Man dürfe das auch nicht parteipolitisch sehen. "Es muss gesellschaftlich breit diskutiert werden."

Zwei Drittel engagieren sich auch ohne Pflicht

Die Debatte um die soziale Dienstpflicht sei nicht neu, sagt Lasse Rebbin vom Bundesvorstand der Jusos. "Aber ich glaube, dass das der falsche Ansatz ist."
Man sehe, dass sich allein 63 Prozent der jungen Menschen sozial engagierten. Die Jugend sei sehr politisiert, bringe sich ein und tue etwas für ihre Umwelt. Daher sei es nicht nötig, junge Menschen zu verpflichten.
Carsten Linnemann hält dagegen. Der Gesellschaftsdienst sei keine Bevormundung. Wenn er mit ehemaligen Zivildienstleistenden rede oder Menschen, die den Bundesfreiwilligendienst absolvieren, höre er meist: „Es war super.“
Man müsse aber eben auch die erreichen, die man sonst nicht erreichen würde. „Deshalb bin ich dafür, dass man es verpflichtend macht.“

Jugendliche herausfinden lassen, was sie machen wollen

"Positive Erfahrungen in solchen Bereichen macht man, wenn man wirklich dahinter steht", meint Lasse Rebbin. Wenn man sich freiwillig für etwas einbringe, für was man brennt. Junge Menschen täten das, wenn sie das tun möchten. Das erlaube ihnen aber auch, andere Wege zu gehen, "um selbst herauszufinden, was sie machen wollen".

Es ist immer gut, wenn wir gute Freiwilligendienste haben, die auch vernünftig finanziert sind.

Lasse Rebbin, Juso-Bundesvorstand

Er wolle aber nicht alle anderen, die das nicht machen, verpflichten, weil er nicht glaubt, dass dies zu besseren Ergebnissen führt.

Freiwilligkeit ist auch eine Frage des Geldes

Carsten Linnemann würde dagegenhalten, dass die Jugendlichen beim sozialen Pflichtjahr Zeit hätten, um sich selbst zu finden. Zudem könnte es gelingen, soziale Milieus durchzumischen.
Er glaubt nicht, dass diese Aufgabe funktioniert, wenn man die Jugendlichen verpflichtet, entgegnet Juso-Politiker Rebbin. Die jungen Menschen brauchen Antworten von der Politik, wie sie selbstständig entscheiden können, was sie machen wollen, ist er überzeugt.
Junge Menschen, die aus Familien mit geringem Einkommen kommen, müssten auch den Freiwilligendienst wählen können, findet Lasse Rebbin. Er fordert eine bessere finanzielle Ausstattung, damit Menschen, die sich so engagieren, „auch wirklich davon leben können.“

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