Digitales Arbeiten – Was hilft gegen Zeitfresser?
Darüber diskutiert Katrin Heise am 28. Mai mit dem Coach Zach Davis und der Arbeitspsychologin Tabea Scheel. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Digitales Arbeiten
Und was frisst ihre Zeit? © imago / Ikon Images / Gary Waters
Was hilft gegen Zeitfresser?
80:02 Minuten
Digitale Technik ist im Job nicht mehr wegzudenken. Doch die Vorteile kehren sich für viele Beschäftigte um: Sie klagen über Stress durch E-Mail-Flut, ausufernde Online-Meetings und die Last der ständigen Erreichbarkeit. Was können wir dagegen tun?
Das kennen wohl viele: Kaum stellt man morgens den PC im Büro oder im Homeoffice an, warten schon zig neue E-Mails. Während man die abarbeitet, ploppen die nächsten auf. Die wiederum kann man kaum zur Kenntnis nehmen, weil ein Online-Meeting wartet, das – mal wieder – ausufert. Und auf dem Smartphone sind auch schon wieder neue Nachrichten. Was hilft gegen die Zeitfresser?
Der Unterschied zwischen wichtig und dringend
„Ineffektives Zeitmanagement kann das ganze Leben durcheinanderbringen“, sagt Zach Davis. Er ist Coach, Gründer des Trainingsinstituts „Peoplebuilding“ und Autor des Buchs „Vom Zeitmanagement zur Zeitintelligenz“.
Seine Erfahrung: „Ganz viel wird dringend gemacht, ohne dringend zu sein, gerade per E-Mail: Bei den meisten Menschen – und zwar auch solchen, die viel Verantwortung tragen – sind 99 Prozent der E-Mails nicht dringend. Wichtig und dringend sind zwei unterschiedliche Dimensionen.“
Davis' Empfehlung: „Deaktivieren Sie alle Hinweise auf neue E-Mails. Dann sind meistens 10 bis 50 Prozent aller Unterbrechungen weg, ohne dass dadurch nennenswerte Nachteile entstehen.“
Arbeit werde immer komplexer, so Davis. Es gebe mehr Arbeitsteilung, deshalb werde mehr kommuniziert. Die Frage sei, wie? „Wir ertrinken in Informationen und wir müssen daher immer mehr selektieren, was ist relevant.“
Sein Tipp: „Machen Sie sich nicht nur Gedanken über Ihre To-do-Liste, sondern auch über Ihre Not-to-do-Liste.“
Schnelle Glückshormone werden geliefert
„Corona und Homeoffice haben das ganze Problem auf die Spitze getrieben“, sagt Tabea Scheel, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Europa-Universität Flensburg. Auch sie beobachtet ein Ausufern von Online-Meetings. Viele seien „pseudoeffizient". "Der Erschöpfungsgrad ist gestiegen.“
Das bemerkt sie auch bei ihren Studierenden, einer voll digitalisierten Generation: „Digitale Medien sind immer da, sie liefern schnelle Glückshormone. Wenn man es nicht schafft, das Handy auch mal wegzulegen oder die Push-Benachrichtigungen zu unterdrücken, wird man ständig abgelenkt.“
In ihren Onlinevorlesungen müsse sie schauen, wie sie ihre Studierenden bei der Stange hält. „Sie sind nicht reguliert, sie machen nebenher die Wäsche, sind abgelenkt.“ Da müsse sie mitunter schon durchgreifen: "Packt alles andere weg!“ So würden die ständige Erreichbarkeit und Informationsflut schon an der Uni zu Zeitfressern.
(sus)