"Was ich nicht fühle - fotografiere ich nicht"
Er hat Konrad Adenauer porträtiert und Willy Brandt, Romy Schneider, vor allem aber die Generation, die das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg radikal verändern wollte: die Jugend der 60er-Jahre. Vor 80 Jahren wurde Will McBride, der Fotograf und bildende Künstler, in Saint Louis (USA) geboren.
Auf einem frühen Selbstporträt reicht der Pony seiner schulterlangen Haare bis zu den hellen Augen. Ein kleines Passbild von heute zeigt ihn mit fast kahlem Kopf. Groß und schlank war er schon immer. Und wendig, sagt Will McBride, denn das sei für seine Arbeit notwendig gewesen, für die Fotoreportagen aus allen möglichen Perspektiven. In seinem Atelier ist er umgeben von eigenen Gemälden und Fotos; sehr ästhetische Körper sind auf den meisten Arbeiten zu sehen. Sein Hauptmotiv: junge Männer.
Will McBride : "Ich bin mit Körperbau besonders befreundet schon seit der frühen Kindheit, meine Eltern, meine Lehrer haben entdeckt, dass ich sehr gut zeichnen konnte und wir lebten in der Nähe von Chicago und das Art Institute hatte am Samstagvormittag Aktzeichenklassen und so landete ich in einer dieser Aktzeichenklassen mit 11 Jahren. Ich konnte das sehr gut, war sehr interessiert, an Anatomie, Knochenbau und Muskel - wie der nackte Mensch aussah und das ist so geblieben, ein Leben lang."
"Boys" heißt eines seiner vielen Fotobücher. Jungen betrachten darin zärtlich ihre Körper, umarmen sich oder posieren für den Fotografen. Dabei sollte die Fotografie zunächst nur Hilfsmittel sein, Vorlage zum Malen und für die Arbeiten als Bildhauer. Neben dem großen Schreibtisch steht ein schlanker, nackter Junge: Uli – eine Bronzeplastik. In den USA begann Will McBride das Kunststudium, setzte es in Berlin 1959 fort, aber:
"Die Fotos hab ich dann gut verkaufen können, und die Malerei gar nicht - bis heute verkauf ich meine gemalten Sachen sehr schlecht. Ich war letzten Endes Fotoreporter geworden."
Für die "Quick", den "Stern"; "GEO", vor allem aber – von 1960 an - für "Twen".
"Die 'Twen' war erstmal ne Jugendzeitschrift, die war auch sehr fortschrittlich – änderungsbefürwortend. Da waren noch sehr viel Nazi-denkende Menschen, mit denen man zu tun hatte - das wollten wir nicht mehr und haben versucht, mit den Beiträgen ne ganz andere Lebensart zu vermitteln, eine freie. Dieser verhältnismäßig neue Lebensstil - Gruppenleben und kommunenartige Experiment - das hab ich in Italien gemacht."
Da lebte er bereits von seiner Frau und den drei gemeinsamen Söhnen getrennt. Sehr offen und ehrlich schildert Will McBride in Büchern wie "Boys" schwere persönliche Krisen: Die Ängste während der Arbeit für diverse Zeitschriften, die Flucht in den Alkohol und die Befreiung daraus.
"Was ich nicht fühle - fotografiere ich nicht, ebenso wenig das, was ich nicht selbst erfahren habe."
Dieses Motto zieht sich durch das Leben von Will McBride, seit seiner ersten Reise nach Italien, 1957. Mit einem einfachen Fahrrad und wenig Gepäck, darin zwei Kameras und eine Schreibmaschine, überquerte er die Alpen, um in Florenz die Skulpturen Michelangelos zu sehen. Dort fotografierte er das pulsierende, sehr vitale Leben in den Straßen eines Armenviertels. Kinder, Alte, Paare, Halbwüchsige.
Norbert Bunge: "Er kann das Lebensgefühl einer Generation zeigen, und es gibt kaum nen Fotograf, der das so kontinuierlich so sein ganzes Leben gemacht hat und man sieht, die Arbeiten die ich jetzt habe, die sind ja nicht inszeniert. Es ist alles direkt auf der Straße fotografiert mit seiner Leica und man sieht aber, wie er doch behutsam an die Leute rangeht und dass die ihn auch akzeptieren. und das ist ein Straßenbild, was man heute nicht mehr kennt und ich finde es sehr faszinierend."
Der Galerist Norbert Bunge würdigt mit der Ausstellung "Mein Italien" den Fotografen. Gerade ist Will McBride aus seinem Bauernhaus in der Toskana zurück nach Berlin gekommen, um seinen 80. Geburtstag zu feiern. Er geht sehr gebeugt, denn der Rücken schmerzt enorm: "Ist bei der Arbeit passiert", sagt McBride, der seit vielen Jahren an seinem Anti-Kriegs-Monument arbeitet. Als Infanterie-Offizier kam er 1953 nach Deutschland, um nicht am Koreakrieg teilnehmen zu müssen. Wenn sich Männer mehr lieben würden, glaubt der bildende Künstler – dann gäb' es vielleicht auch keine Kriege mehr.
Service:
Die Ausstellung "Mein Italien" mit Fotos von Will MCBride ist bis zum 26.3.2011 in der Galerie argus fotokunst in Berlin zu sehen.
Will McBride : "Ich bin mit Körperbau besonders befreundet schon seit der frühen Kindheit, meine Eltern, meine Lehrer haben entdeckt, dass ich sehr gut zeichnen konnte und wir lebten in der Nähe von Chicago und das Art Institute hatte am Samstagvormittag Aktzeichenklassen und so landete ich in einer dieser Aktzeichenklassen mit 11 Jahren. Ich konnte das sehr gut, war sehr interessiert, an Anatomie, Knochenbau und Muskel - wie der nackte Mensch aussah und das ist so geblieben, ein Leben lang."
"Boys" heißt eines seiner vielen Fotobücher. Jungen betrachten darin zärtlich ihre Körper, umarmen sich oder posieren für den Fotografen. Dabei sollte die Fotografie zunächst nur Hilfsmittel sein, Vorlage zum Malen und für die Arbeiten als Bildhauer. Neben dem großen Schreibtisch steht ein schlanker, nackter Junge: Uli – eine Bronzeplastik. In den USA begann Will McBride das Kunststudium, setzte es in Berlin 1959 fort, aber:
"Die Fotos hab ich dann gut verkaufen können, und die Malerei gar nicht - bis heute verkauf ich meine gemalten Sachen sehr schlecht. Ich war letzten Endes Fotoreporter geworden."
Für die "Quick", den "Stern"; "GEO", vor allem aber – von 1960 an - für "Twen".
"Die 'Twen' war erstmal ne Jugendzeitschrift, die war auch sehr fortschrittlich – änderungsbefürwortend. Da waren noch sehr viel Nazi-denkende Menschen, mit denen man zu tun hatte - das wollten wir nicht mehr und haben versucht, mit den Beiträgen ne ganz andere Lebensart zu vermitteln, eine freie. Dieser verhältnismäßig neue Lebensstil - Gruppenleben und kommunenartige Experiment - das hab ich in Italien gemacht."
Da lebte er bereits von seiner Frau und den drei gemeinsamen Söhnen getrennt. Sehr offen und ehrlich schildert Will McBride in Büchern wie "Boys" schwere persönliche Krisen: Die Ängste während der Arbeit für diverse Zeitschriften, die Flucht in den Alkohol und die Befreiung daraus.
"Was ich nicht fühle - fotografiere ich nicht, ebenso wenig das, was ich nicht selbst erfahren habe."
Dieses Motto zieht sich durch das Leben von Will McBride, seit seiner ersten Reise nach Italien, 1957. Mit einem einfachen Fahrrad und wenig Gepäck, darin zwei Kameras und eine Schreibmaschine, überquerte er die Alpen, um in Florenz die Skulpturen Michelangelos zu sehen. Dort fotografierte er das pulsierende, sehr vitale Leben in den Straßen eines Armenviertels. Kinder, Alte, Paare, Halbwüchsige.
Norbert Bunge: "Er kann das Lebensgefühl einer Generation zeigen, und es gibt kaum nen Fotograf, der das so kontinuierlich so sein ganzes Leben gemacht hat und man sieht, die Arbeiten die ich jetzt habe, die sind ja nicht inszeniert. Es ist alles direkt auf der Straße fotografiert mit seiner Leica und man sieht aber, wie er doch behutsam an die Leute rangeht und dass die ihn auch akzeptieren. und das ist ein Straßenbild, was man heute nicht mehr kennt und ich finde es sehr faszinierend."
Der Galerist Norbert Bunge würdigt mit der Ausstellung "Mein Italien" den Fotografen. Gerade ist Will McBride aus seinem Bauernhaus in der Toskana zurück nach Berlin gekommen, um seinen 80. Geburtstag zu feiern. Er geht sehr gebeugt, denn der Rücken schmerzt enorm: "Ist bei der Arbeit passiert", sagt McBride, der seit vielen Jahren an seinem Anti-Kriegs-Monument arbeitet. Als Infanterie-Offizier kam er 1953 nach Deutschland, um nicht am Koreakrieg teilnehmen zu müssen. Wenn sich Männer mehr lieben würden, glaubt der bildende Künstler – dann gäb' es vielleicht auch keine Kriege mehr.
Service:
Die Ausstellung "Mein Italien" mit Fotos von Will MCBride ist bis zum 26.3.2011 in der Galerie argus fotokunst in Berlin zu sehen.