Was ist ein zeitgemäßes Kinderbuch?
Der Kinderbuchmarkt wächst stetig. Jährlich drängen etwa 8000 Neuerscheinungen in den Handel, dazu die Neuauflagen der Klassiker. Viele Erwachsene stehen vor den Regalen der Buchhandlungen und wissen nicht, welches Buch sie kaufen sollen.
Wir geben Tipps und diskutieren über die Frage: Was ist ein zeitgemäßes Kinderbuch?
"Die Kinderliteratur ist zwar reich und riesig bei uns, wird aber nicht genug wahrgenommen und nicht genug ernst genommen","
sagt Monika Osberghaus, Programmleiterin des Klett Kinderbuch Verlages.
Die gelernte Buchhändlerin, Autorin und Übersetzerin von Kinderbuch-Erfolgen wie dem "Grüffelo" oder dem "Bär Paddington" ist Kinderbuch-Verlegerin aus Leidenschaft und Überzeugung:
""Wir wollen vor allem den Vor- und Grundschulkindern authentische Geschichten anbieten, in denen sie ihr eigenes Leben erkennen können. Das darf gerne mal unkorrekt und unkonventionell sein, denn so ist das Kinderleben glücklicherweise auch oft."
Ihre Erfahrung:
"Erwachsene haben einen engeren Horizont in ihrer Sicht der Kinderbücher als die Kinder selber, sie sortieren schnell in Schubladen. Kinder würden andere Bücher auswählen und können eine viel größere Vielfalt verkrafte, als viele Erwachsene denken."
Erwachsenen griffen auch zu oft zu den Büchern und Autoren, mit denen sie selbst groß geworden sind, nutzten Bücher als Erziehungshilfe, setzten zu sehr auf Nummer sicher und trauten ihren Kindern zu wenig eigene Urteilskraft zu.
Das zeige auch die aktuelle Diskussion über die politische Korrektheit von Kinderbuch-Klassikern wie "Pippi Langstrumpf" oder "Die kleine Hexe". Das bedauert sie und möchte mit ihrem Verlagsprogramm gegensteuern:
"Erwachsene wollen immer so gerne alles mitkriegen und Einfluss nehmen. Dabei wäre es gut, Kinder selber in den Büchern baden zu lassen. Eigener Büchereiausweis und eine Bücherei in Laufweite, alleine hingehen und aussuchen können! So geht Geschmacksbildung!"
"Ich will Kinder nicht missionieren, damit sie die besten Menschen werden. Nein, ich will realistische Geschichten schreiben, die zum Nachdenken anregen, auch Spaß machen, aber auch wie mit einem kleinen Widerhaken nachklingen","
sagt Klaus Kordon. Der 1943 geborene Berliner gehört zu den renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Seine mit vielen Preisen ausgezeichneten Bücher wurden in 19 Sprachen übersetzt.
Er versteht sich als "Geschichtenerzähler", der die große Geschichte in kleinen Geschichten vermittelt. Die meisten sind autobiografisch motiviert: Kriegs- und Nachkriegsalltag, das Leben in der DDR, Flucht, Stasi-Haft, aber auch Geschichten über Kinder in Indien, die sich trotz Armut behaupten. Bücher, die Mut machen wollen, die zeigen, dass auch harte Zeiten etwas Gutes haben und einen Menschen stärken.
Seine Maxime:
""Ich möchte die Jugendlichen informieren und unterhalten. Nur Information ist zu trocken, nur Unterhaltung zu banal – man muss eine gute Mischung finden."
Und die Kinder ernst nehmen, in ihren Wünschen, Ängsten, Fragen. Deshalb liest er regelmäßig in Schulklassen, diskutiert, fragt nach, womit sich die Kinder und Jugendlichen gerade beschäftigen. Aber er schreibe ihnen nicht nach dem Mund, biedere sich nicht an. So bleibe er als Kinderbuchautor auch zeitgemäß.
Für sein Lebensmotto zitiert er einen seiner Lieblingsautoren, Erich Kästner:
"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch."
Was ist ein zeitgemäßes Kinderbuch?
Darüber diskutiert Dieter Kassel am 16.3.2012 von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Monika Osberghaus und Klaus Kordon. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Linktipp:
Sendungsportal Leipziger Buchmesse
"Die Kinderliteratur ist zwar reich und riesig bei uns, wird aber nicht genug wahrgenommen und nicht genug ernst genommen","
sagt Monika Osberghaus, Programmleiterin des Klett Kinderbuch Verlages.
Die gelernte Buchhändlerin, Autorin und Übersetzerin von Kinderbuch-Erfolgen wie dem "Grüffelo" oder dem "Bär Paddington" ist Kinderbuch-Verlegerin aus Leidenschaft und Überzeugung:
""Wir wollen vor allem den Vor- und Grundschulkindern authentische Geschichten anbieten, in denen sie ihr eigenes Leben erkennen können. Das darf gerne mal unkorrekt und unkonventionell sein, denn so ist das Kinderleben glücklicherweise auch oft."
Ihre Erfahrung:
"Erwachsene haben einen engeren Horizont in ihrer Sicht der Kinderbücher als die Kinder selber, sie sortieren schnell in Schubladen. Kinder würden andere Bücher auswählen und können eine viel größere Vielfalt verkrafte, als viele Erwachsene denken."
Erwachsenen griffen auch zu oft zu den Büchern und Autoren, mit denen sie selbst groß geworden sind, nutzten Bücher als Erziehungshilfe, setzten zu sehr auf Nummer sicher und trauten ihren Kindern zu wenig eigene Urteilskraft zu.
Das zeige auch die aktuelle Diskussion über die politische Korrektheit von Kinderbuch-Klassikern wie "Pippi Langstrumpf" oder "Die kleine Hexe". Das bedauert sie und möchte mit ihrem Verlagsprogramm gegensteuern:
"Erwachsene wollen immer so gerne alles mitkriegen und Einfluss nehmen. Dabei wäre es gut, Kinder selber in den Büchern baden zu lassen. Eigener Büchereiausweis und eine Bücherei in Laufweite, alleine hingehen und aussuchen können! So geht Geschmacksbildung!"
"Ich will Kinder nicht missionieren, damit sie die besten Menschen werden. Nein, ich will realistische Geschichten schreiben, die zum Nachdenken anregen, auch Spaß machen, aber auch wie mit einem kleinen Widerhaken nachklingen","
sagt Klaus Kordon. Der 1943 geborene Berliner gehört zu den renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Seine mit vielen Preisen ausgezeichneten Bücher wurden in 19 Sprachen übersetzt.
Er versteht sich als "Geschichtenerzähler", der die große Geschichte in kleinen Geschichten vermittelt. Die meisten sind autobiografisch motiviert: Kriegs- und Nachkriegsalltag, das Leben in der DDR, Flucht, Stasi-Haft, aber auch Geschichten über Kinder in Indien, die sich trotz Armut behaupten. Bücher, die Mut machen wollen, die zeigen, dass auch harte Zeiten etwas Gutes haben und einen Menschen stärken.
Seine Maxime:
""Ich möchte die Jugendlichen informieren und unterhalten. Nur Information ist zu trocken, nur Unterhaltung zu banal – man muss eine gute Mischung finden."
Und die Kinder ernst nehmen, in ihren Wünschen, Ängsten, Fragen. Deshalb liest er regelmäßig in Schulklassen, diskutiert, fragt nach, womit sich die Kinder und Jugendlichen gerade beschäftigen. Aber er schreibe ihnen nicht nach dem Mund, biedere sich nicht an. So bleibe er als Kinderbuchautor auch zeitgemäß.
Für sein Lebensmotto zitiert er einen seiner Lieblingsautoren, Erich Kästner:
"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch."
Was ist ein zeitgemäßes Kinderbuch?
Darüber diskutiert Dieter Kassel am 16.3.2012 von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Monika Osberghaus und Klaus Kordon. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Linktipp:
Sendungsportal Leipziger Buchmesse