Was macht eine gute Schule aus?
Pisa, IGLU, Ländervergleiche ... Eine Studie jagt in Deutschland die nächste, ebenso die Schulreformen – und immer mehr Eltern fragen sich, auf welche Schule sie ihr Kind überhaupt noch schicken können. Auch der neueste länderübergreifende Grundschultest, der erneut große Leistungsunterschiede aufdeckt, hat wieder für Diskussionen über unser Schulsystem gesorgt.
"Armut ist nicht gleichbedeutend mit Bildungsarmut", lautet die Überzeugung von Maresi Lassek. Die Sozialpädagogin und Lehrerin leitet die "Grundschule am Pfälzer Weg" in Bremen-Tenever, eine sogenannte Brennpunktschule: Rund 90 Prozent der Kinder haben ausländische Wurzeln, es werden 22 Sprachen gesprochen, mindestens 60 Prozent ihrer Familien sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Keine guten Voraussetzungen – und dennoch hat die Schule den diesjährigen Deutschen Schulpreis bekommen.
"Es ist absolut wichtig, in den Schulen individuell zu schauen, unter welchen Bedingungen arbeitet die Schule. Welche Unterstützung braucht die Schule, welche Konzepte. Auch differenziert auf die Kinder zu schauen. Wir haben zwar einen großen Anteil von Schülern mit Zuwanderungsgeschichte, aber wir haben auch eine große Spannbreite zwischen starken und schwachen Schülern. Und das A und O ist, diesen Kindern ihre Lernzeit zu geben."
Ihr Erfolgsrezept: In ihrer Schule gibt es keine festen Klassen, sondern Lerngruppen, in denen die Kinder – je nach Leistungsvermögen – jahrgangsübergreifend lernen, es gibt keine Noten. Jedes Fach wird auf Deutsch unterrichtet, es gibt aber auch Muttersprachenunterricht, Deutschkurse für die Mütter, einen Leseclub, Begabtenförderung unter Umständen.
Studien wie den aktuellen Grundschulvergleich sieht die Vorsitzende des Grundschulverbandes eher skeptisch:
"Der Ländervergleich wird in der Öffentlichkeit unzulässig verallgemeinert als Erfolgs- bzw. Misserfolgsmesser für die Grundschulen in den Bundesländern. Die Rede von ´Siegern` und ´Verlierern` macht die Runde."
Das frustriere die engagierten Lehrer und stempele die Schüler ab.
"Bildung braucht Zeit", sagt Prof. Dr. Heinz Günther Holtappels, Erziehungswissenschaftler am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund. Der Bildungsforscher kennt die vielen Studien seit dem ersten PISA-Test im Jahr 2001. Seine Analyse: Es habe sich – allen Unkenrufen zum Trotz – bereits vieles getan, die deutschen Schulen hinkten aber in vielem Vorzeigeländern wie Schweden oder Kanada hinterher: Diese stellten die Bedürfnisse der Kinder mehr in den Fokus, hierzulande passiere dies allenfalls noch in der Grundschule. In Realschulen und Gymnasien nicht, "die reichen nach unten durch" – wer nicht mitkomme, bleibe sitzen oder gehe ab. In deutschen Schulen dominierten zudem das Mittelmaß und Hierarchien.
"Wir müssen dem begegnen, was PISA mal den Durchschnittsunterricht genannt hat, der gemacht wird, damit man allen irgendwie gerecht wird, und damit die Lehrer den Schultag überstehen. Wir müssen raus aus der Mittelmäßigkeit, mit der sich manche Schulen auch zu schnell arrangieren, weil man glaubt, mehr ist nicht drin. Aber es ist mehr drin, und das zeigen sehr viele Schulen, die Qualitätsentwicklung betreiben und gerade die, die Unterrichtsentwicklung betreiben."
"Was macht eine gute Schule aus?"- Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9.05 Uhr bis 11 Uhr mit Maresi Lassek und Heinz Günther Holtappels. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Mehr zum Thema: :
Über Maresi Lassek und die "Grundschule am Pfälzer Weg"
Über Prof. Dr. Heinz Günther Holtappels
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"Der Ländervergleich wird in der Öffentlichkeit unzulässig verallgemeinert als Erfolgs- bzw. Misserfolgsmesser für die Grundschulen in den Bundesländern. Die Rede von ´Siegern` und ´Verlierern` macht die Runde."
Das frustriere die engagierten Lehrer und stempele die Schüler ab.
"Bildung braucht Zeit", sagt Prof. Dr. Heinz Günther Holtappels, Erziehungswissenschaftler am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund. Der Bildungsforscher kennt die vielen Studien seit dem ersten PISA-Test im Jahr 2001. Seine Analyse: Es habe sich – allen Unkenrufen zum Trotz – bereits vieles getan, die deutschen Schulen hinkten aber in vielem Vorzeigeländern wie Schweden oder Kanada hinterher: Diese stellten die Bedürfnisse der Kinder mehr in den Fokus, hierzulande passiere dies allenfalls noch in der Grundschule. In Realschulen und Gymnasien nicht, "die reichen nach unten durch" – wer nicht mitkomme, bleibe sitzen oder gehe ab. In deutschen Schulen dominierten zudem das Mittelmaß und Hierarchien.
"Wir müssen dem begegnen, was PISA mal den Durchschnittsunterricht genannt hat, der gemacht wird, damit man allen irgendwie gerecht wird, und damit die Lehrer den Schultag überstehen. Wir müssen raus aus der Mittelmäßigkeit, mit der sich manche Schulen auch zu schnell arrangieren, weil man glaubt, mehr ist nicht drin. Aber es ist mehr drin, und das zeigen sehr viele Schulen, die Qualitätsentwicklung betreiben und gerade die, die Unterrichtsentwicklung betreiben."
"Was macht eine gute Schule aus?"- Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9.05 Uhr bis 11 Uhr mit Maresi Lassek und Heinz Günther Holtappels. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
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