"Was mir wirklich heilig ist, ist Freiheit"
Christian Boros ist einer der wichtigsten Kunstsammler in Berlin. Wie anbetungswürdig die Freiheit eigentlich sei, das merke man besonders dann, wenn man auf Länder schaue, in denen man nicht frei denken dürfe.
Was mit heilig ist, was mir wirklich heilig ist, ... ist Freiheit.
Das klingt jetzt kitschig. Aber wenn Religion etwas ganz hohes und wirklich das Höchste ist, dann ist Freiheit auf jeden Fall fast schon religiös, zumindest anbetungswürdig. Länder, in denen man nicht frei denken kann, ich habe kürzlich Ai Weiwei in Peking besucht, da merkte ich wieder mal, wie heilig Freiheit ist.
Hunderte Jahre hat jedes Dorf, wenn es irgendwie Kraft hatte, ein paar Steine zusammengekratzt und daraus einen Turm gemacht und ein Kreuz oben drauf gesteckt. Das ist jetzt vorbei, das ist fünfhundert Jahre her, heute bauen wir Museen als die Tempel der Freiheit, das sind einfach die Häuser, wo das beinhaltet wird, woran wir glauben, und das ist unsere Kultur.
Es ist wirklich so: Wenn ich in eine neue Stadt gehe, neben dem Gang in ein Museum gehört auch der Gang in die größte Kirche vor Ort unbedingt dazu, weil da erlebt man wirklich ne lokale Vergegenständlichung von Gedanken von Menschen. Insofern: die Kirche als Gebäude ist hochgradig wichtig, Stadtbild prägend und Ausdruck einer Kultur und einer Zivilisation.
Die Kirche als Institution ist da etwas schwieriger.
Für mich ist Religion nicht an den lieben Gott glauben, sondern für mich Religion ein ganz entscheidender Kulturfaktor in unserem Abendland. Ich interessiere mich für Kunst, für Architektur, für so viele Dinge und vieles davon ist einfach geprägt von unserer Geschichte, von unserer Religion.
Ich glaube, dass Joseph Beuys der wichtigste Künstler der Nachkriegszeit ist.
Ich nehme nicht in Anspruch, ein Maler zu sein, weil ich auf ein anderes Ziel lossteuere. Ich steuere ja auch auf die Umgestaltung der Gesellschaft zu, und der Mensch selbst soll aktiviert werden zum Regenbogen sozusagen. Das soll ihm nicht einfach vorgekaut werden, sondern er soll ein Gegenbild entwickeln. Er selbst soll das Ding vollende, er selbst soll zu Aktivität aufgerufen werden.
Mit diesem großartigen Satz "Jeder Mensch ist ein Künstler" hat er ein neues Denken in die Kunst gebracht, dass man nicht genug respektieren muss. Er meint damit, dass jeder Mensch ein Potenzial hat, kreativ das zu tun, was man tun muss, was man tun will, also Freiheit zu leben wie ein Künstler. Und die Idee, dass jeder Mensch, und nicht nur Künstler, sondern jeder Mensch, schöpferische Kräfte hat, das ist so demokratisch, so wunderbar gedacht.
"Weihnachten 2012 gibt es Smartphones statt Bücher: Das Geschenkverhalten der Deutschen ändert sich: In diesem Jahr werden sie zu Weihnachten mehr Unterhaltungselektronik denn je verschenken. Zum großen Verlierer könnte das gedruckte Buch werden."
Man braucht gewisse Bücher heute einfach nicht mehr. Was man immer, je mehr Computer man hat, je mehr E-Mails man bekommt: ein gut gemachtes Buch, wo die Bilder toll sind, wo das Papier riecht, wo der Einband aus tollem Leder oder aus wunderbarem Stoff ist - diese Sehnsucht nach tollen haptischen, handwerklich gut gemachten Büchern, die wird so gar noch größer werden, je mehr E-Mails man bekommt, und es gibt immer noch zu wenig gute, objekthafte Bücher.
Über Christian Boros:
Christian Boros ist einer der wichtigsten Kunstsammler in Berlin. In die Schlagzeilen geriet der 1964 in Polen geborene und in Wuppertal aufgewachsene Christian Boros, als er 2003 einen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg mitten in Berlin kaufte, die zum Teil drei Meter dicken Betonwände durchbrechen ließ und dann mit seiner hochkarätigen Privatsammlung moderner Kunst dort einzog.
Boros, erfolgreicher Chef einer Wuppertaler und Berliner Werbeagentur, kaufte sein erstes Kunstwerk gleich nach dem Abitur: ein multiple von Joseph Beuys. Inzwischen zeigt er in seinem Bunker raumgreifende Lichtinstallationen von Olafur Eliasson, Anselm Reyle, Kris Martin und Ai Weiwei
Serie im Überblick:
"Was mir heilig ist" - Prominente geben Antwort
Das klingt jetzt kitschig. Aber wenn Religion etwas ganz hohes und wirklich das Höchste ist, dann ist Freiheit auf jeden Fall fast schon religiös, zumindest anbetungswürdig. Länder, in denen man nicht frei denken kann, ich habe kürzlich Ai Weiwei in Peking besucht, da merkte ich wieder mal, wie heilig Freiheit ist.
Hunderte Jahre hat jedes Dorf, wenn es irgendwie Kraft hatte, ein paar Steine zusammengekratzt und daraus einen Turm gemacht und ein Kreuz oben drauf gesteckt. Das ist jetzt vorbei, das ist fünfhundert Jahre her, heute bauen wir Museen als die Tempel der Freiheit, das sind einfach die Häuser, wo das beinhaltet wird, woran wir glauben, und das ist unsere Kultur.
Es ist wirklich so: Wenn ich in eine neue Stadt gehe, neben dem Gang in ein Museum gehört auch der Gang in die größte Kirche vor Ort unbedingt dazu, weil da erlebt man wirklich ne lokale Vergegenständlichung von Gedanken von Menschen. Insofern: die Kirche als Gebäude ist hochgradig wichtig, Stadtbild prägend und Ausdruck einer Kultur und einer Zivilisation.
Die Kirche als Institution ist da etwas schwieriger.
Für mich ist Religion nicht an den lieben Gott glauben, sondern für mich Religion ein ganz entscheidender Kulturfaktor in unserem Abendland. Ich interessiere mich für Kunst, für Architektur, für so viele Dinge und vieles davon ist einfach geprägt von unserer Geschichte, von unserer Religion.
Ich glaube, dass Joseph Beuys der wichtigste Künstler der Nachkriegszeit ist.
Ich nehme nicht in Anspruch, ein Maler zu sein, weil ich auf ein anderes Ziel lossteuere. Ich steuere ja auch auf die Umgestaltung der Gesellschaft zu, und der Mensch selbst soll aktiviert werden zum Regenbogen sozusagen. Das soll ihm nicht einfach vorgekaut werden, sondern er soll ein Gegenbild entwickeln. Er selbst soll das Ding vollende, er selbst soll zu Aktivität aufgerufen werden.
Mit diesem großartigen Satz "Jeder Mensch ist ein Künstler" hat er ein neues Denken in die Kunst gebracht, dass man nicht genug respektieren muss. Er meint damit, dass jeder Mensch ein Potenzial hat, kreativ das zu tun, was man tun muss, was man tun will, also Freiheit zu leben wie ein Künstler. Und die Idee, dass jeder Mensch, und nicht nur Künstler, sondern jeder Mensch, schöpferische Kräfte hat, das ist so demokratisch, so wunderbar gedacht.
"Weihnachten 2012 gibt es Smartphones statt Bücher: Das Geschenkverhalten der Deutschen ändert sich: In diesem Jahr werden sie zu Weihnachten mehr Unterhaltungselektronik denn je verschenken. Zum großen Verlierer könnte das gedruckte Buch werden."
Man braucht gewisse Bücher heute einfach nicht mehr. Was man immer, je mehr Computer man hat, je mehr E-Mails man bekommt: ein gut gemachtes Buch, wo die Bilder toll sind, wo das Papier riecht, wo der Einband aus tollem Leder oder aus wunderbarem Stoff ist - diese Sehnsucht nach tollen haptischen, handwerklich gut gemachten Büchern, die wird so gar noch größer werden, je mehr E-Mails man bekommt, und es gibt immer noch zu wenig gute, objekthafte Bücher.
Über Christian Boros:
Christian Boros ist einer der wichtigsten Kunstsammler in Berlin. In die Schlagzeilen geriet der 1964 in Polen geborene und in Wuppertal aufgewachsene Christian Boros, als er 2003 einen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg mitten in Berlin kaufte, die zum Teil drei Meter dicken Betonwände durchbrechen ließ und dann mit seiner hochkarätigen Privatsammlung moderner Kunst dort einzog.
Boros, erfolgreicher Chef einer Wuppertaler und Berliner Werbeagentur, kaufte sein erstes Kunstwerk gleich nach dem Abitur: ein multiple von Joseph Beuys. Inzwischen zeigt er in seinem Bunker raumgreifende Lichtinstallationen von Olafur Eliasson, Anselm Reyle, Kris Martin und Ai Weiwei
Serie im Überblick:
"Was mir heilig ist" - Prominente geben Antwort