"Die EU fällt nicht auseinander"
Die Lage ist ernst, aber offenbar nicht hoffnungslos: Wegen Griechenland werde die EU nicht vor die Hunde gehen, sagt die Politologin Tanja Börzel. Es gebe ein Lösung - doch die Griechen müssten nun mit klaren Reformvorschlägen punkten.
"Wir sollten die Kirche im Dorf lassen" - so pragmatisch-nüchtern sieht die Politikwissenschaftlerin Tanja Börzel, Leiterin der Arbeitsstelle für Europäische Integration an der Freien Universität Berlin, die derzeitige Situation in Griechenland und in der Europäischen Union.
Die aktuelle Lage sei ein "humanitäres Desaster" für die Griechen - "aber die EU fällt deshalb nicht auseinander", sagte die Professorin. Dass beispielsweise Frankreich und Italien eine andere Linie als etwa Deutschland gegenüber Griechenland verträten – schon allein deshalb, weil sie ebenfalls Krisenländer seien – bedeute nicht, dass keine Gemeinsamkeit mehr herzustellen sei:
"Es ist viel diplomatisches Porzellan zerschlagen worden, da sind massive rhetorische Entgleisungen der griechischen Regierung passiert. Mit dem Rücktritt von Herrn Varoufakis könnte sich das jetzt ändern. Aber auch Herr Tsipras hat ja ganz schön in die rhetorische Kiste gegriffen."
Verlorenes Vertrauen zurück gewinnen
Nun müsse man schauen, wie sich das verlorene Vertrauen wiederherstellen lasse. Klar sei: Griechenland werde seine Schulden in diesem und in den kommenden Monaten nicht zurückzahlen können:
"Wir werden wahrscheinlich um einen Schuldenschnitt nicht herum kommen....Aber solche Schuldenschnitte erfordern Gegenleistungen, weil Griechenland ja irgendwann mal wieder an den Kapitalmarkt muss, um sich dort Geld leihen zu können. Und niemand wird Griechenland nach einem Schuldenschnitt Geld leihen, wenn Griechenland nicht vermitteln kann, dass es Reformen umsetzt, die Griechenland in die Lage versetzen, irgendwann wieder Kredite zu Marktpreisen aufzunehmen und diese dann zurück bezahlen zu können."