Was wurde aus Lonelygirl15?
Im letzten Sommer hat ein amerikanischer Teenager unter dem Namen Lonelygirl15 für viel Aufregung unter den Nutzern der Video-Plattform YouTube gesorgt. Das Mädchen hatte dort ein Videoblog veröffentlicht, in dem sie aus ihrem Leben erzählte: von ihren streng gläubigen Eltern oder von ihrem Kumpel Daniel.
Lonelygirl15, die angeblich Bree hieß, wurde schnell einer der Stars von YouTube, doch dann hat sich herausgestellt: Bree war eine Kunstfigur, gespielt von einer jungen Schauspielerin. Damit war die Geschichte allerdings nicht vorbei: Die Erfinder von Lonelygirl erzählen die Erlebnisse von Bree bis heute weiter.
Schlimme Dinge hat die 16-jährige Bree in den letzten Monaten durchmachen müssen. Anhänger eines obskuren "Ordens" sind hinter ihr her, ihren Vater haben sie schon auf dem Gewissen. Zwischenzeitlich war obendrein noch Brees bester Freund Daniel in die Fänge dieser Sekte geraten und offensichtlich einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Redete wirres Zeug von Pizza und Eiscreme.
Eine äußerst mysteriöse Story ist das, die da in zwei bis vier Minuten langen Videos nahezu täglich weitergesponnen wird. Voller Rätsel und Abgründe. Und dabei hatte am 16. Juni letzten Jahres alles so harmlos angefangen.
Ein 16-jähriges Mädchen tauchte da plötzlich auf YouTube auf, der erfolgreichen Video-Plattform. Saß vor der Kamera vor ihrem Bett mit der geblümten Decke darauf. Erzählte von ihren Stofftieren und von ihren ultrareligiösen Eltern, die sie zuhause unterrichten und ihr schon mal die Wandertour mit ihrem Kumpel Daniel verboten.
Bree wurde ganz schnell zum Star von YouTube – und dabei war sie eine Erfindung. Verkörpert von einer 19-jährigen Schauspielerin, ausgedacht von drei jungen Männern aus Los Angeles. Darunter Miles Beckett, der gerade sein Medizinstudium abgebrochen hatte. Und obwohl im Netz ganz schnell Spekulationen hoch kochten, dass es sich bei Lonelygirl15 vielleicht um einen großen Schwindel handelte, hat Beckett erstmal dichtgehalten.
"Ich wusste nicht, wie die Öffentlichkeit reagieren würde, aber wir waren immer sehr offen und aufrichtig. Das klingt seltsam, doch wir haben nie jemanden angelogen. Wenn Leute uns angeschrieben haben und gefragt haben: ‚Bist Du echt?’, dann haben wir nicht geantwortet. Wir sind mit Bree so umgegangen, als ob sie ein richtiger Mensch wäre, der seine Videos hoch lädt. Und wenn wir gesagt hätten: ‚Nein, ich bin eine Schauspielerin, das hier ist nicht echt’, dann wäre das gewesen, als hätte sich Luke Skywalker mitten in Star Wars zur Kamera gedreht und gesagt: In Wirklichkeit bin ich Mark Hamill und nicht Luke Skywalker."
Am 7. September explodierte die Geschichte dann wie in Star Wars der Todesstern beim Rebellenangriff. Ein 18-Jähriger aus dem Silicon Valley stöberte eine alte Website von Bree-Darstellerin Jessica Rose auf. Tageszeitungen wie die "New York Times" fielen über die Story her, anschließend tingelte Rose durch mehrere Talkshows - und damit hätte die Sache eigentlich zu Ende sein können. Aber von wegen: Das Team setzte das Projekt munter fort und die Fans hielten Lonelygirl trotz des Bluffs die Treue.
"Unsere Zuschauerzahlen sind in den letzten Monaten gestiegen. Wir sind immer noch der meistabonnierte Kanal auf YouTube. In den letzten Wochen wurde jedes Video zwischen 300 und 700.000 Mal angesehen, insgesamt haben wir bis zu anderthalb Millionen Abrufe pro Woche."
Die zentrale Anlaufstelle für alle Fans von Bree ist die Website lonelygirl15.com. Hier gibt es nicht nur die Links zu den Videos, sondern hier tauschen sich die Zuschauer auch untereinander aus. Was macht Lonelygirl15 so interessant für sie? Wir fragen in einem der stark frequentierten Foren nach und bekommen prompt eine E-Mail von Inigo, ein Student aus dem mexikanischen Guadalajara:
"Es ist eine Mischung aus Krimi, Drama und Abenteuergeschichte, und so kann man sagen, dass Lonelygirl eine neue Stilrichtung erfunden hat. Aber das vielleicht interessanteste der Show ist die Interaktivität. Jedes Video enthält jede Menge Rätsel und Symbole, sodass die Fans und Zuschauer diskutieren und interpretieren können. Außerdem können die Fans mit Bree und ihren Freunden im Forum chatten."
Chatten mit den Charakteren einer Serie. Also mit den Figuren, nicht mit ihren Darstellern. Da raten die Fans der fiktiven Bree zum Beispiel, zur Polizei zu gehen oder warnen sie, ihrem neuen Beschützer Jonas bloß nicht zu sehr zu vertrauen. Und viele produzieren sogar ihre eigenen Videos, in denen sie sich zu einem Teil der Geschichte machen und Nachrichten an die Hauptfiguren übermitteln. Hier zum Beispiel ein junger Mann, der sich nachts auf ein Parkdeck flüchtet – offenbar sitzt auch ihm der "Orden" im Nacken.
"I don’t know if they got me out here. Jonas, what the hell are you doing?”"
Realität und Fiktion verschwimmen für die Fans von Lonelygirl15. Wem das alles zu abgedreht vorkommt, der hat nicht begriffen, was eine gute Serie ist, findet Bree-Erfinder Miles.
""Gute Fiktion fängt unsere Emotionen ein uns spricht mit uns. Du wirst in diese Welt verwickelt. Wenn ich Lost oder 24 anschaue, dann schreie ich auch schon mal den Fernseher an. Und wenn ich eine Online-Show ansehe, dann tippe ich halt. Das Prinzip ist genau dasselbe."
Beckett und seine Kompagnons verdienen mit ihrem Projekt nach eigenen Angaben bisher nur wenig Geld. Die Gespräche mit der Industrie über einen Kinofilm sind erst mal im Sand verlaufen, und wahrscheinlich muss man froh darüber sein.
Denn so können sich die Macher ganz auf ihren innovativen Mix aus TV-Serie und Online-Rollenspiel konzentrieren. Eine Zusammenarbeit mit Hollywood wäre da eher ein Rückschritt – und für viele Lonelygirl-Fans ähnlich schlimm, als fiele Bree dem geheimnisvollen Orden in die Hände.
Schlimme Dinge hat die 16-jährige Bree in den letzten Monaten durchmachen müssen. Anhänger eines obskuren "Ordens" sind hinter ihr her, ihren Vater haben sie schon auf dem Gewissen. Zwischenzeitlich war obendrein noch Brees bester Freund Daniel in die Fänge dieser Sekte geraten und offensichtlich einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Redete wirres Zeug von Pizza und Eiscreme.
Eine äußerst mysteriöse Story ist das, die da in zwei bis vier Minuten langen Videos nahezu täglich weitergesponnen wird. Voller Rätsel und Abgründe. Und dabei hatte am 16. Juni letzten Jahres alles so harmlos angefangen.
Ein 16-jähriges Mädchen tauchte da plötzlich auf YouTube auf, der erfolgreichen Video-Plattform. Saß vor der Kamera vor ihrem Bett mit der geblümten Decke darauf. Erzählte von ihren Stofftieren und von ihren ultrareligiösen Eltern, die sie zuhause unterrichten und ihr schon mal die Wandertour mit ihrem Kumpel Daniel verboten.
Bree wurde ganz schnell zum Star von YouTube – und dabei war sie eine Erfindung. Verkörpert von einer 19-jährigen Schauspielerin, ausgedacht von drei jungen Männern aus Los Angeles. Darunter Miles Beckett, der gerade sein Medizinstudium abgebrochen hatte. Und obwohl im Netz ganz schnell Spekulationen hoch kochten, dass es sich bei Lonelygirl15 vielleicht um einen großen Schwindel handelte, hat Beckett erstmal dichtgehalten.
"Ich wusste nicht, wie die Öffentlichkeit reagieren würde, aber wir waren immer sehr offen und aufrichtig. Das klingt seltsam, doch wir haben nie jemanden angelogen. Wenn Leute uns angeschrieben haben und gefragt haben: ‚Bist Du echt?’, dann haben wir nicht geantwortet. Wir sind mit Bree so umgegangen, als ob sie ein richtiger Mensch wäre, der seine Videos hoch lädt. Und wenn wir gesagt hätten: ‚Nein, ich bin eine Schauspielerin, das hier ist nicht echt’, dann wäre das gewesen, als hätte sich Luke Skywalker mitten in Star Wars zur Kamera gedreht und gesagt: In Wirklichkeit bin ich Mark Hamill und nicht Luke Skywalker."
Am 7. September explodierte die Geschichte dann wie in Star Wars der Todesstern beim Rebellenangriff. Ein 18-Jähriger aus dem Silicon Valley stöberte eine alte Website von Bree-Darstellerin Jessica Rose auf. Tageszeitungen wie die "New York Times" fielen über die Story her, anschließend tingelte Rose durch mehrere Talkshows - und damit hätte die Sache eigentlich zu Ende sein können. Aber von wegen: Das Team setzte das Projekt munter fort und die Fans hielten Lonelygirl trotz des Bluffs die Treue.
"Unsere Zuschauerzahlen sind in den letzten Monaten gestiegen. Wir sind immer noch der meistabonnierte Kanal auf YouTube. In den letzten Wochen wurde jedes Video zwischen 300 und 700.000 Mal angesehen, insgesamt haben wir bis zu anderthalb Millionen Abrufe pro Woche."
Die zentrale Anlaufstelle für alle Fans von Bree ist die Website lonelygirl15.com. Hier gibt es nicht nur die Links zu den Videos, sondern hier tauschen sich die Zuschauer auch untereinander aus. Was macht Lonelygirl15 so interessant für sie? Wir fragen in einem der stark frequentierten Foren nach und bekommen prompt eine E-Mail von Inigo, ein Student aus dem mexikanischen Guadalajara:
"Es ist eine Mischung aus Krimi, Drama und Abenteuergeschichte, und so kann man sagen, dass Lonelygirl eine neue Stilrichtung erfunden hat. Aber das vielleicht interessanteste der Show ist die Interaktivität. Jedes Video enthält jede Menge Rätsel und Symbole, sodass die Fans und Zuschauer diskutieren und interpretieren können. Außerdem können die Fans mit Bree und ihren Freunden im Forum chatten."
Chatten mit den Charakteren einer Serie. Also mit den Figuren, nicht mit ihren Darstellern. Da raten die Fans der fiktiven Bree zum Beispiel, zur Polizei zu gehen oder warnen sie, ihrem neuen Beschützer Jonas bloß nicht zu sehr zu vertrauen. Und viele produzieren sogar ihre eigenen Videos, in denen sie sich zu einem Teil der Geschichte machen und Nachrichten an die Hauptfiguren übermitteln. Hier zum Beispiel ein junger Mann, der sich nachts auf ein Parkdeck flüchtet – offenbar sitzt auch ihm der "Orden" im Nacken.
"I don’t know if they got me out here. Jonas, what the hell are you doing?”"
Realität und Fiktion verschwimmen für die Fans von Lonelygirl15. Wem das alles zu abgedreht vorkommt, der hat nicht begriffen, was eine gute Serie ist, findet Bree-Erfinder Miles.
""Gute Fiktion fängt unsere Emotionen ein uns spricht mit uns. Du wirst in diese Welt verwickelt. Wenn ich Lost oder 24 anschaue, dann schreie ich auch schon mal den Fernseher an. Und wenn ich eine Online-Show ansehe, dann tippe ich halt. Das Prinzip ist genau dasselbe."
Beckett und seine Kompagnons verdienen mit ihrem Projekt nach eigenen Angaben bisher nur wenig Geld. Die Gespräche mit der Industrie über einen Kinofilm sind erst mal im Sand verlaufen, und wahrscheinlich muss man froh darüber sein.
Denn so können sich die Macher ganz auf ihren innovativen Mix aus TV-Serie und Online-Rollenspiel konzentrieren. Eine Zusammenarbeit mit Hollywood wäre da eher ein Rückschritt – und für viele Lonelygirl-Fans ähnlich schlimm, als fiele Bree dem geheimnisvollen Orden in die Hände.