"Wassermusik"-Festival in Berlin

So klingt die andere Karibik

Der jamaikanische Gitarrist Ernest Ranglin
Der 84 Jahre alte Gitarrist Ernest Ranglin spielt zur Eröffnung des "Wassermusik-Festival", begleitet von einem Pionier des Afrobeats, dem Schlagzeuger Tony Allen. © Deutschlandradio - Andreas Buron
Von Ole Schulz |
Im Berliner Haus der Kulturen der Welt zieht die Karibik ein. Bis Ende Juli findet dort das Festival "Wassermusik" statt, das sich in diesem Jahr den eher unbekannten karibischen Sounds widmet. Mit dabei ist Jazz-Legende Ernst Ranglin.
Musik aus der Karibik? Viele werden da sofort an Jamaika und Kuba, an Reggae und an Salsa denken. Doch musikalisch so vielfältig wie die Inselwelt im Golf von Mexiko ist kaum eine Region. Das "Wassermusik"-Festival widmet sich dieses Jahr darum unbekannteren karibischen Sounds. Detlef Diederichsen, der Musikchef vom Haus der Kulturen der Welt:
"Wir wollen einfach mal zeigen, was da außer Kuba und Jamaika sonst so existiert und geben mal einen kleinen Einblick, in die vor allem frankophone Welt, aber auch in das umliegende Festland, also Mittelamerika, das nördliche Südamerika etc., um dann mal ein etwas kompletteres und korrekteres Bild der Karibik zu zeichnen."
So sind zum Beispiel Les Vikings de La Guadeloupe zur "Wassermusik" geladen. Vor 50 Jahren leitete die Band in ihrer Heimat mit der kreolischen Fusion aus Jazz und Calypso, Merengue und Beat, Compa und Funk eine musikalische Revolution ein. Ab 1968 nahmen "Die Wikinger aus Guadeloupe" fast 20 Alben auf, bevor sie sich in den 90ern auflösten. Nun hat Bandleader und Saxofonist Camille Soprann die Kernbesetzung wieder vereint.

Modern Jazz trifft rituelle Voodoo-Musik

Neben der Musik der kleinen Antillen steht die einstige "Perle der Karibik" im Mittelpunkt: Haiti. Das hat laut Detlef Diederichsen auch persönliche Gründe
"Zum einen habe ich vor einiger Zeit die Musik Haitis entdeckt und bin schwer begeistert. Man muss allerdings dazu sagen, dass Haitis Musik im Moment eine Musik der Diaspora ist. Haitis Musik wird in Frankreich und Kanada gemacht. Haiti selbst ist jetzt nach den diversen Nackenschlägen...Also die Leute haben im Moment anderes zu tun als Musik zu machen, jedenfalls auf einem professionelleren Level."
Jacques Schwarz-Bart gehört zu den karibischen Musikern in der Diaspora. Der von den Kleinen Antillen stammende und in New York lebende Pianist präsentiert bei der Wassermusik sein Projekt "Jazz Racine Haïti": Modern Jazz trifft dabei auf rituelle Voodoo-Musik.
"Der hat sicherlich einen ganz speziellen Blick auf die Karibik. Einerseits der Blick des Sprosses eines martinikanischen Künstlerhaushalts ist. Andererseits eben der eines New Yorker Jazz-Musikers. Und insofern entwickelt er da ganz interessante Projekte."

Country aus St. Lucia

Ein weiterer Schwerpunkt ist der afro-karibische Calypso, und mit der Sängerin Calypso Rose reist eine Königin des Genres aus Tobago nach Berlin an. Dazu kommt bei der "Wassermusik" eine für die Region eher ungewöhnliche Musikgattung, die in der Abgeschiedenheit einer Insel irgendwie überlebte.
"In St. Lucia ist die populärste Musik der Insel Country-Musik. Und zwar Country-Musik im Stile der 50er-Jahre. Also, richtig so rumpelnde Honkey-Tonk-Sounds. Sänger wie George Jones und Merle Haggard werden da verehrt und entsprechend ist der größte Star der Insel, den wir jetzt eingeladen haben, L.M. Stone, ist ein richtiger Country-Sänger."
Bei der "Wassermusik" gibt es aber auch modernere Klänge. Ein Höhepunkt dürfte der Auftritt von Sistema Solar sein – digitaler Cumbia von der Karibikküste Kolumbiens. Und ganz ohne Jamaika-Feeling kommt auch die Karibik-Reihe der "Wassermusik" nicht aus: Heute spielt mit Ernest Ranglin gleich zur Eröffnung eine Legende. Der inzwischen 84-Jährige war Studio-Musiker vieler Reggae-Größen. Begleitet wird er in Berlin von einem Pionier des Afrobeat: dem Schlagzeuger Tony Allen.
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