Wasserqualität in China

Schmutzig und gefährlich giftig

Ein Tropfen Wasser kommt am 21.03.2013 aus einem Wasserhahn in Frankfurt (Oder)
Naturschützer schlagen Alarm: Chinas Wasser ist massiv verschmutzt. © dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Von Axel Dorloff, ARD-Studio Peking |
Das Wasser für die rund 1,4 Milliarden Chinesen ist ohnehin knapp. Nun warnen Umweltschützer vor der Wasserverschmutzung in China. 60 bis 80 Prozent des Grundwassers sind nach neueren Schätzungen nicht trinkbar.
Trocken und verdreckt: Der Fluss Junma im Südwesten von Peking ist kein reißender Wasserstrom mehr. Soweit das Auge reicht, ist nur ein ausgetrocknetes Flussbett mit Spuren von Sperrmüll zu sehen: eine kaputte Waschmaschine, alte Holzpaletten, Berge von Plastikflaschen.
Umweltschützer Zhang Junfeng ist Mitgründer von "Happy Water Journey", einer NGO im Bereich Wasser- und Gewässerschutz. Er beschreibt die Lage:
"Hier kann man sehen, dass das Wasser nur noch unterirdisch fließt. Man findet es erst, wenn man ein Loch gräbt."
Mit Brunnen werde Wasser für die industrielle Nutzung zum Beispiel in Raffinieren abgezweigt. Deshalb hätten es die Dörfer in der Umgebung schwer, Wasser für ihre Felder zu bekommen:
"Die ursprüngliche Nutzung des Flusses hat sich komplett verändert."
Naturschützer wie Zhang Junfeng schlagen schon länger Alarm: Chinas Wasser ist massiv verschmutzt. Auch offizielle Stellen leugnen das nicht. Je nachdem, auf welche Zahlen man sich beruft, gelten 60 bis 80 Prozent des Grundwassers in China als schwer verschmutzt und nicht trinkbar. Erst kürzlich hat das eine Studie von chinesischen Wissenschaftlern und der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy" bestätigt.

Abwässer direkt ins Grundwasser

"Die Gegenden mit der schlechtesten Grundwasser-Qualität sind die, die das Grundwasser am dringendsten brauchen. Gerade in den nördlichen Regionen Chinas, wo es nicht so viele Flüsse gibt, sind die Menschen vom Grundwasser abhängig. Aber dort ist das Grundwasser auch am meisten verschmutzt", sagt Ada Kong. Sie ist Wasserexpertin von Greenpeace Ostasien in Peking.
Verantwortlich dafür ist nicht nur die Industrie, sondern auch die Landwirtschaft. Dünger, Insektenvernichtungsmittel und Abfälle geraten in Seen, in Flüsse und ins Grundwasser. Dabei nutzen die Bauern in den ländlichen Gegenden Wasser aus weniger tiefen Brunnen.
Zunächst müsse die Verschmutzung des Oberflächenwassers und des Grundwassers gestoppt werden, sagt Ada Kong: "Es gibt Industriebetriebe und Fabriken, die ihre giftigen Abfälle einfach heimlich durch selbst gebaute Brunnen ableiten, direkt ins Grundwasser."

Wirrwar zwischen zwei Ministerien

Chinas Politik hat das Problem zwar erkannt, aber bislang keine klare Strategie. Gleich zwei Ministerien sind zuständig: das Ministerium für Umweltschutz und das Wasserbau-Ministerium. Sie machen eigene Erhebungen, hantieren mit unterschiedlichen Zahlen, kooperieren wenig.
Aktivisten wie Ada Kong von Greenpeace Ostasien fordern deshalb einen gemeinsamen Lösungsansatz, und das möglichst schnell:
"Ich mache mir keine Sorgen um die Kosten. Wenn die Regierung entschlossen ist, kann sie auch. Auch die Technologie ist vorhanden. Es geht um die Mühlen der Verwaltung. Es braucht einen wirklichen politischen Willen, entsprechende Maßnahmen auch umzusetzen."
Das Wasser für die rund 1,4 Milliarden Chinesen ist ohnehin knapp. Mit rund 20 Prozent der Weltbevölkerung verfügt China nur über sieben Prozent des Frischwassers der Erde.
Umweltaktivisten in China fordern, dass die Politik der Wasserverschmutzung endlich die gleiche Aufmerksamkeit widmet wie der Luftverschmutzung. Ansonsten ist nicht nur das Wirtschaftswachstum in China bedroht, sondern auch immer mehr die Gesundheit der Menschen.
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