WDR-Sendung "Die letzte Instanz"

Es fehlten Respekt und Menschlichkeit

09:22 Minuten
Comedian Gianni Jovanovic hat die Arme gekreuzt und guckt in die Kamera.
Rassistische Fremdbezeichnungen dekonstruieren: Gianni Jovanovic. © Pascal Amos Rest
Gianni Jovanovic im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Die WDR-Sendung "Die letzte Instanz" hat eine Rassismus-Debatte ausgelöst. Gianni Jovanovic fand die Talkshow einfach nur beschämend. Der Comedian konstatiert ein fest verankertes rassistisches Denken in der weißen Mehrheitsgesellschaft.
Die WDR-Sendung sorgte für einen Eklat: In "Die letzte Instanz" diskutierte Steffen Hallaschka mit dem Autor und Moderator Micky Beisenherz, dem Entertainer Thomas Gottschalk, der Schauspielerin Janine Kunze und dem Schlagersänger Jürgen Milski, ob scharfe Paprikasoße unbedingt mit einer abwertenden Bezeichnung für eine Menschengruppe belegt werden muss. Alle finden: ja.

Keine gute Unterhaltung

Der Comedian und Aktivist Gianni Jovanovic kommt aus einer Roma-Familie aus Rüsselsheim und meint, die Show sei weder Satire noch gute Unterhaltung gewesen, sondern einfach nur beschämend.
Auch für ihn selbst - denn er sei ja nicht nur Roma, sondern auch Deutscher. Und die Gäste seien Repräsentanten der deutschen Mehrheitsgesellschaft gewesen, betont Jovanovic: "Da war unter anderem eine Ikone des deutschen Fernsehens: Thomas Gottschalk, mit dem ich groß geworden bin."
Personen wie Gottschalk prägten gesellschaftliche Kommunikation und auch das Verhalten, so Jovanovic. Und blieben doch in ihrer Blase: "Weil sie nun mal keine Räume haben, wo sie sich zum Beispiel mit mir an einen Tisch setzen würden und sagen: 'Okay, lass uns über Rassismus gegenüber Sinti und Roma reden. Wie siehst du das?'"

Die Macht des Rassismus brechen

Es gehe darum, rassistische Fremdbezeichnungen zu dekonstruieren, betont der 42-Jährige. Man müsse ihnen die Macht nehmen und die, die durch diese Form von Rassismus betroffen seien, schützen. Es gehe letztlich um Respekt und Menschlichkeit.
Er glaube schon, dass durch Diskussionen über Rassismus eine Bewusstseinserweiterung stattfinde, sagt Jovanovic. Aber das Problem bleibe das fest verankerte, rassistische Denken in der weißen Mehrheitsgesellschaft. Wenn jemand zum Beispiel eine Wohnung mieten wolle und sie nicht bekomme, weil er nicht weiß sei: "Das ist das Problem."
(beb)
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