Weder neu noch raffiniert

Von Susanne Burkhardt |
Maria Magdalena und Jesus waren nicht nur ein Paar, sondern hatten auch ein Kind. Verpackt sind diese gewagten Thesen um eine perfide Weltverschwörung in die Geschichte eines Mordes. Die zentralen Thesen, die der Bestsellerautor Dan Brown zu seinem "The Da Vinci Code" verknüpft hat, sind allerdings weder neu noch besonders raffiniert.
Waren Maria Magdalena und Jesus ein Paar? Für den amerikanischen Bestsellerautor Dan Brown gibt es da keinen Zweifel. In seinem fiktiven Thriller "Sakrileg" räumt er mit fast allem auf, was der katholischen Kirche heilig ist und versucht ein großes Menschheitsgeheimnis zu lüften. Er spekuliert, Jesus und Maria Magdalena seien verheiratet gewesen und hätten ein gemeinsames Kind gehabt. Der Heilige Gral - nicht länger ein Trinkgefäß – sondern vielmehr der fruchtbare Schoß Maria Magdalenas – das Symbol der Weiblichkeit.

Aus machtpolitischen Gründen – so Browns These weiter – habe die Kirche versucht, alle Nachkommen dieser Ehe auszurotten und damit auch die Bedeutung des Weiblichen für die katholische Hierarchie. Sie scheitert damit, weil die Geheimorganisation‚ Orden der Bruderschaft von Sion, die Blutlinie von Jesus und Maria Magdalena schützt. Nachfahren Jesu lebten demnach noch immer – heute in England und in Südfrankreich.

Verpackt sind diese gewagten Thesen um eine perfide Weltverschwörung in die Geschichte eines Mordes. Der Chefkurator des Louvre ist tot. Er, Oberhaupt der Bruderschaft von Sion, hat eine Geheimbotschaft hinterlassen: den Da-Vinci-Code. Ein Symbolforscher und eine Kriminologin, zufällig die Enkelin des Toten, untersuchen den Fall. Im Laufe ihrer Ermittlungen kommen sie einem historischem Komplott auf die Spur.

Sie stoßen auf den katholischen Geheimbund Opus Dei, für Brown eine geheime Sekte, die Gehirnwäsche betreibt und sogar mordet. Sie enträtseln die Bildersprache Leonardo da Vincis, in dessen Gemälden Hinweise auf das größte Geheimnis der Christenheit versteckt sein sollen. So sehe man auf seinem Gemälde "Abendmahl" statt des Jüngers Johannes eine Frau: Maria Magdalena. Dan Brown macht sich auf, die "Geheimnisse der größten Kunstwerke" zu lüften und damit die Menschheit zu befreien.

Die zentralen Thesen, die der Bestsellerautor zu seinem "Da Vinci Code" verknüpft hat - sie sind allerdings weder neu noch besonders raffiniert. Wahrscheinlich beruht der Erfolg des Buches auf seiner Mischung aus Religion, Sex und Mystik. Trotzdem hat es der Roman des Verschwörungstheoretikers geschafft, den Vatikan paradoxerweise zu einem Verhalten zu provozieren, wie es Brown persifliert: Er agiert als eine repressive Macht, die Informationen kontrollieren und gerichtliche Verbote erzwingen möchte. Auch jetzt wieder, zum Start des Films.


Das Gespräch zum Thema mit Literaturkritiker Kolja Mensing und Filmkritiker Jan Taszman können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.
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