Wegweiser für Bauhaus-Reisende
Wer in Berlin, Dessau und Weimar auf Spurensuche des Bauhauses ist, findet in dem "Bauhaus-Reisebuch" einen nützlichen Begleiter. Auch von einer neuen iPhone-App kann man sich helfen lassen. Die drei deutschen Bauhaus-Institutionen präsentieren sich außerdem in London anlässlich der Olympischen Sommerspiele gemeinsam in der Ausstellung "Bauhaus: Art as Life".
"Bauhaus Reisebuch" heißt der 300-seitige Band. Und es ist ein großartiges Reisebuch: im handlichen Format enthält es alles, was braucht, wer in Weimar, Dessau oder Berlin auf Bauhaus-Spuren unterwegs ist. Wer mag, kann sich durch die neue iPhone-App BauhausGuide dabei helfen lassen.
Wer derlei Spaziergänge schon zu Hause vorbereiten will, hat ein Lesebuch in den Händen: die Geschichte des Bauhauses wird nacherzählt und anschaulich gemacht durch Anekdoten, Briefe, Zeitungsartikel. Historischen Fotos stehen aktuelle Aufnahmen von Christoph Petras gegenüber. Die Texte von Susanne Knorr, Ingolf Kern und Christian Welzbacher zeigen eine persönliche Handschrift. Im Stil anspruchsvoller Reise-Essayistik geschrieben, wird das Buch jeden ansprechen, der sich auch nur am Rande für das Bauhaus oder die Zeit des Bauhauses interessiert.
Trotz einer Fachliteratur von "gefühlten zwei Regalmetern Länge", sagt Philip Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, seien die Zusammenhänge der Entstehung der Bauhaus-Bewegung ein wenig in Vergessenheit geraten, dem wolle man mit dem Reisebuch abhelfen.
"Das Bauhaus ist natürlich nicht vom Mond gefallen. Es ist als Teil der Bewegung der Moderne aus größeren Kontexten hervorgegangen, und das Schöne an so einem Reisebuch ist, dass man diese Geschichte ganz anders erzählen kann. Das ist es, was wir versucht haben mit dem Reisebuch: diese Zusammenhänge zu schildern: Wo wurden Dinge hergestellt, in welchen Werkstätten? Mit welchen Industrien hat man zusammengearbeitet? Was waren dann auch politische Konflikte mit dem Stadtrat? usw. ... Das Bauhaus ist ein unglaublicher Mythos, man kennt ikonische Werke, man kennt ikonische Meister, Gropius, den Freischwingerstuhl, die kubische Architektur – aber gerade durch diesen Mythos, der entstanden ist, ist es völlig entwurzelt aus den Zusammenhängen, aus denen es sich heraus entwickelt hat."
Seit mehreren Jahren schon pflegen die drei "sammlungsführenden" Bauhaus-Institutionen Deutschlands eine intensive Zusammenarbeit. Das Berliner Bauhaus-Archiv, die Stiftung Bauhaus Dessau und die Klassik Stiftung Weimar zeigten 2009 gemeinsam die Ausstellung "Modell Bauhaus" in Berlin und New York, im letzten Jahr kam ein gemeinsamer Internet-Auftritt dazu – www.bauhaus-online.de, dem jetzt vorliegenden gemeinsamen Reisebuch wird im Mai eine gemeinsame Bauhaus-Ausstellung in London folgen, in der Barbican Art Gallery, einem großen Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum, in dem etwa 400 Werke der großen Bauhaus-Künstler gezeigt werden. Bei soviel Zusammenarbeit der drei deutschen Bauhaus-Zentren kann einem schon die Idee kommen, ob man sie nicht am besten unter einem Dach zusammenfassen sollte – oder ob womöglich genau das schon vorgesehen sei. Wolfgang Holler, Generaldirektor Museen der Klassik Stiftung Weimar:
"Wir wollen eine Kooperation haben, die eng aneinander schließt, und wo zum Beispiel Erwerbungen, wo große Themen wie Ausstellungen, wo aber auch kulturpolitische Fragen, Schwierigkeiten also regelmäßig beraten werden, wo man auch sozusagen versucht, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, zum Beispiel mit dem Bauhausjahr 2019, aber natürlich sind die einzelnen Dinge durch den Föderalismus, durch die Struktur der Häuser ... man käme jetzt nicht auf die Idee zu sagen, man macht ein deutsches Bauhaus-Museum mit drei Standorten – das nicht."
Philip Oswalt von der Stiftung Bauhaus Dessau sieht das im Prinzip ähnlich, formuliert es aber nicht ganz so entschieden:
"Es ist uns sehr bewusst, dass wir viel schlagkräftiger sind, wenn wir zusammenrücken, und insofern haben wir auch eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte, die wir in Zukunft gemeinsam durchführen wollen, formuliert - aber nicht in der Absicht, in einer großen, gemeinschaftlichen Institution aufzugehen. Ich glaube, das ist auch ... diese fundamentale Frage stellt sich im Moment nicht: Ich glaub, das Wichtige ist, dass es diese Art der Zusammenarbeit gibt. Wenn sich Leute vorstellen können, das auch in einer Einrichtung zu machen, will ich das auch gar nicht kommentieren, sondern sagen: Es gibt den Respekt vor den einzelnen Einrichtungen und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit."
Man könnte einwenden, dass viele Kulturinstitutionen, etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder das Marbacher Literaturarchiv in den letzten Jahren ihre regionale Gebundenheit mehr und mehr abgelegt haben und zu nationalen Angelegenheiten wurden – und dass Entsprechendes auch für das Bauhaus denkbar wäre – und nicht auch wünschenswert? Doch wie dem auch sei: Solange die Kooperation der drei Partner so schöne Früchte trägt wie dieses "Bauhaus Reisebuch", muss man sehr zufrieden sein.
Links bei dradio.de:
Wer hat noch nicht? - Wie viele Bauhaus-Museen braucht das Land?
Wie viele Bauhaus-Museen braucht Deutschland?
Dessauer Bauhaus-Direktor über Museumspläne und Konkurrenz aus Weimar
Wer derlei Spaziergänge schon zu Hause vorbereiten will, hat ein Lesebuch in den Händen: die Geschichte des Bauhauses wird nacherzählt und anschaulich gemacht durch Anekdoten, Briefe, Zeitungsartikel. Historischen Fotos stehen aktuelle Aufnahmen von Christoph Petras gegenüber. Die Texte von Susanne Knorr, Ingolf Kern und Christian Welzbacher zeigen eine persönliche Handschrift. Im Stil anspruchsvoller Reise-Essayistik geschrieben, wird das Buch jeden ansprechen, der sich auch nur am Rande für das Bauhaus oder die Zeit des Bauhauses interessiert.
Trotz einer Fachliteratur von "gefühlten zwei Regalmetern Länge", sagt Philip Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, seien die Zusammenhänge der Entstehung der Bauhaus-Bewegung ein wenig in Vergessenheit geraten, dem wolle man mit dem Reisebuch abhelfen.
"Das Bauhaus ist natürlich nicht vom Mond gefallen. Es ist als Teil der Bewegung der Moderne aus größeren Kontexten hervorgegangen, und das Schöne an so einem Reisebuch ist, dass man diese Geschichte ganz anders erzählen kann. Das ist es, was wir versucht haben mit dem Reisebuch: diese Zusammenhänge zu schildern: Wo wurden Dinge hergestellt, in welchen Werkstätten? Mit welchen Industrien hat man zusammengearbeitet? Was waren dann auch politische Konflikte mit dem Stadtrat? usw. ... Das Bauhaus ist ein unglaublicher Mythos, man kennt ikonische Werke, man kennt ikonische Meister, Gropius, den Freischwingerstuhl, die kubische Architektur – aber gerade durch diesen Mythos, der entstanden ist, ist es völlig entwurzelt aus den Zusammenhängen, aus denen es sich heraus entwickelt hat."
Seit mehreren Jahren schon pflegen die drei "sammlungsführenden" Bauhaus-Institutionen Deutschlands eine intensive Zusammenarbeit. Das Berliner Bauhaus-Archiv, die Stiftung Bauhaus Dessau und die Klassik Stiftung Weimar zeigten 2009 gemeinsam die Ausstellung "Modell Bauhaus" in Berlin und New York, im letzten Jahr kam ein gemeinsamer Internet-Auftritt dazu – www.bauhaus-online.de, dem jetzt vorliegenden gemeinsamen Reisebuch wird im Mai eine gemeinsame Bauhaus-Ausstellung in London folgen, in der Barbican Art Gallery, einem großen Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum, in dem etwa 400 Werke der großen Bauhaus-Künstler gezeigt werden. Bei soviel Zusammenarbeit der drei deutschen Bauhaus-Zentren kann einem schon die Idee kommen, ob man sie nicht am besten unter einem Dach zusammenfassen sollte – oder ob womöglich genau das schon vorgesehen sei. Wolfgang Holler, Generaldirektor Museen der Klassik Stiftung Weimar:
"Wir wollen eine Kooperation haben, die eng aneinander schließt, und wo zum Beispiel Erwerbungen, wo große Themen wie Ausstellungen, wo aber auch kulturpolitische Fragen, Schwierigkeiten also regelmäßig beraten werden, wo man auch sozusagen versucht, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, zum Beispiel mit dem Bauhausjahr 2019, aber natürlich sind die einzelnen Dinge durch den Föderalismus, durch die Struktur der Häuser ... man käme jetzt nicht auf die Idee zu sagen, man macht ein deutsches Bauhaus-Museum mit drei Standorten – das nicht."
Philip Oswalt von der Stiftung Bauhaus Dessau sieht das im Prinzip ähnlich, formuliert es aber nicht ganz so entschieden:
"Es ist uns sehr bewusst, dass wir viel schlagkräftiger sind, wenn wir zusammenrücken, und insofern haben wir auch eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte, die wir in Zukunft gemeinsam durchführen wollen, formuliert - aber nicht in der Absicht, in einer großen, gemeinschaftlichen Institution aufzugehen. Ich glaube, das ist auch ... diese fundamentale Frage stellt sich im Moment nicht: Ich glaub, das Wichtige ist, dass es diese Art der Zusammenarbeit gibt. Wenn sich Leute vorstellen können, das auch in einer Einrichtung zu machen, will ich das auch gar nicht kommentieren, sondern sagen: Es gibt den Respekt vor den einzelnen Einrichtungen und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit."
Man könnte einwenden, dass viele Kulturinstitutionen, etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder das Marbacher Literaturarchiv in den letzten Jahren ihre regionale Gebundenheit mehr und mehr abgelegt haben und zu nationalen Angelegenheiten wurden – und dass Entsprechendes auch für das Bauhaus denkbar wäre – und nicht auch wünschenswert? Doch wie dem auch sei: Solange die Kooperation der drei Partner so schöne Früchte trägt wie dieses "Bauhaus Reisebuch", muss man sehr zufrieden sein.
Links bei dradio.de:
Wer hat noch nicht? - Wie viele Bauhaus-Museen braucht das Land?
Wie viele Bauhaus-Museen braucht Deutschland?
Dessauer Bauhaus-Direktor über Museumspläne und Konkurrenz aus Weimar