Weihnachten - Hochkonjunktur für Gedichte
Weihnachten haben auch Gedichte Konjunktur. Und da Marktforscher herausgefunden haben, dass sich die Deutschen nichts mehr als Bücher zu Weihnachten wünschen, kommt der Band "Die schönsten Weihnachtsgedichte" gerade recht.
Weihnachten – wir wollen es alle gerne feiern, aber der Übergang vom normalen Leben zur Weihnachtszeit ist kaum zu bewältigen. Manchmal scheint es, als stamme Weihnachten aus der Galaxis einer unvorstellbar fernen Dimension. Weihnachten kommt über uns und bringt uns jedes Jahr zur gleichen Zeit aus dem Tritt, denn an Weihnachten gelten die Naturgesetze unseres nüchtern-pragmatischen Alltags plötzlich nicht mehr. Dafür wird es besinnlich und das Radio spielt sehr liebe Lieder.
Kinder, die vorher ihre Eltern zur Weißglut trieben, lernen plötzlich Gedichte auswendig – versöhnliche, harmonische, liebenswürdige Gedichte. Und auch wenn sie es nur tun, um etwas dafür zu bekommen – schön ist es trotzdem.
"Von drauß vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt’ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn... "
Die Amerikaner haben Weihnachten modernisiert und haben Fahrt hereingebracht. Zwar treiben sie mit den alten Weisen so ihren Schabernack. Das aber gekonnt.
Um noch einen kleinen Moment bei den Amerikanern zu bleiben, die im Übrigen in dem hier zu besprechenden Gedichte - Büchlein keine Rolle spielen, für die ist "Gemütlichkeit" ja ein zutiefst deutscher Zustand, weswegen sie auch kein eigenes Wort dafür haben und unseres benutzt. Aber während im kaufkräftigsten Land der Welt Rudolph the Red nosed Ren-Dear nebst Santa Claus die Geschenke bringt, ist es bei uns ein engelhaftes Wesen namens Christkind...
"Denkt euch – ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rot gefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her –
was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schlempenpack –
meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch es war gewiss was Schönes drin:
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen! "
Aber mal ehrlich: Wer nimmt heute noch mit Äpfeln und Nüssen vorlieb? Machen Sie einmal die Probe aufs Exempel.
Wie sagte doch der EKD-Präsident letztes Jahr in seiner Weihnachtsansprache: "Das Wichtigste im Leben kostet nichts und die schönsten Dinge sind leise."
Das Nikolausgedicht
"So lange lernte ich kleiner Wicht
ein langes Nikolausgedicht.
Ich sag’s dir auf im Kerzenlicht.
Wehe, Nikolaus, du kommst jetzt nicht! "
Ist es auch noch so klein, so ein Verslein kann herzerwärmend sein!
Originell sich dünkende Künstler touren zwar zurzeit durch Deutschland mit ihrer Revue "Rohe Weihnacht" mit Texten von Bukowski und Musik von Tom Waits; Untertitel: Über Zimtsterne und Kotzbrocken. Aber bitte: Wer muss das jetzt haben?
Braucht der Mensch nicht auch mal eine Phase erlaubter Harmlosigkeit, in der Gedichte zitiert werden wie das von der Weihnachtsmaus, die Mutters Keksvorräte dezimiert? – leider fehlt es in Ursula Wagners Gedichtkompendium. Aber das lernen offenbar eh alle Kinder an sämtlichen deutschen Grundschulen. Dafür übernahm Frau Wagner ein anderes rhythmisch sehr reizvolles Tiergedicht von Edith Schreiber-Wicke in ihre Anthologie.
Katzenweihnacht
"Glitzerfäden
fein zu fangen,
auch zu fressen?
weiß nicht recht,
mir wird schlecht.
Bunter Ball an Silberschnur
hängt am Baum,
bleibt er dort?
glaub ich kaum.
Kann er hüpfen?
kann er nicht,
rollt ein Stück
und zerbricht.
Kletterbaum mit grünen Nadeln,
Stern im Wipfel
nickt noch sacht,
bin jetzt müde,
Stille Nacht. "
Gedichte können süß sein und Auswendiglernen hält die Synapsen geschmeidig.
Marktforscher haben übrigens ermittelt: die Deutschen wünschen sich auch dieses Jahr nichts so sehr zu Weihnachten wie Bücher. Hier wäre also eines: "Die schönsten Weihnachtsgedichte", herausgegeben von Ursula Wagner.
Ursula Wagner (Hrsg.): Die schönsten Weihnachtsgedichte
Langen Müller Verlag, München 2005
Kinder, die vorher ihre Eltern zur Weißglut trieben, lernen plötzlich Gedichte auswendig – versöhnliche, harmonische, liebenswürdige Gedichte. Und auch wenn sie es nur tun, um etwas dafür zu bekommen – schön ist es trotzdem.
"Von drauß vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt’ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn... "
Die Amerikaner haben Weihnachten modernisiert und haben Fahrt hereingebracht. Zwar treiben sie mit den alten Weisen so ihren Schabernack. Das aber gekonnt.
Um noch einen kleinen Moment bei den Amerikanern zu bleiben, die im Übrigen in dem hier zu besprechenden Gedichte - Büchlein keine Rolle spielen, für die ist "Gemütlichkeit" ja ein zutiefst deutscher Zustand, weswegen sie auch kein eigenes Wort dafür haben und unseres benutzt. Aber während im kaufkräftigsten Land der Welt Rudolph the Red nosed Ren-Dear nebst Santa Claus die Geschenke bringt, ist es bei uns ein engelhaftes Wesen namens Christkind...
"Denkt euch – ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rot gefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her –
was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schlempenpack –
meint ihr, er wäre offen, der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch es war gewiss was Schönes drin:
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen! "
Aber mal ehrlich: Wer nimmt heute noch mit Äpfeln und Nüssen vorlieb? Machen Sie einmal die Probe aufs Exempel.
Wie sagte doch der EKD-Präsident letztes Jahr in seiner Weihnachtsansprache: "Das Wichtigste im Leben kostet nichts und die schönsten Dinge sind leise."
Das Nikolausgedicht
"So lange lernte ich kleiner Wicht
ein langes Nikolausgedicht.
Ich sag’s dir auf im Kerzenlicht.
Wehe, Nikolaus, du kommst jetzt nicht! "
Ist es auch noch so klein, so ein Verslein kann herzerwärmend sein!
Originell sich dünkende Künstler touren zwar zurzeit durch Deutschland mit ihrer Revue "Rohe Weihnacht" mit Texten von Bukowski und Musik von Tom Waits; Untertitel: Über Zimtsterne und Kotzbrocken. Aber bitte: Wer muss das jetzt haben?
Braucht der Mensch nicht auch mal eine Phase erlaubter Harmlosigkeit, in der Gedichte zitiert werden wie das von der Weihnachtsmaus, die Mutters Keksvorräte dezimiert? – leider fehlt es in Ursula Wagners Gedichtkompendium. Aber das lernen offenbar eh alle Kinder an sämtlichen deutschen Grundschulen. Dafür übernahm Frau Wagner ein anderes rhythmisch sehr reizvolles Tiergedicht von Edith Schreiber-Wicke in ihre Anthologie.
Katzenweihnacht
"Glitzerfäden
fein zu fangen,
auch zu fressen?
weiß nicht recht,
mir wird schlecht.
Bunter Ball an Silberschnur
hängt am Baum,
bleibt er dort?
glaub ich kaum.
Kann er hüpfen?
kann er nicht,
rollt ein Stück
und zerbricht.
Kletterbaum mit grünen Nadeln,
Stern im Wipfel
nickt noch sacht,
bin jetzt müde,
Stille Nacht. "
Gedichte können süß sein und Auswendiglernen hält die Synapsen geschmeidig.
Marktforscher haben übrigens ermittelt: die Deutschen wünschen sich auch dieses Jahr nichts so sehr zu Weihnachten wie Bücher. Hier wäre also eines: "Die schönsten Weihnachtsgedichte", herausgegeben von Ursula Wagner.
Ursula Wagner (Hrsg.): Die schönsten Weihnachtsgedichte
Langen Müller Verlag, München 2005