Weihnachten im All

Rentier-Raumpatrouille am nächtlichen Himmel

05:44 Minuten
Der Weihnachtsmann spiegelte sich in der Brille einer Person, die aussieht wie ein Ausserirdischer.
Der Weihnachtsmann kommt auch zu Außerirdischen - oder solchen, die sich dafür halten. © Gettyimages / Star Tribune / Jerry Holt
Von Sky Nonhoff |
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Weihnachten steht vor der Tür. Immer nur auf der Erde zu feiern, ist ein bisschen langweilig – darum gibt es jede Menge Songs über das Fest im Weltraum. Unser Santa Claus-Experte Sky Nonhoff hat sich durch alle durchgehört.
Der Menschheitstraum, das All zu erobern, wird seit Erfindung der Popmusik von der Fantasie ergänzt, auf anderen Planeten Weihnachten zu feiern. Herausgekommen sind dabei mal abgedrehte, mal durchgeknallte, aber immer reichlich absurde Ohrwürmer aus dem Reich der akustischen Science Fiction, in deren Mittelpunkt so gut wie immer Santa Claus steht.
Überzeugend, genauso klang es, was der sechsjährige Barry Gordon aus Brookline, Massachusetts, da anno 1956 zum Besten gab: Dass in jenem Jahr nicht der Weihnachtsmann die Geschenke bringen würde, sondern Zoomah, der Santa Claus vom Mars. Und auch wenn der halbwüchsige Barry erst seit ein paar Monaten in die erste Klasse ging, eines wusste er genau: Dass die Geschichte vom marsianischen Weihnachtsmann erstunken und erlogen war.
Obendrein sollte sich herausstellen, dass Santa von ebenjenen Marsmenschen entführt worden war: 1964, im Sensationsfilm "Santa Claus Conquers the Martians", der unter anderem enthüllte, dass die bedrohlichen Roboter des roten Planeten aus grauer Pappmaché bestanden – und dass der Senior mit dem Rauschebart verheiratet war, mit einer ebenso rüstigen Ü-Siebzigerin namens ... Mrs. Claus!

Glöckchengebimmel und psychedelische Fuzz-Gitarre

Der Clou des Films aber war der Song "Hooray for Santy Claus!", veredelt mit Glöckchengebimmel, psychedelischer Fuzz-Gitarre und einem Yeah-Yeah-Gesang, der sich irgendwie anhört, als wären nicht Santa und seine Rentiere, sondern A-Hörnchen und B-Hörnchen gekidnappt worden.
Der gute Mann wirkt nun schon seit dem Mittelalter. Der deutsche Dichter Heinrich Hoffmann von Fallersleben war der erste, der ihm vor knapp zwei Jahrhunderten einen Gassenhauer auf den Leib schneiderte: "Morgen kommt der Weihnachtsmann".

Immer das neueste technische Equipment

Seither hat Santa die verschiedensten Inkarnationen durchlaufen, ein Junggebliebener, der immer auf das neueste technische Equipment setzt; schon in den Zwanzigerjahren konnte man ihn auf Festtagskarten mit Raketenschlitten bewundern, eine Art Roter Baron der Galaxis, und im modernen Popsong ist er endgültig völlig losgelöst: etwa in Bobby Helms’ Klassiker "Captain Santa Claus", wenn er mit seiner Rentier-Raumpatrouille am nächtlichen Himmel erscheint, oder in "Rocket Ship Santa" von den BellRays, deren Sängerin Lisa Kekaula sich den Weihnachtsmann im atombetriebenen Zuhälterschlitten imaginiert:
Und jetzt? Machen wir uns ein paar antiimperialistische Gedanken: Wie ein alter weißer Mann auf die Idee kommen konnte, sich Mond, Mars und Milchstraße untertan zu machen, und plötzlich klingt auch sein kehliges "Ho! Ho! Ho!" so gar nicht mehr, als hätte der Mann Geschenke zu verteilen. Wir bleiben wachsam und eines steht fest: Santa muss sich endlich dekolonisieren!
Aber vorher gäbe es da noch eine popkulturell-intergalaktische Frage, die ohne Santa kaum zu klären ist: Was schenkt man einem Wookiee zu Weihnachten, wenn er bereits einen Kamm besitzt? Wookiees, das sind die ganzkörperbehaarten Kreaturen aus Star Wars, die auf der guten Seite der Macht stehen, und derart existenzielle Fragen kann nur ein Wunschexperte beantworten.

Santa ist keine Erfindung

Santa wird noch gebraucht. Auch wenn es auf der Erde immer noch Verschwörungstheoretiker gibt, die ihn für eine Erfindung halten. Wie jener Aluhut, der im Dezember 2018 in Cleburne, Texas, ein von der örtlichen Kirche organisiertes Frühstück mit dem Weihnachtsmann störte. Der sei "nicht echt", rief er immer wieder. Die Cops ließen nicht lange auf sich warten. Er wurde umgehend festgenommen.
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