Gut im Abgang
Argentinien gehört zu den größten Weinproduzenten der Welt. Doch die wirtschaftliche Dauerkrise in Argentinien hat auch die Winzer erreicht. Ihr Rezept gegen die hohe Inflation und die Konkurrenz durch Niedrigpreis-Winzer: Sie setzen auf Qualitätswein.
Seit über 200 Jahren bilden die Andentäler in den Provinzen von Mendoza, San Juan und La Rioja das Zentrum des argentinischen Weinanbaus. In den vergangenen zwei Jahrzehnten kamen Weine der hochgelegenen Regionen um Salta und Catamarca dazu. Mittlerweile ist Argentinien der weltweit fünftgrößte Weinproduzent.
Doch die Winzer und Genossenschaften kämpfen ums Überleben. Die hohe Inflation, die zum Teil bei über 30 Prozent liegt, macht ihnen zu schaffen. Die Folge: Die argentinischen Winzer können im Niedrigpreis-Segment – also bei Weinen, die um die zehn US-Dollar verkauft werden – kaum noch konkurrieren, da die Produktionskosten zu hoch sind. Weingüter wie die Bodega Huarpe in Mendoza haben umgedacht. Qualität statt Quantität sei nun die Devise, meint der Geschäftsführer der Bodega Maximiliano Hern-ández Toso.
Nicht konkurrenzfähig im Niedrigpreis-Segment
Maximiliano Hernandez Toso: "Ohne dass wir die Preise angehoben hätten, verkaufen wir unseren Wein zu höheren Preisen, weil auch die Qualität des Weins besser ist als früher. Wir haben unser Portfolio verändert, bieten jetzt Premium-Weine an. Nur das erlaubt uns zu überleben."
Zwar haben Argentiniens Winzer seit den frühen 90er-Jahren die Qualität ihres Weines stetig verbessert und sind inzwischen weltweit als Premium-Produzent anerkannt, doch die wirtschaftliche Lage hält sie im Würgegriff. Es gebe derzeit nicht viele wirtschaftliche Optionen, meint Maximiliano Hernández Toso.
Maximiliano Hernandez Toso: "Dass wir nicht in der Zehn-US-Dollar-Kategorie konkurrieren, heißt auch, dass wir nicht so wachsen können, wie wir uns das dachten. Wir hatten eigentlich ehrgeizige Pläne zu expandieren. Aber die Absatzzahlen steigen nicht so, wie es eigentlich möglich wäre, weil wir im Niedrigpreis-Segment – wo man die entsprechenden Absatzzahlen erreichen könnte – nicht konkurrenzfähig sind."
Weinregion als Tourismusziel etablieren
Bei der Entwicklung des Weinmarktes setzen Argentiniens Winzer vor allem auf die Malbec-Traube. Diese ursprünglich französische Rotwein-Sorte wird inzwischen hauptsächlich in Argentinien angebaut. Rund 25.000 Hektar Malbec-Anbaugebiete gibt es in dem südamerikanischen Land. Das sind über 70 Prozent der weltweiten Malbec-Anbauflächen. Mario Giordano, Geschäftsführer des argentinischen Weinverban-des, ist überzeugt von dieser Spezialisierung:
Mario Giordano: "Kein anderes Land bietet einen vergleichbaren Malbec-Wein an. Es gibt gute Malbec-Weine in Kalifornien oder Chile, aber nicht in der Menge und in der Qualität wie in Argentinien. 40 Prozent der Weine, die wir exportieren, sind Malbec."
Stärker ausbauen wollen die Wein-Manager auch den Wein-Tourismus. Der wird inzwischen stärker nachgefragt. Denn aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten setzen die Argentinier immer mehr auf die Sehenswürdigkeiten im eigenen Land. Die Weinregion am Fuße der Anden hat sich dabei als attraktives Tourismusziel zuletzt bewährt.