Weißer Soul mit Wiener Schmäh

Nach einem Gespräch mit Andreas Müller |
"Sein Herz gehörte Wien und seine Seele dem Jazz." Die Worte des österreichischen Vizekanzlers Wilhelm Molterer gelten dem in der vergangenen Nacht gestorbenen Joe Zawinul, einem der berühmtesten Jazzpianisten der Welt.
Der Österreicher wurde als Josef Erich Zawinul 1932 in Wien geboren. Stolz verwies er darauf, dass seine Mutter nach seinen Worten einer musikalischen Gipsy-Familie mit slawischen Wurzeln entstammte.

Nachdem er Ende der 40er Jahre mit der Jazzmusik begonnen hatte, wanderte Zawinul 1959 in die USA aus, um sich der dortigen Musikszene anzuschließen. Bald schon verschaffte er sich den Respekt der schwarzen Musiker, die anerkennend feststellten: "Dieser seltsame weiße Mann hat den Soul." Er wurde mit Songs wie "Mercy, Mercy, Mercy" oder "Birdland" weltberühmt.

1970 gründete Zawinul die Band "Weather Report", die zu einer der bedeutendsten Jazz-Rock-Bands der 70er Jahre wurde. Er begleitete so berühmte Musiker wie die Sängerin Dinah Washington, den Saxophonisten "Cannonball" Adderly und spielte mit Miles Davis zusammen. Nach Ansicht von Musik-Experte Andreas Müller bewunderte Letzterer neben den musikalischen Fähigkeiten Zawinuls auch dessen Heirat des ersten schwarzen Topmodels des "Playboy".

Zawinul spielte vor allem auf dem E-Piano und dem Synthesizer. Er habe ganze "Keyboardbatterien" um sich herum gehabt und sei ein Virtuose auf den elektronischen Instrumenten gewesen, meint Müller. Er habe "sparsam, aber funky auf den Punkt gespielt". Später habe sich seine Musik nicht nur zum Rock, sondern auch zur Weltmusik geöffnet. Der senegalesische Sänger Youssou N'Dour sagt zum Beispiel, er sei durch Zawinuls Musik inspiriert worden.

Später kehrte Joe Zawinul der USA den Rücken und in seine Heimatstadt Wien zurück. Er eröffnete dort den Jazzclub "Birdland". Kurz vor dem Start einer Tournee hat ihn der Krebs mit 75 Jahren besiegt.

Sie können das vollständige Gespräch mit Andreas Müller in Teil 1 und Teil 2 mindestens bis zum 11.2.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

Programmtipps: In den Jazzfacts am Freitag, 14. September, 22.05 Uhr, gibt es im Deutschlandfunk eine Spezialsendung "In Memoriam Joe Zawinul. Eine Erinnerung an den österreichischen Musiker".