Frauen verdienen mehr! Wie schließen wir die Lohnlücke?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Uta Zech und Peter Modler. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Wie schließen wir die Lohnlücke?
85:46 Minuten
Am 8. März ist Internationaler Frauentag, am 17. März Equal Pay Day. Er erinnert daran, dass Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger verdienen als Männer. Umgerechnet 77 Arbeitstage – unbezahlt! Wie können wir die Lohnlücke schließen? Diskutieren Sie mit!
Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit – vom diesem Ziel ist Deutschland weit entfernt. Mit 21 Prozent Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, dem Gender Pay Gap, liegen wir im EU-Vergleich auf dem drittletzten Platz – hinter Tschechien und Estland.
Geschlechtsneutrale Entlohnung von Arbeit
"Chancengleichheit beginnt bei der ökonomischen Unabhängigkeit", sagt Uta Zech, Präsidentin des Dachverbandes "Business and Professional Women Germany" (BPW). Der Verband begründete 2008 den Equal Pay Day. "Wenn Arbeit nach geschlechtsneutralen Kriterien bezahlt würde, müssten einige frauentypische Berufe deutlich höher entlohnt werden. Außerdem fehlen Frauen auf bestimmten Stufen der Karriereleiter, sie übernehmen den Großteil der Care-Arbeit und selbst bei gleicher Qualifikation, gleicher Position und gleichen Erwerbsbiografien erhalten Frauen weniger Gehalt als Männer."
Der Gender Pay Gap – nicht nur ein Frauenthema
Die längst überfällige Lohngleichheit sei nicht nur ein Frauenthema, betont Uta Zech. "Weil auch die Männer, speziell die Väter, davon Vorteile haben. Wenn Frauen besser bezahlt werden, passiert eben nicht: Wenn ein Kind kommt, gucke ich auf die Gehaltszettel. Und dann bleibt meist die Frau zu Hause und der Mann arbeitet weiter."
"Alle haben Verantwortung!"
Die Politik müsse die Voraussetzungen schaffen: "Dass es genug Kindergartenplätze gibt und Ganztagsbetreuung. Ich plädiere auch dafür, dass die Elternzeit aufgeteilt wird in jeweils sieben Monate. Oder, dass endlich die geniale Idee der Familienarbeitszeit umgesetzt wird. Und in jedem Unternehmen ist es letztlich gut, wenn die Spitze zeigt, dass es geht: Dass Frauen genauso gefördert werden wie Männer." Uta Zech ermuntert auch Paare, ihre Rollen und Aufgaben zu hinterfragen: "Wer arbeitet wie viel? Wie organisieren wir uns? Das muss ausgehandelt werden."
Kampf den "Schaumschlägern"
"Vielen Frauen fällt es im Berufsleben schwer, sich selbst zu vermarkten", sagt der Unternehmensberater Dr.Peter Modler. In seinen Seminaren erlebt der Autor immer wieder Frauen, die nach der Babypause wieder einsteigen wollen – auch in Führungspositionen. "Diese Frauen bringen eine unglaubliche Planungs- und Stressresistenz mit – und trauen sich nicht, das zu verkaufen!" Stattdessen zögen männliche "Schaumschläger" an ihnen vorbei.
Arroganz-Training für Frauen
Um dies zu ändern, erarbeitete Modler das "Arroganz-Prinzip". "Als Lebenseinstellung lehne ich Arroganz selbstverständlich ab. Aber sie kann fallweise ein Instrument sein, das ich einsetzen kann, um einen politischen Gleichstand zu erreichen." Zum Beispiel in Gehaltsverhandlungen. "Wenn ich in eine solche Verhandlung gehe, muss ich mir vorher ein Drehbuch machen, ein Skript: Warum ich super in meinem Job bin. Ich darf nicht das verlangen, was ich am Ende will, sondern mehr. Und ich muss Alternativen parat haben: Warum soll mir mein Chef nicht den Kitaplatz finanzieren?" Es gebe mehr Möglichkeiten, als viele Frauen denken – sie müssten sie nur einfordern. (sus)