Starker Feminismus im Land des Machismo
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In Mexiko werden täglich viele Frauen Opfer von Gewalt. Vor allem die jungen haben die Nase voll und anlässlich des Weltfrauentages zu einem Generalstreik am Tag danach aufgerufen. Die feministischen Kräfte seien stark, sagt Journalistin Sonja Gerth.
Im Durchschnitt werden in Mexiko pro Tag werden zehn Frauen ermordet - etwa 3.800 im vergangenen Jahr. Zuletzt sorgten im Februar zwei Morde für Aufsehen: Der mediale Umgang damit, hauptsächlich aber der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador, der die Bedeutung der Taten herunterspielte, schockierten das Land. Vor allem junge Frauen wollen sich das nicht länger bieten lassen.
Am morgigen Weltfrauentag wollen nun landesweit Millionen Frauen gegen die alltägliche Gewalt im Land des Machismo demonstrieren. Vielleicht aber noch wichtiger ist der Montag nach dem Weltfrauentag. An diesem Tag wollen viele Mexikanerinnen streiken. Sonja Gerth, die als Journalistin für die feministische Nachrichtenagentur "Cimac Noticias" in Mexiko-Stadt regelmäßig über Frauenrechte schreibt, erzählt, dass etwa in der Schule ihrer Kinder nur die Lehrer zur Kinderbetreuung kommen werden, nicht aber die Lehrerinnen. Viele Politiker unterstützten den Streik, auch Unternehmen, darunter die deutschen Automobilhersteller VW und Audi.
Die große Wut auf die Straße tragen
Wieviel von dieser Unterstützung Berechnung ist? Sonja Gerth sagt: "Bei den Unternehmen, die mitmachen, kann man davon ausgehen, dass sehr viel Opportunismus dabei ist."
Jedoch sei der Feminismus in Mexiko sehr stark – das lasse sich gut an der großen Wut ablesen, die auf die Straße getragen werde. Die Aktivistinnen würden sehr wohl die Doppelzüngigkeit der Unternehmen thematisieren und deren Agieren kritisch hinterfragen. "Sie sagen natürlich: Wie kann es sein, dass du am Montag deinen Mitarbeiterinnen frei gibst, aber trotzdem dein kompletter Vorstand nur aus Männern besteht?"
(mkn)