Wie wichtig ist die WHO im Kampf gegen Corona?
05:43 Minuten
US-Präsident Donald Trump hat der Weltgesundheitsorganisation vorgeworfen, in der Coronakrise falsch gehandelt zu haben. Die Kritikpunkte: Sie sei zu chinagläubig, handlungsunfähig und reaktionsschwach. Was ist dran an diesen Vorwürfen?
Der US-Präsident hat sich entschieden, die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzufrieren, als Reaktion auf die Coronakrise – und den angeblich falschen Umgang der Organisation mit dieser. Donald Trumps Hauptkritikpunkt: Die WHO sei zu chinagläubig. Ein berechtigter Vorwurf?
Ganz von der Hand zu weisen sei die Kritik jedenfalls nicht, sagt UNO-Korrespondent Dietrich Karl Meurer. Schließlich habe die WHO Peking für seinen Umgang mit der Coronakrise gelobt. "Und das Lob kam auch dann noch, als lokale Behörden versucht hatten, die Krise erst einmal zu vertuschen. Und da fragt man sich schon: Was hat die WHO damit bezwecken wollen? Wollte sie wirklich vertuschen? Oder wollte sie China zu weiterer Kooperation und Zusammenarbeit ermuntern?"
Informieren, Schutzmaterialien verteilen, Studien leiten
Handlungsunfähigkeit könne man der WHO in der Coronakrise jedenfalls nicht vorwerfen, so die Einschätzung Meurers. Ihre Agenda in Sachen Coronapandemie sei lang: Sie informiert die Staaten über den aktuellen Wissensstand und die Bevölkerung in aller Welt über Schutzmaßnahmen, bringt Wissenschaftler zusammen.
So leitet sie beispielsweise eine große internationale Studie, in der untersucht wird, wie bereits zugelassene Medikamente bei Covid-19-Patienten wirken. Und sie sammelt Geld und kauft Schutzmaterialien, um Gesundheitssysteme in armen Ländern zu unterstützen. "Und das, finde ich, läuft da alles recht gut", so Meurer. "Da würde ich sagen, ist sie schon handlungsfähig."
Erste große Expertenrunde konnte sich nicht einigen
Ein weiterer Vorwurf, der gegenüber der WHO und ihrem Handeln in Bezug auf das Coronavirus erhoben wird: Sie sei reaktionsschwach. Denn ihre erste große Expertenrunde zu dem Thema im Januar blieb ohne Ergebnis. Die Teilnehmer konnten sich nicht darauf einigen, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen.
Dies geschah erst eine Woche später. "Natürlich hätte man sagen können: Da hätte die WHO sofort reagieren müssen. Aber hinterher ist man immer schlauer", meint dazu Meurer.
(lkn)