Diagnose Krebs – Wie können Paare und Familien damit umgehen? Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Diana Lüftner und Hans Jellouschek. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.
Informationen über Prof. Dr. Diana Lüftner und über Dr. Hans Jellouschek und zum Thema Krebs: krebsgesellschaft.de junge-erwachsene-mit-krebs.de
Literaturhinweis:
Hans Jellouschek: "Paare und Krebs. Wie Partner gut damit umgehen", fischer & gann, überarbeitete Neuauflage 2016
Wie mit der Diagnose Krebs umgehen?
Bösartige Tumore sind hierzulande die zweithäufigste Todesursache. Die Oberärztin Diana Lüftner und der Psychologe Hans Jellouschek diskutieren über den richtigen Umgang mit einer Krebsdiagnose – die nicht nur für die Erkrankten selbst ein Schock ist.
"Sie haben Krebs" – 500.000 Menschen in Deutschland erhalten jedes Jahr diese gefürchtete Diagnose. Etwa 224.000 Menschen sterben daran. Bösartige Tumore sind – nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die zweithäufigste Todesursache. Die Diagnose ist nicht nur ein Schock für die Betroffenen, sie stellt auch Paare und Familien auf eine harte Prüfung. Daran erinnert der Weltkrebstag, der alljährlich am 4. Februar stattfindet.
Wie können Paare und Familien mit dieser Diagnose umgehen?
"Eine derart schwere Krankheit wie Krebs ist wie ein Dritter, der sich in eine Beziehung einmischt", weiß Dr. Hans Jellouschek. Der Psychologe und Theologe gehört zu den bekanntesten Paartherapeuten Deutschlands. Seine zweite Ehefrau, die Psychotherapeutin Margarete Kohaus-Jellouschek, starb 1998 an Krebs – 16 Jahre nach der ersten Diagnose. Die gemeinsamen Erfahrungen mit der Krankheit beschreibt Hans Jellouschek in seinem Buch "Paare und Krebs. Wie Partner gut damit umgehen".
Sein Rat: "Die Krise kann nur gemeistert werden, wenn beide Partner – der kranke, wie der gesunde – die Bewältigung als gemeinsame Angelegenheit annehmen."
Viele Betroffene und Paare verausgabten sich in der Ursachenforschung und in Schuldzuweisungen. Für die Krankheitsbewältigung laute jedoch die wichtigste Frage:
"Wie können wir unsere Ressourcen insgesamt stärken, so den krankheitsbedingten Stress reduzieren und damit die Lebensqualität steigern?"
Dazu gehöre eine größtmögliche Offenheit, Ängste und Bedürfnisse zu äußern, sich "emotionale Tankstellen" im Freundeskreis zu suchen – und auch die Therapie als Paar gemeinsam mit den Ärzten zu besprechen.
Sich an schlimme Wahrheiten herantasten
"Gerade in solchen komplizierten Situationen ist es wichtig, dass man Spezialisten aufsucht, dass man frühzeitig das Gespräch sucht – mit Patienten und Angehörigen. Und dass man sich an schlimme Wahrheiten in kleinen Schritten dosiert herantastet", sagt Prof. Dr. Diana Lüftner.
Die Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Berliner Charité behandelt seit über 20 Jahren Krebspatienten:
"Es kommt stark darauf an: Ist es gegebenenfalls eine heilbare Krebserkrankung mit einer guten Prognose; oder ist es ein Patient, wo ich denke, dass ich ihn nicht heilen kann? Da gibt es unterschiedliche Ansprüche an die Gesprächsführung: Wie alt ist der Patient, wie ist das soziale Umfeld? Ist er der einzige Leistungsträger in der Familie, wie ist er psychisch und sozial aufgestellt? Welche Langzeitfolgen hat die Erkrankung? Und für die einzelne Dosierung der Wahrheiten brauche ich Zeit; danach richtet sich auch die Dauer der Einzelgespräche, damit der Mensch alles verarbeiten kann."
Die Medizinerin gehört zu den Begründern der Initiative "Klug entscheiden", in der es auch um die Frage der Über- und Unterversorgung bei der Krebstherapie geht. "Generell geht es uns um gut begründete und rationale Entscheidungen in der Onkologie, gerade vor dem Hintergrund der rasanten Wissenszunahme und des ökonomischen Drucks. Nicht jedes CT und nicht jede Chemotherapie wird tatsächlich gebraucht, manches schadet dem Patienten sogar mehr, als dass es ihm nützt."