Weltkriegsende in der Bucht von Tokio

Von Tillmann Bendikowski |
Tokio erklärte sich am 14. August bereit, die Bedingungen zu akzeptieren, die die Alliierten in ihrer so genannten "Potsdamer Erklärung" im Juli 1945 gefordert hatten. An Bord der USS "Missouri" in der Bucht von Tokio unterzeichneten die japanischen Deligierten die Kapitulationsurkunde. Der zweite Weltkrieg war damit offiziell beendet.
Es ist ein schöner Tag. Der Himmel ist klar, die Sonne scheint - und dennoch ist es an diesem Morgen gegen 9 Uhr in der Bucht von Tokio noch nicht zu heiß. Auf den Aufbauten des amerikanischen Schlachtschiffs "Missouri", das hier vor Anker liegt, sitzen die Seeleute und lassen entspannt ihre Beine herunterbaumeln. Dabei geht es an Bord doch eigentlich feierlich und also ziemlich ernst zu.

Amerika kann aufatmen. An diesem 2. September 1945 endet an Bord der "Missouri" der Krieg im Pazifik: Japan ist niedergekämpft und kapituliert. Präsident Harry S. Truman wendet sich in diesen Stunden aus Washington an sein Volk:

"Die Gedanken und Hoffnungen von ganz Amerika und der ganzen zivilisierten Welt sind heute nacht auf das Schlachtschiff "Missouri" gerichtet. Dort, auf diesem kleinen Fleckchen amerikanischen Bodens, der im Hafen von Tokio verankert ist, haben die Japaner soeben offiziell ihre Waffen niedergelegt. Sie haben ihre bedingungslose Kapitulation unterschrieben. Vor vier Jahren waren die Gedanken und Befürchtungen der ganzen zivilisierten Welt auf ein anderes Stück amerikanischen Bodens konzentriert: auf Pearl Harbor!"

Pearl Harbor - das war die schmerzende Wunde im Gedächtnis Amerikas. Dort hatten japanische Flugzeuge am 7. Dezember 1941 der US-Flotte massive Verluste beigebracht. Aber in Wirklichkeit provozierte der Überfall die breite Unterstützung der Amerikaner für eine entschlossene Kriegsführung der USA. Pearl Harbor entwickelte sich also letztlich für Tokio zum Garanten der kommenden Niederlage.

"Die ungeheure Bedrohung der Zivilisation, die damals begann, ist jetzt gebannt. Es war ein langer und blutiger Weg nach Tokio. Wir werden Pearl Harbor nicht vergessen! Und die Japaner werden die USS "Missouri" nicht vergessen!"

Die amerikanischen Streitkräfte hatten bis 1945 ihre militärischen Erfolge nach und nach ausgebaut, erst im Juni die strategisch wichtige Insel Okinawa eingenommen. Doch gerade diese blutigen Kämpfe hatten gezeigt, dass die eigentlich geplante Invasion auf den japanischen Hauptinseln immense eigene Verluste bedeuten würde. Als US-Präsident Truman erfuhr, dass die Atombombe einsatzbereit war, ließ er sie über Hiroshima und Nagasaki abwerfen - Japans Widerstand war endgültig gebrochen. Tokio erklärte sich am 14. August bereit, die Bedingungen zu akzeptieren, die die Alliierten in ihrer sogenannten "Potsdamer Erklärung" im Juli 1945 gefordert hatten. An Bord der "Missouri" unterzeichneten die japanischen Delegierten nun diesen Text:

"Wir erklären hiermit die bedingungslose Übergabe des kaiserlich-japanischen Obersten Hauptquartiers, aller japanischen Streitkräfte und aller unter japanischer Kontrolle stehenden Streitkräfte, wo sie sich auch befinden, an die alliierten Mächte."

Der Zweite Weltkrieg war damit - fast vier Monate nach der deutschen Kapitulation - offiziell beendet. Und die Schreckensherrschaft der Japaner endlich vorbei. Im besetzten China und in Südostasien belief sich allein die Zahl der zivilen Opfer japanischer Besatzungsherrschaft auf über 14 Millionen Menschen, unbeschreibliche Gräueltaten, massenhafte Vergewaltigung, Misshandlung und grausame Tötung von Kriegsgefangenen hatten diese Jahre geprägt. Doch schon an diesem 2. September 1945, an Bord der "Missouri", richtet der einzige Redner dieser Veranstaltung - General Douglas MacArthur - den Blick in eine bessere Zukunft:

"Es ist meine feste Hoffnung, und es ist zugleich die Hoffnung der ganzen Menschheit, dass bei diesem feierlichen Anlass aus dem Blut und Gemetzel der Vergangenheit eine neue, bessere Welt hervorgeht, eine Welt, die sich auf Treue und Verständnis gründet, eine Welt, die die Würde des Menschen und die Erfüllung seines heißen Wunsches nach Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit voranstellt."