Adam Szymczyk wird Documenta-Chef
Der renommierteste Posten für Ausstellungsmacher im Kunstbetrieb wurde heute vergeben. Der 1970 in Polen geborene Adam Szymczyk, derzeit Direktor der Kunsthalle Basel, wird die 14. Documenta 2017 in Kassel leiten. Die "New York Times" bezeichnete ihn als einen Rockstar unter den Kunstkuratoren.
Der achtköpfigen Findungskommission gehörten unter anderem Koya Kouoh, Künstlerische Direktorin der Raw Material Company in Dakar, Chris Dercon, der Direktor der Tate Gallery of Modern Art in London, und die Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Susanne Gaensheimer an. Szymczyk muss nun noch vom Documenta-Aufsichtsrat berufen werden.
Er bekommt dann die Möglichkeit, die Documenta 14 als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel zu leiten. Sechs ausgewählte Kandidaten hatten sich zuvor mit einem Konzept um diesen Posten beworben. 2008 war Szymczyk Co-Kurator der 5. Berlin Biennale.
Eine auf das Elementare reduzierte Kunst
Er tritt ein erfolgreiches Erbe an. Zur Documenta 13 kamen 2012 mehr als 860.000 Besucher. Sie wurde von der US-amerikanisch-italienischen Kunsthistorikerin Carolyn Christov-Bakargiev geleitet. Sie interpretierte das sehr offene Konzept für ihre Documenta und lud nicht nur bildende Künstler, sondern auch Biologen, Ökonomen, Filmemacher und Schriftsteller ein.
Moderne und die Verletzlichkeit des Lebens
Die künstlerische Doppelspitze, das Kuratorenpaar Roger M. Buergel und Ruth Noack, orientierte sich bei der Documenta 12 fünf Jahre zuvor an drei Leitmotiven: der Moderne, der Verletzlichkeit des Lebens und der Frage nach der Vermittelbarkeit von Kunst. „Die große Ausstellung hat keine Form“, notierten sie in ihrem Vorwort zur Kunstschau. Im Interview mit Deutschlandradio Kultur erklärten sie diesen Satz als Eingeständnis, dass es keinen übergeordneten Zusammenhang mehr gibt.
Deutschland über die Kunst im Dialog mit der Welt
Zudem hoben Buergel und Noack die Bedeutung der ersten Documenta hervor. Bei der deren Gründung 1955 durch den Kasseler Maler und Akademieprofessor Arnold Bode ging es um eine Präsentation der Kunst des 20. Jahrhunderts, darum, Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in einen Dialog mit der Welt zu bringen und in das internationale Kunstgeschehen einzubeziehen.
Bis zur Documenta 4 im Jahr 1968 leitete Arnold Bode zusammen mit renommierten Kunsthistorikern die Ausstellung, bevor mit Harald Szeemann 1972 ein neues Konzept der Ausstellungsleitung begann. Seitdem ist jede Documenta geprägt von der Idee und dem persönlichen Konzept eines einzelnen Ausstellungskurators.
cwu und csa mit dpa