Wie Normen die Gesellschaft prägen
Früher gab es mehr restriktive Normen, heute herrscht ein anderer Geist, meint der Sozialpsychologe Ulrich Wagner. Es gehe jetzt etwa um Gesundheit, um Konsumzwänge oder um die "Ökonomisierung" von Beziehungen. Und oft merken wir gar nicht, welchen Normen wir unterliegen.
Individualismus und Selbstverwirklichung stehen heutzutage hoch im Kurs. Doch trotzdem gibt es bestimmte Normen im gesellschaftlichen Umgang – sie regeln alltägliche Abläufe und die Erwartungen der Menschen aneinander.
Ohne Normen würde ein soziales Leben nicht funktionieren, sagte der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner im Deutschlandradio Kultur am heutigen Weltnormentag. Er verwies darauf, dass man Normen, mit denen man lebe, oft gar nicht erkenne:
Ohne Normen würde ein soziales Leben nicht funktionieren, sagte der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner im Deutschlandradio Kultur am heutigen Weltnormentag. Er verwies darauf, dass man Normen, mit denen man lebe, oft gar nicht erkenne:
"Wir erkennen sie in der Regel aus der Distanz. Wir reisen in fremde Kulturen und merken dann, dass dort offensichtlich ganz andere Normen herrschen. Oder wir betrachten unsere eigene Kultur aus der Distanz, etwa aus der zeitlichen Distanz heraus, und dann erkennen wir die restriktiven Normen."
Der Einfluss subkultureller Normen
In unserer Zeit seien Normen eher subkulturell geprägt und übten so auch einen gewissen Einfluss aus, hat Wagner festgestellt. Beispielsweise habe sich in den letzten 20 Jahren die Wahrnehmung hinsichtlich des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit geändert:
"Das kann man als ein Zeichen von Freizügigkeit und Normenfreiheit interpretieren. Man kann es aber auch so sehen, dass es bestimmte subkulturelle Normen gibt, beispielsweise Jugendnormen. Die dann die Jugendlichen dazu zwingen, solche Formen von Alkoholkonsum mitzumachen."
Der Bereich Gesundheit und Fitness sei ein weiteres interessantes Beispiel dafür, wie Normen in die Welt und in die Gesellschaft kämen, meinte Wagner:
"Weil es zum Beispiel bestimmte Interessen dahinter gibt. Krankenkassen haben ein Interesse daran, dass wir alle nicht krank werden. Und deswegen befördern sie solche Normen. Und wir richten uns ja auch ganz gerne nach ihnen."
"Das kann man als ein Zeichen von Freizügigkeit und Normenfreiheit interpretieren. Man kann es aber auch so sehen, dass es bestimmte subkulturelle Normen gibt, beispielsweise Jugendnormen. Die dann die Jugendlichen dazu zwingen, solche Formen von Alkoholkonsum mitzumachen."
Der Bereich Gesundheit und Fitness sei ein weiteres interessantes Beispiel dafür, wie Normen in die Welt und in die Gesellschaft kämen, meinte Wagner:
"Weil es zum Beispiel bestimmte Interessen dahinter gibt. Krankenkassen haben ein Interesse daran, dass wir alle nicht krank werden. Und deswegen befördern sie solche Normen. Und wir richten uns ja auch ganz gerne nach ihnen."
Konsumzwänge und Beziehungen
Sozialwissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass Konsumzwänge Einfluss auf gesellschaftliche Normen hätten, berichtete Wagner. Oft gestalte man auch seine Beziehungen nach ökonomischen Erwägungen:
"Also ich verkehre in den Kreisen, wo ich den Eindruck habe, ich könnte ökonomische Gewinne daraus ziehen, in meinem Beruf weiter kommen usw. Also die Ökonomisierung des Sozialen ist durchaus etwas, was wir in Zusammenhang mit normativen Veränderungen in unseren Tagen diskutieren können."
"Also ich verkehre in den Kreisen, wo ich den Eindruck habe, ich könnte ökonomische Gewinne daraus ziehen, in meinem Beruf weiter kommen usw. Also die Ökonomisierung des Sozialen ist durchaus etwas, was wir in Zusammenhang mit normativen Veränderungen in unseren Tagen diskutieren können."
Der Weltnormentag wird jährlich am 14. Oktober begangen. Der Gedenktag wurde von der Internationalen Organisation für Normung, der International Electrotechnical Commission und der Internationalen Fernmeldeunion ins Leben gerufen.