Mouras Film für die, die Widerstand leisten
Sein Film werde es schwer haben in Brasilien, sagt Regisseur Wagner Moura. Denn er erzählt, wie der Revolutionär Carlos Marighella sich der Militärdiktatur widersetzte. Auch wenn der Film in den 60ern spielt, seien die Parallelen zur Gegenwart klar.
"Ja ich bin für die Diktatur", das sind die Worte des Mannes, der im Oktober 2018 zu Brasiliens neuem Präsidenten gewählt wurde. Jair Bolsonaro gilt als rechter Hardliner und verhöhnt Frauen, Schwarze und Homosexuelle. 1999 sagte er in einem Fernsehinterview: "Ich bin für Folter.Und das Volk ist auch dafür."
Film über den Staatsfeind Nr. 1
Folter, das gab es auch während Brasiliens 21-jähriger Militärdiktatur. 1964 hatte sich das Militär mithilfe der CIA an die Macht geputscht. Wagner Mouras Film "Marighella" handelt von der Zeit danach und erzählt die Geschichte des brasilianischen Revolutionärs Carlos Marighella. Der Afrobrasilianer führte eine Gruppe von Revolutionären an, die das Militärregime stürzen wollten. Carlos Marighella wurde zum Staatsfein Nummer 1.
"Es ist im Prinzip ein Film darüber, welche drastischen Maßnahmen, eine Diktatur zur Unterdrückung der Bevölkerung nehmen kann. Und welchen Widerstand man leisten kann und auch leisten muss dagegen", sagt Journalistin Susanne Burg, die bei der Weltpremiere des Films auf der Berlinale dabei war.
Auf der Pressekonferenz zog Regisseur Wagner Moura direkte Parallelen zu der rechten Bolsonaro-Regierung: "Natürlich ist das ein Film über die, die damals Widerstand geleistet haben. Aber es ist auch ein Film für die, die heute Widerstand leisten: die LGBT-Community, die Schwarzen aus den Favelas, die indigene Bevölkerung. All diese Gruppen, die garantiert noch sehr viel mehr Probleme mit dieser Regierung bekommen werden."
Kriminalisierung von kritischem Denken
Seit Bolsonaro im Oktober 2018 die Stichwahl gewann, sind erst wenige Monate vergangen, doch Wagner Moura beobachtet schon jetzt Veränderungen im gesellschaftlichen Diskurs. Die Interpretation von Geschichte habe sich unter Bolsonaro geändert. Wenn es um 1964 gehe, sei schon nicht mehr von Putsch die Rede, sondern von "der Bewegung". Und bei vielen faschistischen Gruppierungen könne man sehen, dass sie Kunst und kritisches Denken kriminalisierten.
Drohnen in den Favelas
Zugleich kritisierte Moura, dass die Polizei in Brasilien nicht zum Schutze der Bevölkerung da sei, sondern zum Schutz der Regierung und die Regierung entscheide, wer in Brasilien Feind sei. So habe der rechtsextreme Gouverneur von Rio de Janeiro, der gerade gewählt wurde, als erste Maßnahme in Israel Drohnen gekauft. Diese würden jetzt über den Favelas fliegen und die dortige Bevölkerung überwachen.
(mw)