Weltpremiere nach 80 Jahren

Suite aus der Neuen Welt

Der Dirigent Ariel Zuckermann
Der Dirigent Ariel Zuckermann © Felix Broede/Agentur Harrison Parrott
Moderation: Volker Michael |
Fast utopisch war Ignatz Waghalters Projekt: Für ein afroamerikanisches Orchester in New York schrieb er seine "New-World-Suite". Nun wird das Werk von 1938 erstmals öffentlich gespielt, von der Filharmonia Poznańska und Ariel Zuckermann.
Poznań liegt auf halbem Weg zwischen Warschau und Berlin - diese Städte waren wichtig für den Dirigenten und Komponisten Ignatz Waghalter, einen der Mitbegründer der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg. Das Orchester der Philharmonie Poznań widmet sich jetzt bereits zum zweiten Mal der Musik dieses aus Deutschland vertriebenen Komponisten. Waghalter stammte aus einer jüdischen Warschauer Familie. Sein Wirken als Dirigent und Musikorganisator prägte das Musikleben im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Er setzte sich weniger für seine eigenen Kompositionen ein als für die Werke anderer Künstler.

Puccinis Vorkämpfer in Deutschland

So war der Erfolg der Opern Giacomo Puccinis auch ein Ergebnis von Waghalters Arbeit. Schon in den 1920er Jahren arbeitete er einige Zeit in New York. Doch er wollte zurück nach Deutschland, hier meinte er, läge seine kulturelle Heimat. Doch das Klima wurde rauer, und schon vor 1933 musste Waghalter erkennen, dass er das Land seiner großen Erfolge verlassen musste.
David Green, Frank Harders-Wuthenow und Ariel Zuckermann über Ignatz Waghalter und seine New-World-Suite:

Fluchtpunkt New York

Über Prag und Wien gelangte Ignatz Waghalter mit seiner Familie 1938 schließlich wieder nach New York, doch nun war die Situation einen andere: Unter den vielen Flüchtlingen befanden sich viele gut ausgebildete Künstler, die alle um ihr Brot kämpfen mussten. Andererseits bot die US-amerikanische Musikszene nicht ausreichend Arbeitsmöglichkeiten. Das Leben war schwer für Ignatz Waghalter, trotzdem hielt er an seinem utopisch anmutenden Optimismus fest.

Afroamerikanisches Orchester

Er versuchte ein Orchester zu gründen und am Leben zu halten, das nur aus afroamerikanischen Musikern bestehen sollte. Und für dieses Orchester komponierte Waghalter in seinem Exilort die New World Suite. Die gibt es jetzt das erste Mal überhaupt seit ihrem Entstehen vor 80 Jahren öffentlich zu erleben. Für CD wurde sie bereits vor einigen Jahren eingespielt.
Die Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in der Aula der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań
Die Philharmonie Poznań/Filharmonia Poznańska in der Aula der Adam- Mickiewicz-Universität Poznań© Piotr Skórnicki/Filharmonia Poznańska
Ariel Zuckermann leitet das Konzert in Poznań, das ziemlich genau 70 Jahre nach dem Tod Waghalters in New York stattfindet. Der polnische Pianist Daniel Wnukowski spielt zu Beginn dieses Posener Konzerts das Klavierkonzert eines weiteren in Polen geborenen Komponisten.

Rathaus' New Yorker Klavierkonzert

Karol Rathaus wurde im österreichisch-polnischen Tarnopol geboren und gehörte zu den bedeutendsten Schülern Franz Schrekers in Berlin. Er war vor seiner Vertreibung einer der erfolgreichsten Filmkomponisten in Deutschland. Auch Rathaus fand Zuflucht in New York, war aber um einiges erfolgreicher als Waghalter, weil er ein Lehramt übernehmen konnte. Auch blieb er kompositorisch aktiv - sein Klavierkonzert entstand ganz am Anfang seiner Lebens- und Schaffensperiode in den USA.
Daniel Wnukowski, Frank Harders-Wuthenow und Ariel Zuckermann über Karol Rathaus' Klavierkonzert:
Aula der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań
Aufzeichnung vom 17. Mai 2019
Karol Rathaus
Klavierkonzert
Ignatz Waghalter
"New World Suite" (Uraufführung)

Daniel Wnukowski, Klavier
Orchester der Philharmonie Poznań
Leitung: Ariel Zuckermann

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