Weltraumteleskop „James Webb“

Zeitreise zurück fast bis zum Urknall

08:30 Minuten
Eine künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops "James Webb"
So groß, dass es nur gefaltet in die Trägerrakete passt: das neue Weltraumteleskop "James Webb". © picture alliance / dpa
Thomas Henning im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Wie sah das Universum kurz nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren aus? Das Weltraumteleskop „James Webb“ soll das beantworten und in Kürze starten. Der Astrophysiker Thomas Henning erklärt die einzigartige Mission.
Geht es nach dem Astrophysiker Thomas Henning, dann steht ein "ganz großes Abenteuer der Wissenschaft" bevor: Am ersten Weihnachtsfeiertag soll das Weltraumteleskop "James Webb" ins All starten. Endlich, muss man sagen, denn der Start wurde schon mehrfach verschoben.
Spielt das Wetter mit, soll die Trägerrakete vom Typ Ariane 5 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben. Das Teleskop wird dann 1,5 Millionen Kilometer weit in den Weltraum fliegen und für diese Strecke etwa vier Wochen benötigen.

Was soll das Teleskop erforschen?

"James Webb" soll der Wissenschaft Erkenntnisse über die Frühzeit des Universums liefern, nur wenige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren. Die US-Weltraumbehörde Nasa verspricht, es werde "einen nie zuvor gesehenen Teil von Raum und Zeit direkt beobachten". Letztlich geht es um die Frage, wie einzigartig unsere Erde ist. Gibt es ähnliche Planeten, auf denen Leben entstehen könnte?

Warum blickt man mit dem Teleskop in die Vergangenheit?

Das liegt an der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts: Von der Sonne bis zur Erde braucht es beispielsweise acht Minuten. „Wenn wir die Sonne jetzt sehen, dann ist sie eigentlich schon acht Minuten alt“, erklärt Henning, Direktor des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg. Wenn das Licht von weiter entfernten Objekten im All kommt, dann schaut man also auch tiefer in die Vergangenheit.

Wie leistungsstark ist „James Webb“?

Das neue Teleskop übertrifft seinen Vorgänger "Hubble" in Größe und Komplexität bei Weitem. Es hat eine hundertfach höhere Empfindlichkeit. Sein Spiegel misst 6,5 Meter im Durchmesser und muss gefaltet werden, um überhaupt in die Ariane-5-Rakete zu passen.
Das Teleskop wird das Licht der ersten Galaxien einfangen, die vor mehr als 13,4 Milliarden Jahren entstanden sind. „Das ist tatsächlich fast wie ein Wunder“, betont Henning. Während „Hubble“ hauptsächlich das sichtbare Licht beobachtet, konzentriert sich sein Nachfolger auf Infrarot-Strahlung.

Wie hoch sind die Kosten der Mission?

Das 1989 gestartete Projekt sollte ursprünglich Anfang der 2000er-Jahre in Betrieb gehen. Immer neue Probleme verzögerten das Vorhaben, die Kosten verdreifachten sich auf umgerechnet rund 8,8 Milliarden Euro. Das Geld kommt zu einem großen Teil "vom amerikanischen Steuerzahler", wie Henning sagt.
Doch neben der Nasa sind auch die europäische Weltraumorganisation ESA und die kanadische Weltraumagentur CSA beteiligt. Auch das Max-Planck-Institut für Astronomie, die Universität Köln sowie mehrere deutsche Unternehmen sind dabei.
(bth, mit dpa und afp)
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