Im Weltzeit-Podcast hören Sie alle Folgen unserer Reihe über Weltstädte mit einer besonderen Geschichte: Nagasaki, Alexandria, San Francisco und Ceuta.
Zwischen Europa und Afrika
Ceuta ist spanisch, liegt aber in Afrika. Ein massiver Grenzzaun soll verhindern, dass afrikanische Migranten die Grenze nach Europa überwinden. Manche wollen aber gar nicht rüber. Sie wandeln geschäftstüchtig zwischen den Welten.
Wer aus Spanien nach Ceuta übersetzen will, hat es leicht. Am Hafen von Algeciras das Auto abstellen, ein Ticket für die Fähre kaufen - und dann mit der Rolltreppe in den ersten Stock, zum Sicherheitscheck. Eine Passkontrolle gibt es nicht. Schließlich ist eine Überfahrt nach Ceuta aus spanischer Sicht ungefähr so, wie mit dem Schiff von Barcelona nach Mallorca zu fahren. Eine Inlandsreise, dabei geht es auf einen anderen Kontinent.
Wegen seiner strategischen Bedeutung hat Ceuta schon immer Begehrlichkeiten geweckt. Die Stadt liegt an der Straße von Gibraltar, die Meeresstraße, die Europa und Afrika voneinander trennt - und Mittelmeer und Atlantik miteinander verbindet.
Seit 350 Jahren in spanischer Hand
Vor gut 600 Jahren eroberten die Portugiesen Ceuta. Nach einem langen Krieg fiel die Stadt schließlich 1668 an das Königreich Spanien. Und keiner in Spanien soll Zweifel daran haben, dass sich das jemals wieder ändern könnte. In Marokko heißt die Stadt Sebta. Einfach weil die marokkanischen Mächtigen sagen: Sebta ist marokkanisch, nicht spanisch.
Fnideq ist die Grenzstadt auf der marokkanischen Seite von Ceuta, umgeben von Hügeln. Auf einem dieser Hügel spielt ein kleiner Junge, Hüpfekästchen. Rechts stehen ähnlich ärmliche, unfertige Häuschen. Links fällt der Blick hinunter auf Ceuta.
Europäisch-afrikanischer Warenhandel mit Handkarren
Die Region um Fnideq ist arm. Viele Menschen haben maximal die Grundschule besucht, nie eine wirkliche Ausbildung bekommen. Und Arbeitsplätze sind Mangelware. Deshalb ist Ceuta aus Sicht der Menschen hier eine Goldgrube. Die einzige Chance, wenigstens etwas Geld zu verdienen. Deshalb drängeln sich so viele Marokkaner aus Fnideq oder aus Tétouan jeden Tag vor der Grenze. Sie wollen Waren holen aus Ceuta.
Der Hafen von Ceuta: Das Mittelmeer glitzert, Segel- und Motorboote schaukeln im Yachthafen. An der Strandpromenade mischen sich alte Kolonialbauten mit moderner Zweck-Architektur: Schmuck- und Souvenirläden, Restaurants und Cafés warten auf Kundschaft. Neben dem Yachthafen, in einem Gewerbegebiet, rangiert ein riesiger Lastwagen, um Nachschub für den Supermarkt Lidl anzuliefern.
Ganze Lidl-Sortimente werden nach Marokko geschleppt
Auf den ersten Blick sieht es bei Lidl in Ceuta aus wie in jedem anderen Markt der Kette. Auf Paletten stapeln sich die Produkte. 12 Flaschen Bier sind für 5,99 Euro zu haben. Eine Flasche Ketchup für 79 Cent. Das Ketchup ist jetzt, um halb zehn Uhr morgens allerdings schon leergekauft. Ein Marokkaner hat sich sämtliche Flaschen in seinen Einkaufswagen geladen und schiebt sie Richtung Kasse - vermutlich wird er sie später in Marokko verkaufen. Zu einem niedrigeren Preis als dem dort üblichen Ketchup-Preis. Der Lidl in Ceuta ist eben doch nicht wie jede andere Filiale des Unternehmens.
Lidl ist nicht der einzige Supermarkt in der Stadt. Auch andere Anbieter haben große Filialen hier. Denn das Geschäft mit den Kunden aus Marokko lockt, sagt der Soziologe Carlos Rontomé:
"Der Handel mit Marokko ist im Laufe der Zeit immer bedeutender geworden, besonders Bekleidungs- oder Juweliergeschäfte haben diese Entwicklung angetrieben. Viele Einwohner in Ceuta wollen eigentlich Distanz zu Marokko halten. Sie möchten mit diesem Land und allem, was von dort kommt, am liebsten nichts zu tun haben. Die Geschäfte haben sich dagegen angepasst und sich am marokkanischen Kunden orientiert."
Teuer für Spanien: Subventionierte Exklave
Anpassungsfähige Händler und Supermarktketten - davon lebt Ceuta. Aber nur zum Teil. Der andere Teil ist der spanische Staat. Ceuta ist eine Beamten-Exklave: Vier von zehn Beschäftigten arbeiten hier für den Staat: Polizisten, Grenzbeamte, Soldaten oder Verwaltungsbeamte. So versorgt der Staat indirekt die Stadt, sagt Carlos Rontomé. Mit Steuererleichterungen subventioniert der Staat die Exklave zusätzlich. Sie sollen Ceuta attraktiver machen - und die Exklave so am Leben erhalten. Denn Ceuta ist eine wirtschaftliche Wüste. Hier gibt es weder eine bedeutende Industrie noch eine Landwirtschaft. Auch deshalb ist Ceuta aufs Nachbarland angewiesen. Auf den grenzüberschreitenden Handel - oder, wie er hier genannt wird, den "untypischen Handel", den Schmuggel. Wegen dieser Waren kämpfen an der Grenze jeden Tag tausende Marokkaner darum, nach Ceuta eingelassen zu werden.
Es ist halb acht am Morgen, als die Frauen auftauchen. Das Rattern und Klappern ihrer Handkarren kündigt sie an, bevor sie wirklich zu sehen sind. Jede zieht so einen Handkarren hinter sich her. Darauf werden später die Waren verstaut.
Frauen werden beschimpft und als "Maultiere" bezeichnet
Es sind harte, teilweise verhärmte Gesichter unter den Kopftüchern. Die Frauen hasten zu den Lagerhallen hier am Rande der Stadt Ceuta. Dort warten die Händler. Kaffee, Kakaopulver, Spülmittel bieten sie massenweise an. Gebrauchte Kleidung oder Schuhe auch, Decken oder Handtücher. Der Umgangston ist rau. Die Frauen werden angeblafft, zur Eile gedrängt, manchmal beschimpft:
Hastig werden Waren zusammengerafft, Kartons mit Klebeband irgendwie auf den Handkarren befestigt.
20, 30, 40 Kilo schieben, zerren und schleppen die Frauen auf den Handkarren zur Grenze. Erst kontrollieren die spanischen Grenzer, dann Marokkos Beamte. In Fnideq, auf marokkanischer Seite angekommen, warten schon die Händler, die die Waren dort weiterverkaufen. Die Frauen bekommen etwa 20 € für ihre Schlepperei.
Fatima al Barudi verdient so ihr Geld. Sie ist 41 Jahre alt, geschieden und arbeitet seit 15 Jahren als "Maultier-Frau". So nennen sie die Lastenträgerinnen, die Waren über die Grenze schleppen.
"Wenn ich nach Ceuta reinkomme, kann ich 20 € am Tag verdienen. Aber ich muss 90 € Miete pro Monat für meine Wohnung zahlen. Dazu kommen Strom und Wasser. Und ich habe vier Kinder."
Mit denen lebt sie in zwei kleinen Zimmern, einer winzigen Küche, einer Dusche. Fatima hat die Grundschule besucht, danach Teppichknüpfen gelernt und dann geheiratet. Nach der Scheidung war sie auf sich gestellt. So kam sie an die Grenze. Dort gab es Geld zu verdienen. Weil Ceuta eine besondere Stadt ist.
Afrikanische Migranten gelten als Illegale
Das EU-Mitglied Spanien handelte im Schengen-Abkommen aus, dass die marokkanischen Nachbarn aus der näheren Umgebung von Ceuta ohne Visum jeden Tag für eine begrenzte Zeit in die Stadt kommen können. Die Waren, die sie dort einkaufen, sind vergleichsweise billig. So entstand der wuselige Grenzverkehr zwischen dem spanischen Ceuta und dem marokkanischen Fnideq.
Aber der ist jetzt eingeschränkt worden, nachdem in den vergangenen acht Monaten sechs Lastenträgerinnen an der Grenze ums Leben kamen. Sie wurden totgetrampelt, als sie im dichten Gedränge des schmalen Grenz-Korridors stürzten und unter dem Gewicht ihrer Last nicht schnell genug wieder auf die Beine kamen. Nach diesen Tragödien wurde zweierlei beschlossen: Es werden nicht mehr so viele hineingelassen. Und: die Waren dürfen nicht mehr auf dem Rücken geschleppt werden, sie müssen auf Handkarren transportiert werden.
Alfonso Cruzado sieht das Spektakel jeden Tag - aus der Perspektive des Grenzbeamten. Cruzado ist Sprecher der spanischen Polizei "Guardia Civil" von Ceuta. Er schätzt, dass im Schnitt 20.000 Menschen täglich durch den neuen Grenzübergang Tarajal nach Ceuta kommen. Wobei es sich nicht um 20.000 Einzelpersonen handle. Viele passieren ja mehrmals die Grenze. Er zeigt auf die lange Schlange am Ausgang, wo die Frauen mit den mittlerweile prall gefüllten Handkarren stehen. Um wieder nach Marokko auszureisen.
Der Andrang der Lastenträgerinnen, Putzkräfte und Handwerker ist jeden Tag unübersehbar. Der Grenzübergang Tarajal ist der Durchschlupf durch eine Grenze, die hermetisch abgeriegelt ist. Ein Nadelöhr zwischen zwei Welten.
Marokkaner aus der Umgebung können da ganz legal durchschlüpfen. Aber afrikanische Migranten gelten als Illegale. Dennoch warten sie im marokkanischen Hinterland, in den Bergen und Wäldern der Region Tétouan, wochen-, teilweise monatelang auf eine Chance, die Grenze zu diesem kleinen Stückchen Europa überwinden zu können. Alfonso Cruzado und seine Kollegen der Guardia Civil sollen sie daran hindern.
Cruzado öffnet die Tür zu dem, was er das Herz des Grenzschutzes nennt: Die Einsatzzentrale. Auf großen Monitoren ist der Grenzzaun zu sehen, aus gleich mehreren Perspektiven. Und auch Küstenabschnitte. Die Grenzschützer können hier jedes kleinste Ereignis am Zaun zentimetergenau unter die Lupe nehmen.
"Wer über den Zaun will, der kommt auch rüber"
"Alpha 14", sagt auf einmal eine Computerstimme. Sie meint den Abschnitt des Zauns, an dem gerade was Ungewöhnliches passiert. Ein Warnhinweis an die Polizisten, für den Fall, dass sie den Hinweis auf dem Bildschirm übersehen haben. Sie könnten jetzt eine Patrouille losschicken. Die wäre in drei Minuten am Ort des Geschehens, sagt Alfonso Cruzado. Und das ist meistens der Zaun von Ceuta. Besser gesagt: Die Zäune, denn es sind zwei. Gut acht Kilometer lang, jeweils sechs Meter hoch, an der Spitze mit NATO-Draht verkleidet. Zwischen den Zäunen gibt es einen Streifen, über den die Polizisten schnell an Ort und Stelle kommen können. Cruzado deutet auf die Anlage:
"Ich bin da schon selbst hochgeklettert. Ja, das würdest Du auch schaffen! Du nimmst einfach ein Stück Karton unter die Hand und hangelst Dich damit hoch. Wer unbedingt rüber will, den wird dieser Zaun nicht davon abbringen. Manche verbringen ein Jahr da drüben in Marokko und warten auf diesen Tag. Die sagen doch nicht: Oh, zwei Zäune - ich gehe zurück, ihr habt mich überzeugt."
"Ich habe es schon vier oder fünf Mal versucht", sagt Youssouf, ein junger Migrant aus Kamerun. Youssouf ist einer von vielen Afrikanern, die es bis in die Berge der Region Tétouan geschafft haben. Dort campieren die Migranten wochen- oder monatelang im Wald, rund 7 Kilometer von Ceuta entfernt. Natürlich wissen die marokkanischen Behörden, dass die Migranten da sind. Sicherheitskräfte beobachten sie, halten Kontakt zu den Grenzbeamten auf der spanischen Seite. Und brechen immer wieder zu Razzien auf, um Lager der Migranten aufzulösen. Marokko versucht, den Zustrom einzudämmen. Die Regierung betont allerdings auch immer wieder: Wir müssen dafür viel Geld und Personal einsetzen, um in Europas Interesse die Migration zu begrenzen. Das ist ein Dauer-Thema zwischen Marokko, Spanien und der Europäischen Union. Ein anderes lässt sich im wohl berühmtesten Stadtviertel Ceutas besichtigen.
Stadtviertel Príncipe - ein sozialer Brennpunkt
Der muslimische Gebetsruf schallt durch das Stadtviertel Príncipe. Die Bäckerei bietet marokkanische Backwaren an. Im einzigen Café am Ort steht Minztee auf den Tischen. Das "Príncipe" liegt direkt an der Grenze zu Marokko. Ein Stadtviertel, das in ganz Spanien berühmt und berüchtigt ist. Das liegt auch daran, dass ein Fernsehsender das "Príncipe" als Serien-Schauplatz gewählt - und damit den schlechten Ruf des Viertels zementiert hat. Das Príncipe gilt als DAS Ghetto Spaniens. Eine spanische Favela, in der angeblich Drogenschmuggler und islamistische Hassprediger den Ton angeben.
Die Wirklichkeit sei komplexer, so der Journalist Karim Prim. Der Spanier ist im Príncipe aufgewachsen:
"Das ist Vergangenheit. Klar, es gab Probleme, da muss man nicht drum herumreden. Es gab Auseinandersetzungen und Unbehagen im Viertel. Aber heute wird das Viertel nicht mehr von Kriminellen kontrolliert, nur von seinen Bewohnern. Jeder lebt hier sein Leben. Klar gibt es weiterhin Probleme mit Kriminalität - aber das gilt ja für viele andere Viertel auch."
Tatsächlich wirkt der zentrale Platz des Viertels auf den ersten Blick harmlos.
Príncipe gilt als Hort von IS-Anhängern
"Das ist das Zentrum des Príncipe, hier sitzen die Alten, hier spielen Kinder", sagt Abdelkamil Mohamed. Und will damit sagen: Das Príncipe ist viel besser als sein Ruf. Mohamed ist marokkanisch-stämmiger Spanier, wie die meisten hier. Er leitet den Nachbarschaftsverein des Viertels. Keiner weiß, ob hier 12.000 Menschen leben, 15.000 oder 16.000. Im Príncipe herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Ursprünglich wurde es als Viertel für spanische Soldaten angelegt. Heute leben hier fast ausschließlich Muslime - viele nur von Gelegenheitsjobs.
"Ceuta ist eine der spanischen Städte, in der die Zahl der Schulabbrecher besonders hoch ist. Das gilt auch für die Arbeitslosenzahl. Vor allem die junge Bevölkerung ist betroffen. Jugendliche hören mit 12, 13 oder 14 auf, zur Schule zu gehen. Deswegen werden viele straffällig oder reisen in Konfliktländer aus."
Ceuta macht Terrorismus-Experten seit langem Sorgen. Denn unter den Spaniern, die sich als Kämpfer dem Islamischen Staat angeschlossen haben, stammen viele aus Ceuta. Meist sind es junge, marokkanisch-stämmige Männer. Das Príncipe gilt seit langem als ein Brennpunkt des Dschihadismus. Es war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz großangelegter Polizeiaktionen, bei denen Terrorverdächtige verhaftet wurden. Für Karim Prim ist das allerdings eher ein Thema der Vergangenheit.
"Die Sicherheitskräfte haben ihre Arbeit gemacht, heute ist die Lage eine andere - das gilt auch für die Konfliktzonen. Wir waren in Ceuta über eine lange Zeit hinweg im Auge des Orkans, denn von hier aus stammen 17 Personen, die in Kriegsgebiete ausgereist sind. Und ja, sie kamen vor allem aus dem Príncipe. Das kann man nicht verleugnen!"
Doch der Islamische Staat habe an Anziehungskraft verloren, das wirke sich auch in Ceuta aus, glaubt Prim.
Muslimische Spanier sehen sich benachteiligt
Wenn Abdelkamil Mohamed, der Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins, durchs Príncipe geht, ist es, als sei der Bürgermeister unterwegs. Jeder scheint ihn zu kennen.
Arbeiter klopfen Steinplatten auf einem Gehweg fest. "Sie machen die Arbeit, die eigentlich die Stadtverwaltung erledigen müsste", kritisiert der Chef des Nachbarschaftsvereins. Im Stadtviertel müsse viel in Eigeninitiative gemacht werden, sonst gehe nichts voran. Abdelkamil Mohamed meint, dass er und sein Nachbarschaftsverein permanent kämpfen müssen. Für die muslimischen Spanier im Príncipe.
"Es ist ein Rassismus, eine Isolation - versteckt, aber institutionalisiert. Denn sie benutzen die Institutionen, um die muslimischen Stadtteile bei Investitionen zu benachteiligen."
"Sie" - das sind die Verantwortlichen Ceutas. "Wir" das sind die muslimischen Spanier der Stadt. "Sie" und "wir": Abdelkamil Mohamed empfindet das so und aus seiner Sicht gibt es dafür viele Beispiele. Was unter dem Strich bleibt, ist eine Konfliktlinie. Die verläuft in den Köpfen und Gemütern von muslimischen und christlichen Spaniern.
Marokkaner sind billige Arbeitskräfte
Aber sie ist nicht die einzige. Denn da sind ja auch noch die marokkanischen Nachbarn, die jeden Tag scharenweise über die Grenze in die Stadt strömen. Wer einen spanischen Pass hat, darf nicht als Lastenträger arbeiten. Abdelkamil Mohamed glaubt zu wissen, warum. "Grenzüberschreitende Arbeitsverträge" heißt das Stichwort. Das sind Arbeitsverträge für die vielen Marokkaner, die jeden Tag nach Ceuta pendeln:
"Sie bekommen viel niedrigere Löhne als in Spanien üblich und zahlen geringere Sozialabgaben bei uns. Damit kann die lokale Arbeiterschaft in Ceuta nicht konkurrieren. Die lokale Bevölkerung fühlt sich deshalb benachteiligt."
Im Stadtviertel Príncipe in Ceuta sagt dennoch keiner, die Marokkaner sollten gefälligst draußen bleiben. Aber - es grummelt in der Enklave zwischen den Welten.
Ceuta ist die Stadt des fast unüberwindbaren Grenzzauns und des alltäglichen Schmuggels. Eine zerschnittene und umstrittene Stadt. Verschmähter Außenposten und stolze Bastion der Spanier. Kleines Eldorado für die armen marokkanischen Nachbarn. Ein Fluchtpunkt für afrikanische Migranten.
Am Schnittpunkt zwischen Europa und Afrika ringt die Enklave mit Armut, Bildungsmisere, Kriminalität und Radikalisierungsgefahr. Nur: Es gibt kein gemeinsames Konzept für Ceuta und die marokkanische Nachbarregion. Spanien und Marokko grenzen sich voneinander ab, Ceuta ist zwischen den Kulturen steckengeblieben. Die Stadt ist Leidtragende und Profiteur des Zauns.
Deshalb bleibt sie eine Stadt der Grenzgänger. Eine Stadt zwischen den Welten.