Wenn Emojis die Kommunikation schwieriger machen
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Ein gähnendes Smiley, eine Knoblauchknolle, Rollstühle: Die Vielfalt der Emojis wächst immer weiter. Dadurch könne der ursprüngliche Sinn der Symbole, Missverständnisse zu vermeiden, ins Gegenteil verkehrt werde, warnt Wirtschaftspsychologin Wera Aretz.
Am 4. Oktober wird der World Smile Day begangen, der Welttag des Lächelns. Er geht zurück auf den Erfinder des Smiley-Zeichens, dem ersten Emoji. Und die werden ständig mehr. Rund 3000 gibt es davon, zuletzt kamen nochmal 230 dazu, darunter ein gähnendes Smiley, eine Knoblauchknolle, Rollstühle, Prothesen.
Diese Ausweitung der Symbole könne aber dazu führen, dass der ursprüngliche Zweck von Emojis, Mehrdeutigkeiten zu reduzieren und Missverständnisse auszuräumen, ins Gegenteil verkehrt werde, erklärte Wirtschaftspsychologin Wera Aretz im Deutschlandfunk Kultur. Die Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Kölner Fresenius-Hochschule hat bereits mehrere Studien zur Emoji-Nutzung erstellt.
Die Interpretation beziehungsweise die semantische Bedeutung von Emojis unterscheide sich teilweise sehr stark. So gebe es beispielsweise bei einem weinenden Gesicht wenig Interpretationsspielraum, es sei klar, was damit gemeint sei. "Aber gibt auch viele Emojis, die der menschlichen Mimik sehr fern sind." Als Beispiele führte Aretz etwa ein zwinkerndes Emoji oder ein Emoji mit einem Mund, der Zacken hat, an. "Das gibt es ja in der Realität nicht und da sieht man auch, dass sich die Interpretationen und die semantischen Zuschreibungen sehr stark unterscheiden." Es könne dann sein, dass der Einsatz von Emojis Missverständnisse hervorruft.
Immer individuellere Emojis
Die enorme Emoji-Vielfalt werde aber nur zu einem sehr geringen Teil überhaupt genutzt, so Aretz: Die meisten Nutzer würden durchschnittlich sieben Emojis verwenden. Und das seien meist positiv konnotierte Symbole, zumindest in privaten Whatsapp-Nachrichten, wie Aretz' Studien gezeigt habe. "Wir haben in der Studie herausgefunden, dass tatsächlich Emojis häufig genutzt werden, die Herzlichkeit ausdrücken, sei es der Kussmund, sei es das Herz oder ein freundliches Emoji." Eher negativ konnotierten Emojis würden seltener verschickt.
Die Emoji-Vielfalt werde weiter zunehmen, meint Aretz. Es werde versucht, die Emojis immer näher an die Lebensrealität der Menschen anzupassen - und damit auch nationale bis lokale Eigenheiten aufzugreifen. "Es gibt regionale Emojis, die geplant werden von einzelnen Städten, es gibt Karnevalsemojis." Das zeige sich auch an sogenannten Memojis, mit denen man sein eigenes Emoji schaffen könne.
Zur Frage nach den Auswirkungen der Emoji-Nutzung auf die Sprache sagte Aretz, dass letzlich gelte: "Die Dosis macht das Mittel zum Gift." Wenn man Emojis maßvoll nutze, könne das die Sprache erweitern, die Kommunikation wärmer und herzlicher machen und Missverständnisse reduzieren. Wenn aber zu viel Gebrauch davon gemacht werde, könne der gegenteilige Effekt eintreten.
(abr)