Wem gehört das Internet?
Das Internet wird sowohl als Hoffnungsträger gehandelt, wie auch als Gefahr gebrandmarkt. Die einen erwarten eine sprudelnde Quelle von Einnahmen, die anderen fürchten um das geistige Wohl besonders von Kindern und Jugendlichen. Manche halten das Netz für einen Hort der Kriminalität, andere wiederum schwärmen von einem "Web des Wissens" oder von einem emanzipatorischen Medium der "Generation Facebook", das Revolutionen, wie die in der arabischen Welt auslösen kann.
Daher ist die Frage erlaubt und wichtig: Wem gehört eigentlich das Internet? Um sie zu beantworten, sollte man zwei Bereiche trennen, die zusammen das Netz ausmachen:
Erstens die Netzinfrastruktur, das sind einmal die Kabel und Kommunikationsverbindungen, die das technische Rückgrat des Internets bilden. Und das sind zum anderen die Server, die in großen Rechenzentren wie im Wohnzimmer engagierter Privatleute stehen. Sie speichern und verteilen die Inhalte an die Nutzer.
Zweitens die Inhalte. Sie sind am Wichtigsten, denn ohne sie wäre das Internet nur eine Infrastruktur, die sinnlos vor sich hinbrummte, Geld verschlänge und keinen Nutzen brächte. Wollen wir wissen, wem das Internet gehört, müssen wir demnach klären, wem die Inhalte im Internet gehören.
Denn so wichtig die Netzinfrastruktur ist, beim Inhalt, neudeutsch oft auch "Content" genannt, liegt der Hase im Pfeffer: Große Medienunternehmen begreifen das Netz nur als einen weiteren Vertriebskanal, um ihre ohnehin schon vorhandenen Inhalte, seien es Texte oder Musikstücke, Bilder oder Filme unter die Leute zu bringen. Andere aber erwarten vom Internet, endlich das alte Brecht'sche Versprechen einzulösen, dass der "Rundfunk von einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat" zu wandeln sei.
Und die Chancen stehen auch nicht schlecht, denn die Distributionskosten im Netz sind minimal. Schließlich hat der Nutzer für seinen Internetanschluss schon gezahlt und er kann Inhalte nicht nur herunter-, sondern auch hochladen.
Auf der anderen Seite geht der Medienindustrie der Content aus. Sie kann gar nicht so schnell produzieren, wie sie Inhalte benötigt, um in der Masse bestehen zu können. So entstand die Idee vom "User Generated Content", von Inhalten, die der Nutzer kostenlos zur Verfügung stellt und mit denen die Medienindustrie wieder Geld verdienen will. Die ausgeprägteste Form sind die sogenannten Social-Media-Plattformen wie Facebook oder seit ein paar Tagen auch Google+, in denen der Nutzer nicht nur die Inhalte produziert, sondern auch noch seine persönlichen Daten den Werbekunden zur Verfügung stellt.
Nur ist das alles ins Gerede gekommen. Der Nutzer geht mittlerweile viel vorsichtiger mit seinen persönlichen Daten um und viele veröffentlichen ihre Inhalte auch lieber auf neutralen Plattformen, die sie selber betreiben: Mit Weblogs, Wikis oder Content Management Systemen kann man nämlich ebenso einfach publizieren und dabei die Verfügungsgewalt über seine Inhalte behalten.
So ist der Kampf um das Netz in vollem Gange: Die Medienindustrie will die Hegemonie und der engagierte Nutzer Partizipation. Und die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass alle die Vorstellungen von einem Internet als Kommunikationskanal den Weg gehen, den nach der Einführung privater Fernsehsender der "Offene Kanal" gegangen ist: Nämlich den Weg in die Bedeutungslosigkeit.
Das muss aber nicht so kommen. Das Brechtsche Versprechen kann eingelöst werden, wenn sich die Nutzer dafür einsetzen, ja streiten. Denn ein Netz der offenen Kommunikation oder ein "Web des Wissens" wird ihnen nicht in den Schoß fallen. Ich bin verhalten optimistisch. Viele sind fasziniert und viele sind auch bereit, für ein Netz, das nicht nur der Medienindustrie, sondern allen gehört, zu kämpfen.
Jörg Kantel, geboren 1953 in Duisburg, studierte Mathematik, Philosophie und Informatik im zweiten Bildungsweg. Seine Berufe waren: Speditionskaufmann, Gitarrist, Programmierer, Kabarettist, Systembetreuer, Systemanalytiker, Unternehmensberater. Seit Mai 1994 ist er EDV-Leiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und war von 2006 bis 2009 Lehrbeauftragter für Multimedia im Fachbereich "Angewandte Informatik" an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin. Er betreibt den Blog "Der Schockwellenreiter".
Erstens die Netzinfrastruktur, das sind einmal die Kabel und Kommunikationsverbindungen, die das technische Rückgrat des Internets bilden. Und das sind zum anderen die Server, die in großen Rechenzentren wie im Wohnzimmer engagierter Privatleute stehen. Sie speichern und verteilen die Inhalte an die Nutzer.
Zweitens die Inhalte. Sie sind am Wichtigsten, denn ohne sie wäre das Internet nur eine Infrastruktur, die sinnlos vor sich hinbrummte, Geld verschlänge und keinen Nutzen brächte. Wollen wir wissen, wem das Internet gehört, müssen wir demnach klären, wem die Inhalte im Internet gehören.
Denn so wichtig die Netzinfrastruktur ist, beim Inhalt, neudeutsch oft auch "Content" genannt, liegt der Hase im Pfeffer: Große Medienunternehmen begreifen das Netz nur als einen weiteren Vertriebskanal, um ihre ohnehin schon vorhandenen Inhalte, seien es Texte oder Musikstücke, Bilder oder Filme unter die Leute zu bringen. Andere aber erwarten vom Internet, endlich das alte Brecht'sche Versprechen einzulösen, dass der "Rundfunk von einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat" zu wandeln sei.
Und die Chancen stehen auch nicht schlecht, denn die Distributionskosten im Netz sind minimal. Schließlich hat der Nutzer für seinen Internetanschluss schon gezahlt und er kann Inhalte nicht nur herunter-, sondern auch hochladen.
Auf der anderen Seite geht der Medienindustrie der Content aus. Sie kann gar nicht so schnell produzieren, wie sie Inhalte benötigt, um in der Masse bestehen zu können. So entstand die Idee vom "User Generated Content", von Inhalten, die der Nutzer kostenlos zur Verfügung stellt und mit denen die Medienindustrie wieder Geld verdienen will. Die ausgeprägteste Form sind die sogenannten Social-Media-Plattformen wie Facebook oder seit ein paar Tagen auch Google+, in denen der Nutzer nicht nur die Inhalte produziert, sondern auch noch seine persönlichen Daten den Werbekunden zur Verfügung stellt.
Nur ist das alles ins Gerede gekommen. Der Nutzer geht mittlerweile viel vorsichtiger mit seinen persönlichen Daten um und viele veröffentlichen ihre Inhalte auch lieber auf neutralen Plattformen, die sie selber betreiben: Mit Weblogs, Wikis oder Content Management Systemen kann man nämlich ebenso einfach publizieren und dabei die Verfügungsgewalt über seine Inhalte behalten.
So ist der Kampf um das Netz in vollem Gange: Die Medienindustrie will die Hegemonie und der engagierte Nutzer Partizipation. Und die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass alle die Vorstellungen von einem Internet als Kommunikationskanal den Weg gehen, den nach der Einführung privater Fernsehsender der "Offene Kanal" gegangen ist: Nämlich den Weg in die Bedeutungslosigkeit.
Das muss aber nicht so kommen. Das Brechtsche Versprechen kann eingelöst werden, wenn sich die Nutzer dafür einsetzen, ja streiten. Denn ein Netz der offenen Kommunikation oder ein "Web des Wissens" wird ihnen nicht in den Schoß fallen. Ich bin verhalten optimistisch. Viele sind fasziniert und viele sind auch bereit, für ein Netz, das nicht nur der Medienindustrie, sondern allen gehört, zu kämpfen.
Jörg Kantel, geboren 1953 in Duisburg, studierte Mathematik, Philosophie und Informatik im zweiten Bildungsweg. Seine Berufe waren: Speditionskaufmann, Gitarrist, Programmierer, Kabarettist, Systembetreuer, Systemanalytiker, Unternehmensberater. Seit Mai 1994 ist er EDV-Leiter am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und war von 2006 bis 2009 Lehrbeauftragter für Multimedia im Fachbereich "Angewandte Informatik" an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin. Er betreibt den Blog "Der Schockwellenreiter".