Wenn die Lebenslust verloren geht
"Komm endlich in die Gänge" ist mit Sicherheit der falsche Spruch. Eine wichtige Rolle in der Früherkennung und der Betreuung Depressiver kommt Angehörigen und Pflegern zu – deshalb geben die Autoren klare Empfehlungen.
Mit 66 Jahren da fängt das Leben an, so ein bekanntes Lied, das Mut machen will. Mut, den viele brauchen. Denn ab 60 steigt die Selbstmordrate um das Doppelte an, so Frank Schneider und Thomas Nesseler in ihrem Buch "Depressionen im Alter". Es sind besonders häufig ältere Menschen, die an Depressionen leiden und bei denen die Erkrankung erstaunlich oft übersehen und damit nicht richtig behandelt wird. Mit fatalen Folgen. Und weil das nicht sein muss, haben die beiden Mediziner genau für diese Menschen einen Ratgeber geschrieben. Herausgekommen ist ein übersichtlicher Ratgeber, in dem auch Betroffene zu Wort kommen und der voller klarer und gut verständlicher Informationen und Erklärungen steckt. Die wichtigsten Informationen sind noch mal in separaten Übersichtskästen vermerkt.
Alter, so die Autoren, bedeutet nicht nur ein höheres Risiko für eine seelische Erkrankung wie Depression, sondern häufig auch ein Zusammenkommen mehrerer verschiedener Krankheiten. Das setzt einen besonderen Behandlungsplan voraus. Therapien und Medikamente müssen genau aufeinander abgestimmt werden; Pfleger und Angehörige sollten die jeweiligen Wirkmechanismen kennen. Denn nicht nur physiologische Unterschiede wie ein verlangsamter Stoffwechsel sind wichtig für die Wirkmechanismen von Medikamenten, sondern auch psychologische Aspekte wie die Selbstwahrnehmung älterer Menschen spielen eine entscheidende Rolle. Sprich: Nur wer weiß, dass er krank ist, nimmt seine Mittel auch richtig ein.
Grundsätzliches wie Diagnose, Beschwerden und Ursachen werden deshalb eingehend beschrieben. Besonders gelungen sind die Erklärungen medizinischer Begriffe und deren Verwendung in der ärztlichen Praxis.
Seite für Seite wird der Leser besser in die Lage versetzt, wissenschaftliche Texte zum Thema Depression zu verstehen und ärztliche Diagnosen einzuordnen. Dass es den beiden Autoren aber nicht nur darum geht zu informieren, wird spätestens im Kapitel über Therapien deutlich. Psychopharmaka sind eine erprobte, aber nicht die einzige Therapie bei Depressionen, so Frank Schneider und Thomas Nesseler. Je nach Schweregrad eignet sich eine Psychotherapie nicht nur als begleitende, sondern auch als alleinige Therapieform. Ebenso sind alternative Verfahren zu prüfen - beispielsweise der Einsatz von Johanniskraut. Doch was die richtige Behandlung ist, das muss immer in Abstimmung zwischen Patient und behandelndem Arzt besprochen werden.
Eine wichtige Rolle in der Früherkennung und der Betreuung Depressiver kommt dabei Angehörigen und Pflegern zu – und deshalb gibt es im Buch auch klare Empfehlungen für sie. Die fangen schon bei der Sprache an: "Reiß dich jetzt mal zusammen" hilft einem Depressiven genauso wenig wie "Komm endlich in die Gänge". Depression, das muss allen klar sein, ist eine schwere Krankheit, die professionell behandelt werden muss und aus der es in den meisten Fällen auch einen Ausweg gibt.
Besprochen von Susanne Nessler
Frank Schneider, Thomas Nesseler: Depressionen im Alter. Die verkannte Volkskrankheit
Herbig Verlag, München 2011
176 Seiten, 14,99 Euro
Alter, so die Autoren, bedeutet nicht nur ein höheres Risiko für eine seelische Erkrankung wie Depression, sondern häufig auch ein Zusammenkommen mehrerer verschiedener Krankheiten. Das setzt einen besonderen Behandlungsplan voraus. Therapien und Medikamente müssen genau aufeinander abgestimmt werden; Pfleger und Angehörige sollten die jeweiligen Wirkmechanismen kennen. Denn nicht nur physiologische Unterschiede wie ein verlangsamter Stoffwechsel sind wichtig für die Wirkmechanismen von Medikamenten, sondern auch psychologische Aspekte wie die Selbstwahrnehmung älterer Menschen spielen eine entscheidende Rolle. Sprich: Nur wer weiß, dass er krank ist, nimmt seine Mittel auch richtig ein.
Grundsätzliches wie Diagnose, Beschwerden und Ursachen werden deshalb eingehend beschrieben. Besonders gelungen sind die Erklärungen medizinischer Begriffe und deren Verwendung in der ärztlichen Praxis.
Seite für Seite wird der Leser besser in die Lage versetzt, wissenschaftliche Texte zum Thema Depression zu verstehen und ärztliche Diagnosen einzuordnen. Dass es den beiden Autoren aber nicht nur darum geht zu informieren, wird spätestens im Kapitel über Therapien deutlich. Psychopharmaka sind eine erprobte, aber nicht die einzige Therapie bei Depressionen, so Frank Schneider und Thomas Nesseler. Je nach Schweregrad eignet sich eine Psychotherapie nicht nur als begleitende, sondern auch als alleinige Therapieform. Ebenso sind alternative Verfahren zu prüfen - beispielsweise der Einsatz von Johanniskraut. Doch was die richtige Behandlung ist, das muss immer in Abstimmung zwischen Patient und behandelndem Arzt besprochen werden.
Eine wichtige Rolle in der Früherkennung und der Betreuung Depressiver kommt dabei Angehörigen und Pflegern zu – und deshalb gibt es im Buch auch klare Empfehlungen für sie. Die fangen schon bei der Sprache an: "Reiß dich jetzt mal zusammen" hilft einem Depressiven genauso wenig wie "Komm endlich in die Gänge". Depression, das muss allen klar sein, ist eine schwere Krankheit, die professionell behandelt werden muss und aus der es in den meisten Fällen auch einen Ausweg gibt.
Besprochen von Susanne Nessler
Frank Schneider, Thomas Nesseler: Depressionen im Alter. Die verkannte Volkskrankheit
Herbig Verlag, München 2011
176 Seiten, 14,99 Euro