Wenn Film und Realität vermischen

Von Jörg Taszman · 28.12.2011
Ein ehrgeiziger junger Regisseur dreht einen Film über Kolumbus. Während der Dreharbeiten in Kolumbien brechen jedoch Proteste gegen die Erhöhung der Wasserpreise aus. Das Filmteam kann den Konflikten kaum ausweichen - und wird mitten hineingezogen in de Kampf zwischen Indios und der Armee.
Nur selten funktionieren Film-im-Film-Geschichten auf der großen Leinwand auf beiden Zeitebenen und wenn doch, dann meistens als Liebesgeschichten wie in Truffauts "Die Amerikanische Nacht" oder Karel Reisz's "Die Geliebte des französischen Leutnants". Der schottische Drehbuchautor Paul Laverty ist bekannt für seine ebenso spannenden wie emotional packenden und hochpolitischen Drehbücher, die er meist für Ken Loach schreibt. Als ausgewiesener Kenner Lateinamerikas verknüpft er in "Und dann der Regen" die Dreharbeiten eines spanischen Teams zu einem Kolumbus-Film in Bolivien mit den Ereignissen des Wasserkrieges von Cochabamba 2000.

Während der spanische Regisseur Sebastian nur an seinen Film denkt und sein Produzent Costa sich über billige Arbeitskräfte freut, entsteht unter den Indios, die als Statisten arbeiten, eine immer größere Unruhe. Vor allem Daniel der eine wichtige Hauptrolle spielt wird als Darsteller ebenso zur Schlüsselfigur des Kolumbus-Films wie auch als realer Anführer im Protest gegen die Erhöhung der Wasserpreise. Als die örtliche Miliz den Aufstand mit Gewalt unterdrückt, kommt es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen. Daniel soll verhaftet werden und Produzent Costa muss einen Deal eingehen, um die Fortführung der Dreharbeiten nicht zu gefährden.

Inszeniert von der spanischen Schauspielerin und Regisseurin Iciar Bollain, der Lebensgefährtin von Paul Laverty, ist "Und dann der Regen" ein großartiger, packender Film, der kluge Fragen nach politischem Engagement, der Freiheit der Kunst, Anpassung und Idealismus stellt. Vor allem die Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal als verpeilter Regisseur und Luis Tosar als zunächst bulliger Produzent, der im Laufe der Geschichte eine Wandlung durchmacht, tragen den Film. Eine Entdeckung ist der Indio Juan Carlos Aduviri als Daniel.

Und so kommt fast am Ende des Kinojahres noch einer der besten, sehenswertesten und originellsten Filme 2011 auf die große Leinwand, der völlig zurecht den Publikumspreis als Bester Film der Berlinale Sektion Panorama 2011 erhielt

Mexiko / Spanien / Frankreich 2010. Originaltitel: También la lluvia. Regie: Icíar Bollaín. Darsteller: Gael García Bernal, Luis Tosar, Juan Carlos Aduviri, Karra Elejalde, Carlos Santos. Ab 12 Jahren, 103 Minuten.

Filmhomepage "Und dann der Regen"
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