"Wenn ich ein Unsicherheitsgefühl schaffen kann, ist es natürlich gut"
In seinem neuem Roman "Der Mann mit dem blauen Fahrrad - Träume aus einer alten Kamera" findet ein Handelsvertreter ein Fotoalbum - und denkt sich in eine andere Welt. Alte Bilder seines Vaters inspirierten Lars Gustafsson zu dieser erfundenen Geschichte über das Vergehen von Zeit.
Katrin Heise: Träume ich oder ist das echt? Mit den Grenzen von Realität und Illusion spielt Lars Gustafsson in seinem neuen Roman. "Der Mann mit dem blauen Fahrrad. Träume aus einer alten Kamera" heißt der Roman. Alte Fotografien, gefunden in einer Bibliothek, führen den Protagonisten in eine Traumwelt. Der Protagonist ist Jan Friberg. Anfang der 50er-Jahre führt er ein hartes Leben als Vertreter für Haushaltsgeräte. Diese versucht er nämlich mit seinem blauen Fahrrad auf dem Land zu verkaufen, was sehr, sehr anstrengend ist und häufig auch erfolglos.
Diese Fotos, die ihn entrücken, die sehen wir im Buch abgedruckt, sie stammen tatsächlich vom Vater des Autors. Ob sie nicht nur im Roman die Verbindung zwischen Realität und Illusion sind, sondern quasi auch die Verbindung zwischen Buch und tatsächlicher Vergangenheit darstellen, ob Gustafsson im Roman auf sein Leben zurückblickt, das erfahren Sie jetzt. Ich hatte nämlich die Gelegenheit, mit Lars Gustafsson vor der Sendung zu sprechen. Lars Gustafsson, 1936 geboren, ist einer der bedeutendsten Autoren Schwedens und in Deutschland außerordentlich populär, und ich freue mich sehr, Herr Gustafsson, über Ihren Besuch. Schönen guten Tag!
Lars!Gustafsson: Danke schön!
Heise: Der bedauernswerte Jan Friberg, Haushaltsgerätevertreter, kämpft sich am Anfang des Romans immer wieder durch den Wind, durch den Regen, er schlittert, er rutscht - schließlich landet er im Graben, wird auch noch von Hunden verfolgt. Das spürt man ja regelrecht. Und dann verschwimmen aber die Ebenen von Zeit und Raum. Und es wird irgendwie so ein bisschen unklar, was erlebt der eigentlich wirklich? Mein Lieblingssatz lautet: "Jan hat seit jeher ein sozusagen poröses Verhältnis zu dem gehabt, was die anderen hartnäckig für die Wirklichkeit hielten. Träume, gehörten die vielleicht nicht zur Wirklichkeit?" Gehören, Herr Gustafsson, Träume zur Wirklichkeit?
Gustafsson: Ja. Der schwedische Philosoph Hägerström, der bis zum Ende der 30er-Jahre aktiv in Uppsala war, hat sehr energisch darauf bestanden, dass natürlich Träume, Halluzinationen und so weiter auch zur Wirklichkeit gehören. Die Wirklichkeit ist die Totalität, was man erleben kann. Nur, Träume sind eingeordnet in einer anderen Weise als zum Beispiel - Currywurst.
Heise: Als die harte Realität, sozusagen.
Diese Fotos, die ihn entrücken, die sehen wir im Buch abgedruckt, sie stammen tatsächlich vom Vater des Autors. Ob sie nicht nur im Roman die Verbindung zwischen Realität und Illusion sind, sondern quasi auch die Verbindung zwischen Buch und tatsächlicher Vergangenheit darstellen, ob Gustafsson im Roman auf sein Leben zurückblickt, das erfahren Sie jetzt. Ich hatte nämlich die Gelegenheit, mit Lars Gustafsson vor der Sendung zu sprechen. Lars Gustafsson, 1936 geboren, ist einer der bedeutendsten Autoren Schwedens und in Deutschland außerordentlich populär, und ich freue mich sehr, Herr Gustafsson, über Ihren Besuch. Schönen guten Tag!
Lars!Gustafsson: Danke schön!
Heise: Der bedauernswerte Jan Friberg, Haushaltsgerätevertreter, kämpft sich am Anfang des Romans immer wieder durch den Wind, durch den Regen, er schlittert, er rutscht - schließlich landet er im Graben, wird auch noch von Hunden verfolgt. Das spürt man ja regelrecht. Und dann verschwimmen aber die Ebenen von Zeit und Raum. Und es wird irgendwie so ein bisschen unklar, was erlebt der eigentlich wirklich? Mein Lieblingssatz lautet: "Jan hat seit jeher ein sozusagen poröses Verhältnis zu dem gehabt, was die anderen hartnäckig für die Wirklichkeit hielten. Träume, gehörten die vielleicht nicht zur Wirklichkeit?" Gehören, Herr Gustafsson, Träume zur Wirklichkeit?
Gustafsson: Ja. Der schwedische Philosoph Hägerström, der bis zum Ende der 30er-Jahre aktiv in Uppsala war, hat sehr energisch darauf bestanden, dass natürlich Träume, Halluzinationen und so weiter auch zur Wirklichkeit gehören. Die Wirklichkeit ist die Totalität, was man erleben kann. Nur, Träume sind eingeordnet in einer anderen Weise als zum Beispiel - Currywurst.
Heise: Als die harte Realität, sozusagen.
"Die Dunkekammer hat etwas Magisches"
Gustafsson: Und dann entsteht das Problem, was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Currywurst und einer geträumten Currywurst? Man könnte vielleicht fragen, und das habe ich mich gefragt mit zunehmendem Alter, was hindert mich eigentlich daran, so zu schreiben, wie ich will.
Heise: Und Sie wollen die Grenze aufheben?
Gustafsson: Ja.
Heise: Die Grenze zwischen der wirklichen Currywurst und der geträumten.
Gustafsson: Und der geträumten Currywurst. Es ist ja nur Literatur. Aber um zu begreifen, um diese sehr freiheitliche, fast libertinistische Methode zu begreifen, muss ich vielleicht ein bisschen von dem Hintergrund sagen. Die Kamera, die noch existiert, war eine der ersten Kodak-Kastenkameras.
Heise: Ich würde gerne für den Leser noch kurz erläutern: Die Fotos, die ich ja erwähnt habe, die es gibt in dem Buch, die so sepiafarben aus der Vergangenheit uns anschauen, da ist ein Mädchen zu sehen zum Beispiel mit einem Hund, da sind ganz viele Schiffe zu sehen, Boote zu sehen, da sind seltsam verkleidete Mädchen zu sehen - diese Fotos stammen tatsächlich von Ihrem Vater, aus seiner Kamera.
Gustafsson: Ja. Die Kamera war, wie gesagt, eine Kodak-2B, ein Geburtstagsgeschenk, als er 16 Jahre alt war. Und da hat der Kleine gestanden in der Halbfinsternis der Dunkelkammer und diese Bilder einmal gemacht. Und mein jüngster Sohn, Mister Benjamin Gustafsson, der Berufsfotograf in New York ist, saß bei mir zu Hause auf dem Lande, ein paar Tage nach Weihnachten, und guckte in alte Fotosammlungen, und sagte, aber was ist dies? Wer hat das gemacht, wer ist diese Frau? Und ich sagte, von der Frau kann ich nur sagen, dass sie jetzt 130 Jahre alt ist.
Heise: Sie kennen die Personen auf den Fotos nicht?
Gustafsson: Nein, überhaupt nicht.
Heise: Aber Sie haben jetzt Geschichten zu ihnen geschrieben. Was hat Sie …
Gustafsson: Ja, das war eigentlich Benjamins Frage. Könnte man nicht eine Erzählung schreiben, die zu diesen Bildern passt? Und ich sagte, es gibt natürlich eine unendliche Menge von solchen Erzählungen. Aber okay, ich werde es versuchen. Was das bedeutet, ist natürlich, dass man ein aleatorisches, ein Zufallselement in einen Roman eingeführt hat. Man hat diese Bilder, ich habe sie in verschiedener Weise geordnet und wieder geordnet, bis eben eine Erzählung entstand. Aber um den Preis, dass diese beschriebene Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum überschritten werden musste.
Heise: Eine Grenze, die Sie, wie Sie vorhin gesagt haben, aber sehr gerne überschritten haben. Der schwedische Autor Lars Gustafsson ist zu Gast im Deutschlandradio Kultur. Wir sprechen gerade über seinen jüngsten Roman, "Der Man mit dem blauen Fahrrad". Also die Fotos haben Sie vor sich gelegt und haben Sie als Inspirationsquelle benutzt. Haben Sie durch diese Fotos vielleicht auch Dinge, Aussagen transportieren können, die Sie sonst so nicht aussprechen könnten? Ich hab mal gelesen, dass Sie sagten, die eigene Erzählung habe sich aus der Tiefe der Bilder heraus quasi ergeben.
Gustafsson: Genau. Es ist, wie Sie verstehen, ein eigentümliches Gefühl, aber unsere Generation und auch Ihre, die ja viel jünger ist, haben wenig Erfahrung damit, in einer Dunkelkammer zu stehen und zu sehen, wie - ich habe es gesehen. als ich in einem wissenschaftlichen Labor als junger Mann arbeitete -, es hat etwas von Magie, wenn das Bild langsam in der Entwicklungsflüssigkeit sichtbar wird.
Heise: Höre ich da auch so ein bisschen Trauer darüber, dass das heutzutage alles viel schneller geht? Das mit dem Schreiben beispielsweise auch. Geschichten zu erzählen, kann man ganz anders lernen inzwischen …
Gustafsson: Mein lieber Freund Hans-Magnus Enzensberger, der uns alle so gut unterrichtet und uns ständig lehrt, was wir denken sollen und nicht denken sollen, der hat neulich geschrieben, wo er über diesen Tsunami von Bildern redet. Wir fotografieren ja ununterbrochen einander und senden es zu Facebook. Und er hat vielleicht die Fotografie überhaupt etwas von Magie beraubt. Ich sitze hier und rede wie Walter Benjamin, nur dass Walter Benjamins Feind das alte Foto war. Die Aura war verloren, als das Foto kam, sagte Kollege Benjamin. Und jetzt sitze ich hier und klage über das elektronische Foto. Wer wird der nächste klagende Philosoph?
Heise: Wer weiß? Mir fällt dabei aber noch etwas anderes ein, wo Sie gerade diese vielen Fotos und Facebook erwähnen. Auch da wird natürlich von jedem, der da seine Fotos postet, eine Realität geschaffen. Seine subjektive Realität ist ja gar nicht unbedingt zu überprüfen. Auch das geht wieder auf Ihren Roman, also, das findet man da ja auch, welche Realität - was ist da eigentlich Realität? Die Ebenen verschwimmen ja vollkommen.
Gustafsson: Ja. Wenn ich ein bisschen Unsicherheitsgefühl schaffen kann, ist es natürlich gut.
Heise: Und Sie wollen die Grenze aufheben?
Gustafsson: Ja.
Heise: Die Grenze zwischen der wirklichen Currywurst und der geträumten.
Gustafsson: Und der geträumten Currywurst. Es ist ja nur Literatur. Aber um zu begreifen, um diese sehr freiheitliche, fast libertinistische Methode zu begreifen, muss ich vielleicht ein bisschen von dem Hintergrund sagen. Die Kamera, die noch existiert, war eine der ersten Kodak-Kastenkameras.
Heise: Ich würde gerne für den Leser noch kurz erläutern: Die Fotos, die ich ja erwähnt habe, die es gibt in dem Buch, die so sepiafarben aus der Vergangenheit uns anschauen, da ist ein Mädchen zu sehen zum Beispiel mit einem Hund, da sind ganz viele Schiffe zu sehen, Boote zu sehen, da sind seltsam verkleidete Mädchen zu sehen - diese Fotos stammen tatsächlich von Ihrem Vater, aus seiner Kamera.
Gustafsson: Ja. Die Kamera war, wie gesagt, eine Kodak-2B, ein Geburtstagsgeschenk, als er 16 Jahre alt war. Und da hat der Kleine gestanden in der Halbfinsternis der Dunkelkammer und diese Bilder einmal gemacht. Und mein jüngster Sohn, Mister Benjamin Gustafsson, der Berufsfotograf in New York ist, saß bei mir zu Hause auf dem Lande, ein paar Tage nach Weihnachten, und guckte in alte Fotosammlungen, und sagte, aber was ist dies? Wer hat das gemacht, wer ist diese Frau? Und ich sagte, von der Frau kann ich nur sagen, dass sie jetzt 130 Jahre alt ist.
Heise: Sie kennen die Personen auf den Fotos nicht?
Gustafsson: Nein, überhaupt nicht.
Heise: Aber Sie haben jetzt Geschichten zu ihnen geschrieben. Was hat Sie …
Gustafsson: Ja, das war eigentlich Benjamins Frage. Könnte man nicht eine Erzählung schreiben, die zu diesen Bildern passt? Und ich sagte, es gibt natürlich eine unendliche Menge von solchen Erzählungen. Aber okay, ich werde es versuchen. Was das bedeutet, ist natürlich, dass man ein aleatorisches, ein Zufallselement in einen Roman eingeführt hat. Man hat diese Bilder, ich habe sie in verschiedener Weise geordnet und wieder geordnet, bis eben eine Erzählung entstand. Aber um den Preis, dass diese beschriebene Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum überschritten werden musste.
Heise: Eine Grenze, die Sie, wie Sie vorhin gesagt haben, aber sehr gerne überschritten haben. Der schwedische Autor Lars Gustafsson ist zu Gast im Deutschlandradio Kultur. Wir sprechen gerade über seinen jüngsten Roman, "Der Man mit dem blauen Fahrrad". Also die Fotos haben Sie vor sich gelegt und haben Sie als Inspirationsquelle benutzt. Haben Sie durch diese Fotos vielleicht auch Dinge, Aussagen transportieren können, die Sie sonst so nicht aussprechen könnten? Ich hab mal gelesen, dass Sie sagten, die eigene Erzählung habe sich aus der Tiefe der Bilder heraus quasi ergeben.
Gustafsson: Genau. Es ist, wie Sie verstehen, ein eigentümliches Gefühl, aber unsere Generation und auch Ihre, die ja viel jünger ist, haben wenig Erfahrung damit, in einer Dunkelkammer zu stehen und zu sehen, wie - ich habe es gesehen. als ich in einem wissenschaftlichen Labor als junger Mann arbeitete -, es hat etwas von Magie, wenn das Bild langsam in der Entwicklungsflüssigkeit sichtbar wird.
Heise: Höre ich da auch so ein bisschen Trauer darüber, dass das heutzutage alles viel schneller geht? Das mit dem Schreiben beispielsweise auch. Geschichten zu erzählen, kann man ganz anders lernen inzwischen …
Gustafsson: Mein lieber Freund Hans-Magnus Enzensberger, der uns alle so gut unterrichtet und uns ständig lehrt, was wir denken sollen und nicht denken sollen, der hat neulich geschrieben, wo er über diesen Tsunami von Bildern redet. Wir fotografieren ja ununterbrochen einander und senden es zu Facebook. Und er hat vielleicht die Fotografie überhaupt etwas von Magie beraubt. Ich sitze hier und rede wie Walter Benjamin, nur dass Walter Benjamins Feind das alte Foto war. Die Aura war verloren, als das Foto kam, sagte Kollege Benjamin. Und jetzt sitze ich hier und klage über das elektronische Foto. Wer wird der nächste klagende Philosoph?
Heise: Wer weiß? Mir fällt dabei aber noch etwas anderes ein, wo Sie gerade diese vielen Fotos und Facebook erwähnen. Auch da wird natürlich von jedem, der da seine Fotos postet, eine Realität geschaffen. Seine subjektive Realität ist ja gar nicht unbedingt zu überprüfen. Auch das geht wieder auf Ihren Roman, also, das findet man da ja auch, welche Realität - was ist da eigentlich Realität? Die Ebenen verschwimmen ja vollkommen.
Gustafsson: Ja. Wenn ich ein bisschen Unsicherheitsgefühl schaffen kann, ist es natürlich gut.
"Träume gehören zum Leben dazu"
Heise: Wenn man sich jetzt so anschaut, Realität, Wirklichkeit, Träume - Sie haben vorhin zitiert, wie sehr Träume zum Leben dazugehören. Das klang allerdings auch so, Träume - auch in Ihrem Buch, diese Tagträume - werden ja durchaus benutzt, um dieser schrecklichen Realität zu entfliehen. Er führt ja ein wirklich hartes Leben. Aber sind Träume nur dazu da, um quasi der Realität zu entfliehen?
Gustafsson: Wenn wir tiefer in den Roman gehen, werden wir finden, dass er sehr viel von Zeit handelt. Dieser herumfahrende Verkäufer weiß, dass er noch ungefähr zwei Stunden hat, bis der letzte Zug geht. Also es ist eine sehr begrenzte Zeit, und als er in die große Herrenhof-Küche hereinkommt, wo die Handlung anfängt, dann verändert sich die Zeit.
Heise: Sie vergeht überhaupt nicht mehr.
Gustafsson: Sie vergeht nicht mehr.
Heise: Wie ist das eigentlich? Sie sind, da Sie die Zeit erwähnen, jetzt 77. Vergeht die Zeit anders als früher?
Gustafsson: Ja, natürlich. Das ist ja eine biologische Tatsache. Ich erinnere mich hier, die Sommerurlaube in den 50er-Jahren, die dauerten ungefähr so lange wie vier Jahre jetzt. Und die Studentenjahre: ein hektischer Wirbel von Partys und Examinationen mit einigen Bibliotheksbesuchen. Lieber Himmel, diese vier ersten Jahre in der Universität, die dauerten viel länger als die 22 Jahre, als ich Professor war. Natürlich ist es so. Es geht jetzt sehr schnell, aber das hat ja auch etwas Angenehmes. Ja, man sitzt in einem Intercity, der schneller und schneller geht. Und man fragt sich, ob er bremsen kann.
Heise: Wollen Sie bremsen?
Gustafsson: Die Alternative ist wohl schlimmer.
Heise: Was sind Ihre nächsten Pläne, Herr Gustafsson?
Gustafsson: Meine nächsten Pläne? Ich werde den ganzen November in Lissabon hocken, um endlich ein bisschen Ruhe zu bekommen. Ich habe durch eine englische Agentur eine winzige Wohnung in Alfama gemietet, ich werde nicht Lissabon studieren, ich werde einen Roman abschließen. Es ist so ein bisschen eine Felix-Krull-Geschichte, könnte man sagen.
Heise: Lars Gustafsson. Danke schön für dieses Gespräch, für Ihren Besuch hier!
Gustafsson: Danke schön!
Heise: Der als letztes erschienene Roman "Der Mann auf dem blauen Fahrrad. Träume aus einer alten Kamera", der ist im Carl Hanser Verlag erschienen. Auf den nächsten warten wir also gespannt. Ich danke Ihnen schön!
Gustafsson: Herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Gustafsson: Wenn wir tiefer in den Roman gehen, werden wir finden, dass er sehr viel von Zeit handelt. Dieser herumfahrende Verkäufer weiß, dass er noch ungefähr zwei Stunden hat, bis der letzte Zug geht. Also es ist eine sehr begrenzte Zeit, und als er in die große Herrenhof-Küche hereinkommt, wo die Handlung anfängt, dann verändert sich die Zeit.
Heise: Sie vergeht überhaupt nicht mehr.
Gustafsson: Sie vergeht nicht mehr.
Heise: Wie ist das eigentlich? Sie sind, da Sie die Zeit erwähnen, jetzt 77. Vergeht die Zeit anders als früher?
Gustafsson: Ja, natürlich. Das ist ja eine biologische Tatsache. Ich erinnere mich hier, die Sommerurlaube in den 50er-Jahren, die dauerten ungefähr so lange wie vier Jahre jetzt. Und die Studentenjahre: ein hektischer Wirbel von Partys und Examinationen mit einigen Bibliotheksbesuchen. Lieber Himmel, diese vier ersten Jahre in der Universität, die dauerten viel länger als die 22 Jahre, als ich Professor war. Natürlich ist es so. Es geht jetzt sehr schnell, aber das hat ja auch etwas Angenehmes. Ja, man sitzt in einem Intercity, der schneller und schneller geht. Und man fragt sich, ob er bremsen kann.
Heise: Wollen Sie bremsen?
Gustafsson: Die Alternative ist wohl schlimmer.
Heise: Was sind Ihre nächsten Pläne, Herr Gustafsson?
Gustafsson: Meine nächsten Pläne? Ich werde den ganzen November in Lissabon hocken, um endlich ein bisschen Ruhe zu bekommen. Ich habe durch eine englische Agentur eine winzige Wohnung in Alfama gemietet, ich werde nicht Lissabon studieren, ich werde einen Roman abschließen. Es ist so ein bisschen eine Felix-Krull-Geschichte, könnte man sagen.
Heise: Lars Gustafsson. Danke schön für dieses Gespräch, für Ihren Besuch hier!
Gustafsson: Danke schön!
Heise: Der als letztes erschienene Roman "Der Mann auf dem blauen Fahrrad. Träume aus einer alten Kamera", der ist im Carl Hanser Verlag erschienen. Auf den nächsten warten wir also gespannt. Ich danke Ihnen schön!
Gustafsson: Herzlichen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.