Wenn Komiker nichts zu lachen haben

Von Christian Berndt |
Mit "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" nahm Regisseur Leander Haußmann das Alltagsleben in der DDR und West-Berlin satirisch aufs Korn. Seine neue Komödie "Hotel Lux" hat einen ernsteren Hintergrund: Sie handelt von kommunistischen Emigranten während des stalinistischen Terrors.
Berlin 1933. Im Varieté Valetti glänzen die Komiker Hans Zeisig und Siggi Meyer mit ihrer gefeierten Parodie auf Hitler und Stalin. Doch bald nach Machtergreifung der Nazis ist Schluss damit. Der überzeugte Kommunist Siggi geht nun in den Untergrund, Hans macht erst mal weiter. Der Komiker, gespielt von Michael "Bully" Herbig, ist ein unpolitischer Charmeur, der sich mit Humor durchzuschlängeln versucht. Doch nach einem Hitler-Witz auf der Bühne ist es auch damit vorbei. Egal, Hans will eh nach Hollywood:

"Amerikanische Pässe sind aus, es gibt keine mehr. Die Sowjetunion ist ein antifaschistisches Land, da bist Du erst mal sicher. Wenn Du angekommen bist, dann gehst Du in dieses Hotel, schläfst Dich erst mal aus, und dann gehst Du in die amerikanische Botschaft. – Hotel Lux? Steht das im Baedeker? – Nein, in Moskau, da steigen die alle ab."

Moskau statt Hollywood. Hans hängt nun fest im Hotel Lux. Hier hausen ärmlich Hunderte kommunistischer Emigranten mit ihren Familien, immer in Angst vor den nächtlichen Verhaftungen und Denunziationen - sogar die Kinder sind schon darauf trainiert, ihre Eltern zu verpfeifen. Es ist die Zeit des stalinistischen Terrors, Hans versucht dem alltäglichen Grauen mit Humor zu begegnen - auch gegenüber der strammen Kommunistin Frida, in die er sich natürlich sofort verliebt:

"Wir haben hier zu arbeiten an der wichtigsten Sache seit Menschengedenken… – Ja, ja, drunter macht ihr es ja nicht. – Und du kommst hierher… – und wer anders ist als ihr, der ist euer Feind. - ..in dieses Hotel.. – ich bin nicht freiwillig hier, Frida… - und machst vor allem.. Tingeltangel. – Ja, Tingeltangel, bei mir ist alles Tingeltangel, Frida. Da wo ich herkomme, ist Tingeltangel.. - .. Du bringst alles durcheinander.. – Ich bin ein Schmierenkomödiant, Varietékünstler.. - ..und kommst einfach so auf eine wichtige Parteiversammlung.. – wegen Dir, Frida. - ..und redest was über.. – Liebe? – Ja, Idiot."

Regisseur Leander Haußmann erzählt in "Hotel Lux" eine tragikomische Schelmengeschichte. Der komische Held versucht, im Terror seine Menschlichkeit zu bewahren und dem mörderischen Irrsinn mit Chuzpe zu trotzen. Auch dann, als man ihn mit einem Wahrsager verwechselt, der Stalin die Zukunft deuten soll. Hans kann sogar den Diktator einwickeln, doch als der echte Wahrsager auftaucht, wird es richtig brenzlig:

"Dieser Mann ist ein Betrüger! - Jeder macht mal Fehler. Sie, ich, er, das wird der Genosse Stalin doch verstehen, oder? Äh, hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. – Wir machen keine Fehler."