Wenn Mann in hohen Tönen singt
Als sie auf Bühnen und Schallplatten erschienen, war das fast ein Schock für die Klassikwelt: Männer, die in jenen hohen Registern sangen, die sonst eigentlich den weiblichen Stimmen vorbehalten waren. Selbst die Begriffe dafür lassen immer noch die anfängliche Verwirrung nachklingen: Countertenor, Altus, Falsettist – das alles wird nach wie vor neben- und durcheinander gebraucht.
Inzwischen hat sich das neue Stimmfach etabliert, oder besser: das wiedergeborene – denn die männlichen Altstimmen haben ja sozusagen die Erbfolge der aus gutem Grund ausgestorbenen Kastraten angetreten, die zu Händels Zeiten die Bühnen beherrschten und deren letzte Vertreter noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts sangen. Einen exotisch-zwielichtigen Reiz hat es aber nach wie vor, wenn Männer zwar Männerrollen verkörpern, sich dafür aber in ein Timbre "verkleiden", welches man spontan zunächst dem anderen Geschlecht zuordnet; und das fast alle der in Frage kommenden Rollen nach wie vor auch von Sängerinnen verkörpert werden, macht die Sache um so reizvoller und anregender. Uwe Friedrich hat sich für diese "Interpretationen" um die hochtönenden Männer mit Axel Köhler einen Gast ans Mikrofon geholt, der inzwischen schon seit Jahrzehnten eine der profiliertesten Altus-Stimmen in Oper und Oratorium ist und dabei mittlerweile nicht nur Literatur aus alten Zeiten, sondern auch ganz Modernes, eigens für seine Stimme Geschriebenes singt. Der Sänger plaudert dabei nicht nur über die spezielle Tonbildungs-Technik seines Faches, sondern lässt sich auch auf den spannende Frage ein, wie unterschiedlich bestimmte Partien nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch innerhalb seines Fachkollegen-Kreises interpretiert werden können.
Moderation: Uwe Friedrich
Moderation: Uwe Friedrich