Wenn Zaubermittel Wirkung zeigen

Ohne die alles wissende Muschel wäre die Zauberin Aithra aufgeschmissen. Sie hätte gar nichts erfahren von der Mordabsicht an Helena, die wegen Untreue von ihrem Gatten Menelas bestraft werden soll. Ein Zaubertrank lässt Menelas alles vergessen, was er bisher von seiner Gemahlin geglaubt hatte. Und nach diesem Gedächtnisverlust erscheint sie ihm mit neuer Vergangenheit in völlig anderem Licht.
Nun müssen die beiden nur noch in ein fernes Land verbracht werden, wo niemand sie kennt. Aber das wäre zu einfach. Der stärkste Trunk verliert irgendwann an Wirkung. Menelas ist gänzlich verwirrt und weiß nicht mehr, was Traum, was Realität ist. Er will allem entfliehen, erschlägt noch den Sohn des Bergfürsten, weil auch der sich gleich in die schöne Helena verguckt hat. Den Becher, der ihm dann kredenzt wird, hält er für den gerechten Todestrank. Aber nein, es ist das Gegenmittel, das ihm die Erinnerung zurückbringt. Dadurch steigt die Eifersucht erneut in ihm auf. Erst als man die gemeinsame Tochter Hermione herbeiholt, sieht Menelas wieder Sinn in der gemeinsamen Ehe mit Helena. Versöhnt und beglückt kehren sie zu dritt nach Sparta zurück.
Schon lange hatte das erfolgreiche Duo Strauss/Hofmannsthal die Idee verfolgt, eine Operette mit mythologischem Sujet auf die Bühne zu bringen. 1923 war die Konzeption zu einer Art romantischer Ballettoper herangereift. Strauss schwebten schon "feine Elfen- und Geisterchöre" vor. Doch Hofmannsthal brachte ihm wieder eine psychoanalytische Ehegeschichte, in einer antiken-orientalischen Mixtur, versetzt mit Elementen der Zauberoper. Das mag die anfängliche Begeisterung des Komponisten etwas gebremst haben. Wie zuvor bei der "Frau ohne Schatten" tat er sich mit dem Vertonen zunächst etwas schwer. Es gab auch Unstimmigkeiten über die Dramaturgie und einzelne Textstellen, so dass die Uraufführung am Dresdner Opernhaus erst 1928 stattfinden konnte.
Strauss verwendete hier wieder eine etwas mildere Musiksprache und meinte dazu: "Sie ist, fürchte ich, melodiös, wohlklingend und bietet für Ohren, die über das 19. Jahrhundert hinausgewachsen sind, leider keinerlei Probleme."



Live aus der Metropolitan Opera New York

Richard Strauss
"Die Ägyptische Helena", Oper in zwei Akten
Libretto: Hugo von Hofmannsthal

Deborah Voigt, Sopran – Helena
Diana Damrau, Sopran – Aithra
Jill Grove, Alt – Muschel
Torsten Kerl, Tenor – Menelas
Garrett Sorenson, Tenor – Da-Ud
Deena Sydney Fink, Sopran – Hermione
Wolfgang Brendel, Bariton – Altair
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: Fabio Luisi

nach dem 1. Akt ca. 20:45 Uhr Nachrichten