Werder und Hansa und ihr Ruf

Von Christina Selzer und Almuth Knigge |
Wer aufgefordert wird, zwei Dinge zu nennen, die ihm zu Bremen einfallen, der denkt mit hoher Wahrscheinlichkeit neben den Bremer Stadtmusikanten auch an Werder Bremen. Der Fußballverein hat bundesweit einen guten Ruf, er gilt sogar als der sympathischste in der Bundesliga. Die Stadt profitiert davon. Werder Bremen ist ein Marke, die weit über Bremen hinaus in die ganze Nordwestregion reicht. Das gilt auch für Hansa Rostock - aber mit anderen Vorzeichen.
Rostock 2.2.2009, 22 Uhr 43
Liebe Christina, wir müssen uns jetzt ganz bald um unser Thema kümmern. Ich habe noch überhaupt keine Idee, was ich über das Image von Hansa Rostock schreiben soll. Zu Werder Bremen würde mir mehr einfallen. Die Langweiligkeit der Alt-Stars Marco Bode und Dieter Eilts ist direkt proportional zur Langweiligkeit der Stadt.
Bremen, 2.2.2009 22 Uhr 46
Liebe Almuth, besser langweilig als Nazis. Bei Rostock fallen mir jedenfalls nur Lichtenhagen und marodierende Fans ein. Naja, bei Bremen eigentlich nur die Bremer Stadtmusikanten. Am Samstag gehe ich ins Stadion. mal sehen, ob mich das weiterbringt.
Rostock, 2.2.2009, 23 Uhr 7
Liebe Christina, Durchhalten!

Samstag vor dem Bremer Weserstadion. Hunderte Fans drängeln sich vor den Eingängen rund ums Stadion. Wurstbuden, Getränkstände. Fans in Grün-Weiß, viele darunter: Ganz normale Leute.

Fans: "Ja, das ist wohl so vererbt. Mein Großvater war schon Fan - auch Bremen, mein Papa so ein bisschen, meine Brüder leider nicht. Mit Nachbarn zusammen macht das ja auch Spaß, mit mehreren Leuten da hin zu gehen.
Ist ’ne sympathische Mannschaft. Nicht so abgehoben arrogant wie Bayern, das ist das Tolle bei Werder."

Auch wenn diese kleine Umfrage unter den Stadionbesucherinnen nicht repräsentativ ist, und auch wenn die Mannschaft zurzeit nicht unbedingt mit ihren Leistungen die Fans erfreut. Fest steht, und das darf in Bremen als Tatsache gelten, Werderfan zu sein, das gehört in Bremen dazu.

Das Symbol von Hansa Rostock ist eine Kogge. 1965 wurde die Kogge im Wappen basisdemokratisch gewählt. Der deutsche Marketingclub wählte das Logo einst unter die Top 5 der Liga. Die Segel zieren den Greif als Rostocker Wappen- und Schutztier, die Farbgebung leitet sich von den Farben der Hansestadt ab. Besonders der Greif erweckt den Eindruck der Stärke. Die Kogge scheint unsinkbar.

Anpassungsfähig und robust – Eigenschaften, die Hansa in stürmischer See in der zweiten Liga beim Abstiegskampf dringend benötigt. Allein: Es herrscht Frust im Fußball-Nordosten.

Perry Bräutigam: "Der FC Hansa Rostock ist über Jahre hinweg das Aushängeschild dieser Region gewesen. Jetzt sind wir in ein tiefes Loch gefallen und müssen aufpassen, dass wir nicht komplett abschmieren."

Fans: "Wenn wir absteigen, kriegen wir keine Lizenz. Wir spielen 4., 5. Liga. Je nachdem, wie viel Schulden die haben. Du kannst dir nicht vorstellen, was hier abgeht."

Vorletzter Platz in der zweiten Bundesliga. Chaos in der Vereinsspitze, Randale, egal ob Sieg oder Niederlage.

Vor drei Jahren feierte der Verein 40-jähriges Jubiläum. Der Fußballverein aus Mecklenburg-Vorpommern hat sich in der Zeit in ganz Deutschland zu einer bekannten Marke entwickelt. Der letzte DDR-Meister ist ein wichtiger Imageträger und ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor im Nordosten – im Kummerland der Republik. Es gibt Schätzungen, wonach der Werbewert des Klubs allein für die Stadt Rostock bei rund 150 Millionen Euro liegt. Martin Benkenstein ist Professor am Rostocker Institut für Marketing und Dienstleistungsforschung – aber vor allem ist er Fußballfan.

Martin Benkenstein: "Hansa Rostock war mal unter den fünf sympathischsten Bundesliga-Mannschaften dieser Republik, der arme kleine aus dem Osten, so ein bisschen Asterix. Da gibt es noch Klein-Bonum, die wehren sich gegen die Fußballmächtigen dieser Republik und spielen da frech mit. Und dann dieser Abstieg in den letzen drei Jahren. Das ist ganz schwer zu ertragen."

Bremen, 7.2.2009, 20 Uhr 15.
Liebe Almuth, so ein Ärger. Werder hat schon wieder verloren! 0:1 gegen Schalke. Und Rostock?

Rostock, 7.2.2009, 21 Uhr 30.
Liebe Christina, Siege sind auch in Rostock offensichtlich keine Kategorie, in der man momentan hier denkt. Und die Fans haben gestern auch wieder randaliert.

Bremen, 7.2., 22 Uhr 25.
Liebe Almuth, ich gehe morgen zum Fanprojekt bei Werder. Vielleicht kann ich ein paar Tipps für euch mitbringen. Und - Durchhalten!

Im Stadion hat das Fanprojekt sein Büro. Im Ostkurvensaal treffen sich die Fans immer vor dem Spiel. Susanne Franzmeier arbeitet hauptamtlich beim Fanprojekt.

Susanne Franzmeier: "Wir machen ja aufsuchende Jugendarbeit. Das ist das schöne, dass die Leute kommen. Es ist an Spieltagen immer wie Rushhour. Wir haben Kontakt zu Fans, sind sehr informationshungrig, wollen was planen. Und das geschieht immer an diesem Spieltag."

Es ist das erste Fanprojekt in Deutschland und das erste Fanprojekt, das seine Räume direkt im Fußballstadion hat. Nicht weit weg, sondern mittendrin. Der Sozialpädagoge Thomas Hafke ist von Anfang an beim Fanprojekt. In den 70er Jahren machten die Sozialpädagogen der Universität Bremen eine Studie über die Fankultur, denn schon damals gab es Berichte über Gewalt in der Fanszene. 1979 entstand schließlich das Fanprojekt. Das wichtigste und gleichzeitig traurigste Ereignis des Fanprojekts war der Tod eines Bremer Fans in Hamburg.

Der 16. Oktober 1982. Der Tag verändert vieles. Mit seinen Freunden fährt der 16 Jahre Adrian Maleika zum Pokalspiel beim Hamburger Sport Verein. Auf dem Weg zum Stadion in Hamburg geraten die 150 Bremer in einen Hinterhalt. Der rechtsradikal unterwanderte HSV-Fanklub "Die Löwen" beschießt sie mit Gaspistolen und Leuchtraketen, es fliegen dicke Mauersteine. Adrian Maleika wird am Hinterkopf getroffen und auch noch zusammengetreten. Am nächsten Tag stirbt der Junge an seinen Verletzungen.

Thomas Hafke: "Das war da erste Mal, dass das Fanprojekt intervenieren musste, weil die Gefahr bestand, dass sich Rachegedanken breitmachen. Da hat man sich überlegt, was man machen kann. Ist an den HSV herangetreten, vor allem an den HSV Fanclub "Hamburger Löwen". Das war schwierig, und auch nicht ungefährlich. Denn es gab ja kein Fanprojekt, Kollegen die man anrufen kann und sagt, da muss man was machen."

Es fand sich eine Lösung: 200 Hamburger und Bremer Fanvertreter trafen sich auf halber Strecke und schlossen eine Art Waffenstillstand. Die Folge: In Bremen und Hamburg etablierten sich die ersten Fanprojekte überhaupt, und viele Klubs zogen nach. Bis heute ist das Image der Bremer Fans viel besser als das anderer Fußballklubs. Der Grund: konsequente Arbeit mit den Fans. Davon ist Thomas Hafke überzeugt.

Thomas Hafke: "Das ist das Wichtige. Man muss die Leute erreichen. Man kann ja nicht einfach sagen, macht das mal und dann machen die das. Wieso, warum sollten sie? Man muss eine Legitimationsbasis haben. Dazu gehört auch, dass man sie respektiert. Die machen ja nicht nur Scheiß, sie machen auch positive Dinge, und das muss man auch honorieren. Lass uns mal gemeinsam versuchen, was auf die Beine zu stellen."

Fan: "Viele haben ja nichts anderes mehr als den Fußball, auf den man stolz ist. Auf den Gammelhaufen kannst du nicht stolz drauf sein. Guck mal, Hansa, das ist unser Leben. Was hast du hier groß?"

Die Fans – man kann ihnen nicht vorwerfen, sie würden zu ihrem Verein nicht stehen. Studien haben ergeben, dass Hansa Rostock den weitaus größten Einzugsradius hat. 84 Prozent aller Besucher von Heimspielen kommen nicht aus Rostock selbst. Und - leidensfähig sind sie sowieso.

Fan: "Ja, klar, auch in der dritten Liga oder in der vierten werden wir dann nachher trotzdem alle da sein."

Nico Stroech: "Der Supporters Block ist voll. Egal wie. Und das muss man sagen, das ist halt gelebte Kultur und gelebte Philosophie. Das ist das Natürlichste der Welt."

Als zum ersten Mal der Abstieg aus der Erstklassigkeit drohte, da hat der FC Hansa Plakate geklebt. "Das Land braucht Hansa – Hansa braucht dich." Das Land hat eine Bürgschaft übernommen, damit der Verein eine Lizenz bekommt. Wenn es Hansa nicht gut geht, geht es auch Mecklenburg-Vorpommern nicht gut.

Im anderen Teil Deutschlands und im Ausland konnten die Kicker aus dem Nordosten den Imageschaden dämpfen, als in Rostock-Lichtenhagen die Asylbewerberheime brannten. Der Fußball sollte die Restrepublik trotzdem neugierig machen auf die Stadt, das ganze Land. Das war einmal.

Martin Benkenstein: "Es schädigt das Image natürlich des Vereins und damit auch der Region innerhalb der Republik: Da kommen die ganz Schlimmen her. Es fällt dem Verein aber auch ganz massiv wirtschaftlich auf die Füße. Nicht, weil die Gästefans nicht kommen - das sind im Zweifel auch diejenigen, die ein bisschen Randale aushalten - sondern weil der normale Fußballfan aus der Region nicht mehr ins Stadion geht, weil er befürchtet, dass da schlimme Dinge passieren, dass da seine Kinder Dinge aufschnappen, die sie nicht hören sollen. Das ist die wirtschaftliche Reaktion, die so einen Verein wie Hansa Rostock dann trifft."

Seit Jahren kämpft Hansa Rostock von Saison zu Saison damit, einen Hauptsponsor zu gewinnen. Und auch die Bindung der Rostocker mit dem Verein lässt mit zunehmendem Misserfolg nach. Immer weniger Zuschauer, und auch die örtliche Presse macht sich einen Spaß mit der sinkenden Kogge

Radiospot: "Bring deinen Firmennamen auf unsere Fußballtrikots im Hansa Spar-Abo. Schicke eine SMS mit dem Namen deiner Firma und ergänze folgende Codes. Wähle Hansa 01, wenn die Spieler deinen Namen in Interviews erwähnen sollen. Und wähle Hansa 04, wenn die Spieler bei Autogrammstunden nicht mehr ihren eigenen Namen, sondern den Namen deiner Firma schreiben sollen. Das Hansa-Spar-Abo, für 18,73 pro SMS."

Erst seit anderthalb Jahren gibt es in Rostock ein kommunales Fanprojekt, das – wie von der Deutschen Fußball Liga empfohlen - mit Sozialpädagogen arbeitet. Lange hat es gedauert, bis das Projekt sich den Weg durch die Mühlen der Rostocker Stadtverwaltung gebahnt hat. Vorbild für Nico Stroech, dem Leiter des kommunalen Fanprojektes in Rostock, ist Werder Bremen.

Nico Stroech: "Es ist Fakt, es gibt die Leute, die mit Thor-Steinar-Klamotten im Stadion sind. 100-prozentig. Und da geht´ s auch darum, dass sich der Verein da noch stärker positionieren könnte, auch, was ein kontinuierlicheres Engagement angeht. Wir sehen es am Beispiel Bremen. Das hat dort wirklich gut funktioniert, dass der Verein dort eine Vorreiterrolle übernimmt. Der Kollege vom Bremer Fanprojekt sagt immer ’SV steht für soziale Verantwortung’. Also da merkt man richtig, das ist in der Geschäftsstelle komplett verinnerlicht, und das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass dort über viele Jahre schon sehr gute Fanprojekt-Arbeit gemacht wird."

Hier gibt es zum Beispiel beim Fanprojekt eine Antirassismusgruppe, die sich regelmäßig trifft und Diskussionsrunden organisiert, auch Heimatabende, zu denen ausländische Spieler eingeladen werden. Die Fans bereiten auch Aktionen vor: Die Ostkurve wird dann bei bestimmten Spielen eine große antirassistische Kurve. Mit Gesängen, Trommeln, Lichtern. Die antirassistische Arbeit zeigt Erfolg: Zum Beispiel konnte man das sehen, als im vergangenen November bei einem Auswärtsspiel in Bochum rechte Fans Stimmung machen wollten. Sechs Mitglieder der Organisation "Nordsturm Hansestadt Bremen" wollten ein Plakat mit ihrem Logo ausrollen.

Thomas Hafke: "Als die Nazis ihre Fahne entrollt haben, haben die Leute alle gerufen, ’Nazis raus!’ Das habe ich so vorher nie erlebt. Das führe ich auf die Arbeit der Gruppe zurück. Es gibt ja auch den Sitzblock, der immer belächelt wird. Doch selbst die haben mitgesungen."

Die Gruppe ist der Polizei bekannt. Sie ist schon mehrfach unangenehm aufgefallen. Unter anderem sollen "Nordsturm"-Anhänger auch unter den Hooligans gewesen sein, die vor zwei Jahren eine Veranstaltung im Ostkurvensaal des Bremer Weserstadions überfallen haben. Dass also auch Bremen ein Problem mit rassistischer und rechtsradikaler Gewalt hat, wollte zu lange niemand beim SV Werder hören. Niemand wollte sich dieser Tatsache stellen, sagt Thomas Hafke.

Thomas Hafke: "Im liberalen Bremen kann das gar nicht sein. Aber es ist so, schon seit Jahren. Auf einmal rufen die Fans ’Nazis raus’? Die sind ja da, sonst würden sie das ja nicht rufen."

Inzwischen ist das anders geworden. Werder Bremen hat ein Antidiskriminierungsprogramm. Dafür bekam der Verein sogar vom DFB den "Julius-Hirsch-Preis 2008". Er zeichnet den Einsatz für Toleranz und Menschenwürde, gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus. Der Preis erinnert an den in Auschwitz ermordeten jüdischen Nationalspieler. Denn Werder hatte zudem im letzten Jahr eine Ausstellung über die Schicksale jüdische Spieler im Nationalsozialismus gezeigt. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Gegenwart, all das trägt zu einer positiven Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bei. Und die Stadt – sie liebt ihre Grün-Weißen. Das hat auch in Politik und Kultur Tradition. Zum Beispiel: Nach dem Pokalsieg 1999 ließ sich Bremens damaliger Bürgermeister Henning Scherf das Gesicht grün-weiß anmalen. Als Werder vom Abstieg bedroht war, radelte Scherf mit dem Theaterintendanten Pierwoß auf einem Tandem ins Stadion. Und als dem Theater die Schließung drohte, flatterte am Theater demonstrativ die grüne Fahne. Der damalige Trainer Otto Rehhagel ließ sich dann im Gegenzug mit Klaus Pierwoß fotografieren: König Otto im Intendantenfrack, der Intendant im engen Werder-Trikot. Ein berühmtes Foto.

Thomas Hafke: "Das könnte man gar nicht bezahlen. Wenn man das alles in Minuten bezahlen müsste, wenn Werder im Fernsehen ausgestrahlt wird…Als Werbekosten könnte das kein Mensch bezahlen."

Wer die Deutschen danach fragt, was ihnen einfällt zu Bremen, erhält an erster Stelle die Antwort: die Bremer Stadtmusikanten. An zweiter Stelle steht Werder, sagt Klaus Sondergeld, der Chef der Bremer Marketinggesellschaft.

Klaus Sondergeld: "Wir haben mit einem Institut der Uni Bremen 6000 Menschen befragt - im Bundesgebiet. Man kann fast sagen: Je weiter weg die Befragten sind, umso wichtiger werden solche Dinge."

Natürlich, es ist auch ein Klischee. Aber so funktioniert eben Marketing. Wenn vor einem Spiel gegen den AC Mailand das italienische Fernsehteam auf dem Marktplatz steht, dann bringt das bei den Bremen Touristen Aufmerksamkeit.

Das lässt sich sogar in Zahlen ermitteln: Werder Bremen führt Steuern ab, schafft Arbeitsplätze und trägt zum Image bei. In der regionalwirtschaftlichen Bedeutung spielen Heimspiele eine wichtige Rolle. Nur 44 Prozent der Besucher kommen direkt aus Bremen, mehr als die Hälfte sind überregionale Besucher aus dem Nordwesten Deutschlands. Jeder lässt Geld für Eintrittskarten, Taxi, Essen, Getränke und Einkäufe in der Stadt. Der Lehrstuhl für innovatives Management hat ausgerechnet, dass der Imagetransferwert, den Werder für die Stadt erwirtschaftet, bei 29 Millionen Euro pro Jahr liegt.

Klaus Sondergeld: "Werder ist enorm wichtig für die Wahrnehmung von Städten. Was fällt Ihnen zu Dortmund ein, zu Bochum? Das sind nur ganz wenige Dinge. Wenn man dann einen gut positionierten Fußballverein hat, dann hat man ganz schön viel Glück.

Wir haben zusätzlich das Glück, und das unterscheidet uns von anderen Clubs, dass das Image zum Image der Stadt passt. Das Sinnbild ist ja Schaaf, wenn er nach großen Siegen seine zurückhaltenden Statements abgibt. Hanseatische Bescheidenheit. Auch dass der Verein gut wirtschaftet. Dass sie im Moment in der Tabelle nicht so stehen…Wir hoffen, dass wir alle durch das Tal der Tränen durchkommen."

In Rostock dagegen fällt das vermeintlich Familiäre dem Verein zurzeit auf die Füße.

Fans: "Der Verein, der Verein …Was hier im Verein abgeht, das kann man keinem erzählen. Die Ultras wurden ja auch noch unterstützt vom Verein. Weißt du wie, das hier läuft? Wie zu DDR-Zeiten."

Früher stand Hansa für Kontinuität und Loyalität. Aber die Kuschelatmosphäre in Vorstand und Aufsichtsrat verhindert Fortschritt: Niemand stellt sich wirklich dem Problem.

Rostock, 04.3.2009, 19 Uhr 15.
Liebe Christina, ich komme nicht weiter, der Verein blockt total – "wegen der sportlichen Situation". Das nennt man "gelungene Krisen-PR". Es herrschen Chaostage in Rostock. Keiner weiß, wer am nächsten Tag noch in Amt und Würden ist. Und alle haben Angst vor dem Spiel in St. Pauli. Da ist Krawall mit Ansage.

Bremen , 7.3. 9 Uhr
Liebe Almuth, jetzt ist der Fall ja tatsächlich eingetreten: Eilts ist entlassen. Und in Hamburg gegen St. Pauli ging’s ja richtig zur Sache!

Es ist so traurig. Zum letzten Heimspiel kamen nur noch 7000 Zuschauer.

Martin Benkenstein: "Hansa Rostock steht für die Fans halt auf ’nem Abstiegsplatz. Und so spielen sie. Und so unattraktiv ist es, dahin zugehen. Das ist ’ne Abstiegsdepression, die sich da nicht nur über die Spieler legt, sondern auch über all die, die den Club über Jahre und Jahrzehnte unterstützt haben."

Bremen,.7.3 .2009, 22 Uhr 30.
Liebe Almuth, ich für meinen Teil bin fertig mit der Geschichte. Ich kann nur sagen: durchhalten!

Rostock, 8.3.2009, 16 Uhr 12 Uhr.
Liebe Christina, hier ist alles auf Anfang. Neuer Fan (nämlich ich). Neuer, alter Trainer: Andreas Zachhuber. Neuer Chef: Uli Gienke. Und neue Hoffnung.

Andreas Zachhuber: "Heute werden die Köpfe hoch genommen, die Brust raus. Alle gemeinsam Gas geben und tun. Gequakt wurde genug in der Vergangenheit."

Uli Gienke: "Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass auch einer unserer Jobs sein wird, dass wir neben dem sportlichen Erfolg für den Klassenerhalt dafür sorgen werden und müssen, dass die ganzen anderen Themen uns nicht immer wieder in dieses Negativimage ziehen. Ich habe keine Lust, dass über Randale oder angebliches Chaos genauso viel Platz verbraucht wird wie für den Sport selbst. Dass wird eine der wichtigen Aufgaben sein. Danke schön!"