Die Arbeiten von William Kentride, Santu Mofokeng und Banele Khoza sind bis zum 1. Mai 2022 im Kunsthaus Göttingen zu sehen.
Werke von William Kentridge in Göttingen
William Kentridge sieht seine Radierungen als Vorstufe zu den animierten Zeichnungen, mit denen er weltweit bekannt wurde. © picture alliance/dpa/BELGA | Hatim Kaghat
Vom Einzelbild zur Animation
09:22 Minuten
"Mir gefiel diese Mischung aus Zeichnen und Drucken", sagt der südafrikanische Künstler William Kentridge über seine frühen Radierungen. Einige sind jetzt im Kunsthaus Göttingen zu sehen – zusammen mit Werken von Santu Mofokeng und Banele Khoza.
Im Alter von 25 Jahren schuf der südafrikanische Künstler William Kentridge seine 54 Blatt umfassende Serie „Domestic Scenes“. Diese Radierungen zeigen Menschen beim Zähneputzen, sich Ankleiden oder beim Sport. Eine Auswahl dieser Serie ist nun im Kunsthaus Göttingen zu sehen – zusammen mit Fotografien von Santu Mofokeng und Grafiken von Banele Khoza.
Die Technik der Radierung habe er nur kurze Zeit vorher erlernt, sagt Kentridge. „Mir gefiel diese schwarz-weiße, monochrome Natur und dass es nicht Farbe war, sowie diese Mischung aus Zeichnen und Drucken. Man machte eine Zeichnung und fand heraus, wie sie aussah, wenn man sie in die Presse gab.“ Diese Veränderung durch die Presse war sehr wichtig für ihn, auch weil er damals von Francis Bacon und den Verzerrungen in dessen Werken beeinflusst war.
Die „Domestic Scenes“ seien Vorstufen zu seinen späteren Animationen, erklärt er: „Als wir die Radierungen in die Ausstellung gaben, wirkten sie fast wie 54 kleine Filmbilder.“ Erst fünf bis sechs Jahre später fing er damit an, seine Zeichnungen zu animieren, wofür er heute weltweit bekannt ist.
Santu Mofokengs kommentierte Alltagsbilder
In der Ausstellung werden auch Arbeiten des Fotografen Santu Mofokeng gezeigt, der 1956 in Südafrika geboren wurde und ein Jahr jünger ist als Kentridge. Mofokengs dokumentarischer Zyklus „The Black Photo Album / Look at Me: 1890-1950“ besteht aus Bildern, bei denen man das Gefühl habe, es handle sich um vergessene Fotos, die in verstaubten Kisten gefunden wurden, so Kentridge.
„Das Politische an diesem Projekt war, den Fotos eine neue Sichtbarkeit zu verschaffen, zu sagen, dass es eine ganze Generation von schwarzen Südafrikanern gibt, die sich als Teil einer modernen Welt und nicht als Teil einer alten Welt sehen wollten. Dafür waren diese Fotografien so wichtig."
Dabei handle es sich nicht um anonyme, sondern um konkrete Menschen mit ihrer individuellen Geschichte, erklärt Kentridge. „Santu Mofokeng war daran interessiert, dies in den Vordergrund zu rücken, indem er diese Fotografien anfertigte und sie mit Anmerkungen versah. Der politische Aspekt lag in der Kommentierung und der erneuten Darstellung des Fotos.“
Banele Khozas Suche nach Identität
Fast zwei Generationen jünger als Kentridge und Mofokeng ist Banele Khoza. „Er ist, wie wir sagen würden, frei geboren, da er nach 1994 in Südafrika geboren wurde – nach den ersten demokratischen Wahlen“, sagt Kentridge. Khoza interessiere sich in seinen Grafiken nicht nur für die politische Identität seines Landes, sondern auch für Fragen der Selbstidentität. "Es handelt sich also um eine umfassende Untersuchung der Identität.“