Der Kult-Regisseur trifft seine chinesischen Fans
China ehrt Werner Herzog: In Hongkong, Peking und Shanghai werden seine Filme gezeigt. Der Kult-Regisseur selbst ist zum ersten Mal in dem Land. Mit seinen Fans dort teilt er die Begeisterung für Streaming und das Filmemachen auf dem Smartphone.
Werner Herzog ist ein vielgereister Mann. Von der Antarktis bis Nordkorea, vom Amazonas-Gebiet bis nach Eritrea hat ihn die Arbeit an seinen Filmen in den vergangen Jahrzehnten geführt. Mit China setzt sich Werner Herzog dieser Tage zum ersten Mal auseinander. Zum Auftakt seiner Reise ins bevölkerungsreichste Land der Welt hat der Regisseur Hongkong besucht. Und schon kurz nach der Landung in der früheren britischen Kolonie entfloh der 75-Jährige dem Hongkonger Hochhausdschungel.
"Ich war auf dem Fischmarkt. Also dort, wo nie ein Fremder hingeht. Da geht’s ziemlich wüst zu. Lebende Krebse, Frösche und Fische: Das war richtig gut."
Retrospektive in Hongkong
Eingeladen wurde der gebürtige Münchener vom Hong Kong International Film Festival, das noch bis zum 5. April läuft. Eine Woche lang wurden Filme Herzogs gezeigt, von Klassikern wie "Nosferatu" und "Fitzcarraldo" bis zu seiner neuesten Produktion "Into the Inferno".
"Das war nur der Startpunkt für eine Retrospektive von rund 20 Filmen. Das wird dann weitergehen, zuerst in Shanghai, danach in Peking."
Viele junge Herzog-Fans in China
Werner Herzog hat in China viele Fans. Es sind vor allem junge Leute, die sich online bei ihm melden, immer wieder Fragen stellen und mehr wissen wollen von dem Veteranen des Autorenkinos und Dokumentarfilms. Die 32-jährige Dokumentarfilmerin Bowie Fung aus Hongkong sagt: Die Veranstaltungen mit Werner Herzog seien das große Thema unter ihren Facebook-Freunden.
In seinem neuesten Film "Into the Inferno" beschäftigt sich Herzog wieder einmal mit der Naturgewalt von Vulkanen. Es sind spektakuläre Aufnahmen. Viele haben den Film allerdings nicht auf einer großen Kinoleinwand angeschaut, sondern zu Hause oder unterwegs, auf dem Fernseher oder dem Tablet-Computer. Denn Werner Herzog hat seinen neuesten Film für den Streaming-Dienst Netflix produziert.
Kino und Fernsehen im Sinkflug
"Weil das Vertriebsmodell Kino, das wir es bisher kennen, hat sich überlebt. Das ist im Sinkflug. Auch Fernsehen ist im Sinkflug. Es haben sich ganz schnell und rabiat neue Vertriebsformen entwickelt, die muss man ernst nehmen."
Auch wenn der US-Streaming-Dienst Netflix in Festlandchina wegen der scharfen Online-Kontrollen blockiert ist: Viele andere Streaming-Dienste boomen. Davon profitieren chinesische Filmemacher, die an der Pekinger Staats-Zensur vorbei kleine und kritische Projekte verwirklichen können. Und technisch braucht man kaum mehr als ein Smartphone.
"Das entspricht dem, was ich schon immer gemacht habe: Auf sich selbst zurückgeworfen sein und trotzdem einen Film zu machen. Heute ist das auch viel leichter. Damals, als ich angefangen habe, ging das nur mit Zelluloid und schwerfälligen Kameras, alles sehr umständlich. Heute kann ich einen Film fast so schnell schneiden, wie ich denke. Ich glaube, die jungen Leute, die das technische Gerät und ein bisschen Know-How haben, die werden sich artikulieren. Und das tun sie ja auch."