Western made in Europe
Lange Zeit galten die Italowestern nur als billige Kopien der amerikanischen Originale. Erst mit Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" kam der große Durchbruch. Ulrich P. Bruckner gibt in seinem Buch "Für ein paar Leichen mehr" einen ausführlichen Überblick über die Western aus europäischer Produktion.
Von der Kopie zum originellen Neuanfang
Der amerikanische Western mit seinen edlen, meist älteren Helden hatte in den späten 50er Jahren ausgedient. Ausgerechnet der TV-Schauspieler Clint Eastwood erhielt dann in Europa die Möglichkeit, unter der Regie des Italieners Sergio Leone in der Billigproduktion "Eine Handvoll Dollar" die Hauptrolle zu spielen. Clint Eastwood spielte im Original den "Mann ohne Namen", der in einem kleinen Städtchen in Nordmexiko zwei rivalisierende Banden gegeneinander ausspielt und nach einem finalen Showdown davonreitet. Er verkörperte einen amoralischen Anti-Helden, der gegen Geld für beide Seiten arbeitet und dessen Motive dunkel bleiben. Leones Stilmittel waren kurze Dialoge, schnelle Action und Gewalt. Vor allem der Soundtrack von Ennio Morricone mit seinen vielen Toneffekten bildete eine wichtige Ebene.
Der Italowesternboom ab Mitte der 60er Jahre
Noch weiter als Sergio Leone ging 1966 Sergio Corbucci mit "Django" - ein Film, der bis heute in Deutschland keine Jugendfreigabe hat. Franco Nero verkörpert den einsamen Anti-Helden, der in einer verlassenen Kleinstadt mit einem Sarg strandet und eine brutale, rassistische Gang mit seinem Maschinengewehr dezimiert.
Der Italowestern fand neue Themen wie die Rivalität zwischen armen Mexikanern und reichen Amerikanern oder aber die mexikanische Revolution. Gesetzlose, Kopfgeldjäger und korrupte Sherrifs ließen sich kaum voneinander unterscheiden, die klare Grenze wie im amerikanischen Western zwischen den "Guten" (good guys) und den "Bösen" (bad guys) gab es nicht mehr.
Es war wieder Sergio Leone, der das Genre voranbrachte. Sein absolutes Meisterwerk schuf Leone dann 1968 mit "Spiel mir das Lied vom Tod". Er brach Tabus und zeigte schonungslos den Mord an unschuldigen Kindern. Heute gilt sein Film zu Recht als Meisterwerk, als Abgesang auf die Unschuld des amerikanischen Westens. Im Originaltitel "C’era una volta il West", "Es war einmal der Westen", kommt dies auch deutlich zum Ausdruck.
Die letzten Jahre des Italowesterns bis heute
Nachdem der große Boom sich im schnelllebigen Filmgeschäft erschöpfte, gelang es vor allem durch Subgenres, noch Geld zu verdienen. Vor allem die Persilflagen und Blödelwestern gerieten in Mode wie "Mein Name ist Nobody", den Sergio Leone produzierte, oder aber die Western mit Terence Hill und Bud Spencer.
Spätestens ab Mitte der 70er Jahre hatte sich das Genre dann jedoch erschöpft und es entstanden nur noch vereinzelt Filme wie Terence Hills Regiearbeit "Lucky Luke" von 1991.
Fazit
Bruckner hat sein ausführliches Buch chronologisch gegliedert und nach Jahren geordnet. Maßgeblich ist der deutsche Kinostart, die Originaltitel, die sich oft stark vom deutschen Verleihtitel unterscheiden, hat der Italowesternexperte immer mit angegeben. In einem Vorwort gibt er eine kurze Einführung und weist daraufhin, dass die Konzepte für den Italowestern immer radikaler wurden. So gab es epileptische Revolverhelden, scharf schießende Priester, den Horror- und Thriller Western, ab den 70er Jahren kamen auch Kung Fu Elemente hinzu.
Ulrich P. Bruckner hat sich schon als Herausgeber ausgezeichneter DVD-Editionen beim Anbieter Koch Media einen Namen gemacht. Sein Verdienst ist es, ein umfassendes Werk zusammengetragen zu haben, das den Italowestern in seiner ganzen Breite und Komplexität darstellt. Das Lexikon eignet sich vorzüglich als Wegweiser für den nun auch auf DVD immer mehr editierten Italowestern.
Gelungen ist der ausführliche Anhang mit Stabangaben, Original und deutschen Verleihtiteln und dem jeweiligen Kinostart in Deutschland und Italien. Als besonderes Schmankerl hat Bruckner auch Western aus Europa gelistet, die nicht in Italien entstanden, wie die die DEFA-Indianerfilme mit Gojko Mitic beispielsweise.
Alles, was man immer über den Italowestern wissen wollte: Für ein paar Leichen mehr, wird man bestens informiert.
Rezensiert von Jörg Taszman
Ulrich P. Bruckner: Für ein paar Leichen mehr. Der Italowestern von seinen Anfängen bis heute
Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2007
528 Seiten, 29,90 Euro
Der amerikanische Western mit seinen edlen, meist älteren Helden hatte in den späten 50er Jahren ausgedient. Ausgerechnet der TV-Schauspieler Clint Eastwood erhielt dann in Europa die Möglichkeit, unter der Regie des Italieners Sergio Leone in der Billigproduktion "Eine Handvoll Dollar" die Hauptrolle zu spielen. Clint Eastwood spielte im Original den "Mann ohne Namen", der in einem kleinen Städtchen in Nordmexiko zwei rivalisierende Banden gegeneinander ausspielt und nach einem finalen Showdown davonreitet. Er verkörperte einen amoralischen Anti-Helden, der gegen Geld für beide Seiten arbeitet und dessen Motive dunkel bleiben. Leones Stilmittel waren kurze Dialoge, schnelle Action und Gewalt. Vor allem der Soundtrack von Ennio Morricone mit seinen vielen Toneffekten bildete eine wichtige Ebene.
Der Italowesternboom ab Mitte der 60er Jahre
Noch weiter als Sergio Leone ging 1966 Sergio Corbucci mit "Django" - ein Film, der bis heute in Deutschland keine Jugendfreigabe hat. Franco Nero verkörpert den einsamen Anti-Helden, der in einer verlassenen Kleinstadt mit einem Sarg strandet und eine brutale, rassistische Gang mit seinem Maschinengewehr dezimiert.
Der Italowestern fand neue Themen wie die Rivalität zwischen armen Mexikanern und reichen Amerikanern oder aber die mexikanische Revolution. Gesetzlose, Kopfgeldjäger und korrupte Sherrifs ließen sich kaum voneinander unterscheiden, die klare Grenze wie im amerikanischen Western zwischen den "Guten" (good guys) und den "Bösen" (bad guys) gab es nicht mehr.
Es war wieder Sergio Leone, der das Genre voranbrachte. Sein absolutes Meisterwerk schuf Leone dann 1968 mit "Spiel mir das Lied vom Tod". Er brach Tabus und zeigte schonungslos den Mord an unschuldigen Kindern. Heute gilt sein Film zu Recht als Meisterwerk, als Abgesang auf die Unschuld des amerikanischen Westens. Im Originaltitel "C’era una volta il West", "Es war einmal der Westen", kommt dies auch deutlich zum Ausdruck.
Die letzten Jahre des Italowesterns bis heute
Nachdem der große Boom sich im schnelllebigen Filmgeschäft erschöpfte, gelang es vor allem durch Subgenres, noch Geld zu verdienen. Vor allem die Persilflagen und Blödelwestern gerieten in Mode wie "Mein Name ist Nobody", den Sergio Leone produzierte, oder aber die Western mit Terence Hill und Bud Spencer.
Spätestens ab Mitte der 70er Jahre hatte sich das Genre dann jedoch erschöpft und es entstanden nur noch vereinzelt Filme wie Terence Hills Regiearbeit "Lucky Luke" von 1991.
Fazit
Bruckner hat sein ausführliches Buch chronologisch gegliedert und nach Jahren geordnet. Maßgeblich ist der deutsche Kinostart, die Originaltitel, die sich oft stark vom deutschen Verleihtitel unterscheiden, hat der Italowesternexperte immer mit angegeben. In einem Vorwort gibt er eine kurze Einführung und weist daraufhin, dass die Konzepte für den Italowestern immer radikaler wurden. So gab es epileptische Revolverhelden, scharf schießende Priester, den Horror- und Thriller Western, ab den 70er Jahren kamen auch Kung Fu Elemente hinzu.
Ulrich P. Bruckner hat sich schon als Herausgeber ausgezeichneter DVD-Editionen beim Anbieter Koch Media einen Namen gemacht. Sein Verdienst ist es, ein umfassendes Werk zusammengetragen zu haben, das den Italowestern in seiner ganzen Breite und Komplexität darstellt. Das Lexikon eignet sich vorzüglich als Wegweiser für den nun auch auf DVD immer mehr editierten Italowestern.
Gelungen ist der ausführliche Anhang mit Stabangaben, Original und deutschen Verleihtiteln und dem jeweiligen Kinostart in Deutschland und Italien. Als besonderes Schmankerl hat Bruckner auch Western aus Europa gelistet, die nicht in Italien entstanden, wie die die DEFA-Indianerfilme mit Gojko Mitic beispielsweise.
Alles, was man immer über den Italowestern wissen wollte: Für ein paar Leichen mehr, wird man bestens informiert.
Rezensiert von Jörg Taszman
Ulrich P. Bruckner: Für ein paar Leichen mehr. Der Italowestern von seinen Anfängen bis heute
Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2007
528 Seiten, 29,90 Euro