Westernhagen: "Das Pfefferminz-Experiment"

Zurück zu Dicken, Pippi und dem N-Wort

08:14 Minuten
Marius Müller-Westernhagen gestikuliert beim Sprechen
Im Alter mehr Blues als Rock? Marius Müller-Westernhagen hat das Album "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" neu aufgenommen. © picture-alliance/dpa/Christoph Soeder
Fabian Elsäßer im Gespräch mit Oliver Schwesig |
Audio herunterladen
Marius Müller-Westernhagen kehrt nach über 40 Jahren zu seinem ersten Erfolg zurück: "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" hat er erneut eingespielt, akustisch, in den USA. Sonst ist alles gleich - auch die Texte, trotz mancher Fragwürdigkeit.
Im Jahr 1978 hatte Marius Müller-Westernhagen seinen Durchbruch: "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" wurde zum Kultalbum, verkaufte sich über eine Million Mal. Jetzt hat der 71-Jährige es noch einmal neu aufgenommen. Dafür ist er sogar nach Woodstock in dem US-Bundesstaat New York gereist.
Das Album "Das Pfefferminz-Experiment" ist weitgehend mit akustischen Instrumenten eingespielt. Das ist nicht ganz so ungewöhnlich: Bereits 2016 hat Westernhagen eine MTV-Unplugged-Aufnahme veröffentlicht, auf der bereits Songs von dem Album zu hören waren.
Auf dem "Pfefferminz-Experiment" hat Westernhagen bei schnelleren Nummern das Tempo reduziert. "Was damals Rock 'n' Roll mit Blues-Anleihen war, ist dadurch zu Blues oder Blues-Rock mit Country-Einschlag geworden", sagt Musikjournalist Fabian Elsäßer. Ganz besonders deutlich wird das im Song "Johnny Walker", in dem Westernhagen durch eine Lap-Steel-Gitarre begleitet wird.

Texte dicht dran an der damaligen Gegenwart

Die Songs seien gut gealtert, so Elsäßer. Westernhagens Texte seien 1978 dicht an der Gegenwart dran gewesen. Er habe über Prostitution, gleichgeschlechtliche Liebe oder – in "Grüß mir die Genossen" – über RAF-Terror und die Überreaktion des Staates gesungen. "Vielleicht ist das sein bester Song bis heute. Er ist wie eine Reportage über staatliche Willkür."
Aber es seien auch Texte darauf, die schon damals nach "verlängerter Pubertät" geklungen hätten, wie etwa "Pippi ist kein Name und auch kein Getränk". Allerdings ist da eben auch noch der Song "Dicke", in dem sich Westernhagen abfällig über Übergewichtige äußert. Und im Titelsong gibt es die Zeilen "Neger, die sind dunkel. Im Dunkeln lässt sich's munkeln".
"Er singt es genauso wie damals, er distanziert sich auch nicht", sagt Elsäßer. In einem Interview rechtfertige sich Westernhagen, es sei der Zeit geschuldet und er habe ein klassisches Album nicht ändern wollen. "Aber ich finde: Das ist eben kein Mark-Twain-Text, bei dem man sich darüber streiten kann, wie man ihn übersetzt", so Elsäßer weiter. "Denn der Künstler lebt ja noch. Und da würde ich sagen: Dieses N-Wort ist so hässlich, lassen Sie es einfach weg."
(leg)
Mehr zum Thema