"Who is who" des Widerstands
Zwölf Menschen, zwölf Schicksale und das Dritte Reich - Christian Nürnberger schildert in seinem jetzt mit dem "Deutschen Jugendliteraturpreis 2010" prämierten Werk die packenden Geschichten von zwölf Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchten, der Nazi-Diktatur ein Ende zu setzen und dabei oft selbst sterben mussten.
Claus von Stauffenberg etwa, der sich aus Gewissensgründen verpflichtet sah, Hitler mit einer Bombe zu Tode zu sprengen. Das Attentat am 20. Juli 1944 misslang und Hitler wurde nur leicht verletzt. Stauffenberg selbst wurde hingerichtet. Oder Georg Elser, der schon am 8. November 1939 ein Attentat verübte. In einem verwegenen Alleingang installierte der Schreiner eine selbstgebaute Bombe im Münchener Bürgerbräu-Keller, wo Adolf Hitler eine Rede hielt. Hitler trat an diesem Tag jedoch seine Rückkehr nach Berlin früher als üblich an – die Bombe explodierte 13 Minuten nach Hitlers Abgang.
Dabei nähert sich Christian Nürnberger seinen Helden immer gleich: Einer Kurzbiografie folgt die Analyse der individuellen Beweggründe, um anschließend die Tat zu beschreiben. Dennoch stehen nicht die Schilderungen der todesmutigen Attentatsversuche in Nürnbergers klugem Buch im Vordergrund, sondern immer wieder die Frage: Wie hätte ich mich verhalten? Ein selbstzufrieden-bequemes "So hätte ich es auch gemacht" angesichts der geschilderten Lebensläufe von Dietrich Bonhoeffer über Sophie Scholl und Willy Brandt bis hin zu Martin Niemöller lässt das Buch zwar kaum zu, aber der Autor versucht sensibel klar zu machen, jeder hat eine Wahl.
So schildert er in einem sehr persönlichen Vorwort das Dilemma seines Vaters, der einst als Wachmann mit geladenem Gewehr in Nürnberg für Hitlers Sicherheit zu sorgen hatte. Er hätte die Chance gehabt, den damals nur zwölf Meter entfernt sitzenden Diktator zu erschießen, doch es kam ihm nicht in den Sinn. Warum nicht? Vielleicht fehlten ihm die Vorbilder? Vorbilder, denen Nürnberger jetzt ein Denkmal setzt. Denn nur so, mahnt der Autor eindringlich, kann man aus der Vergangenheit lernen und ähnliche Katastrophen zukünftig unmöglich machen.
Das Buch liest sich wie ein "Who is who" der Widerstandskämpfer und viele der Geschichten wurden auch schon oft erzählt, dennoch überzeugt die Zusammenstellung. Ansprechend für Jugendliche ist das Buch vor allem deshalb, weil die meisten der Porträtierten sich in jungen Jahren im Widerstand organisierten: Sophie Scholl zum Beispiel war Studentin im ersten Semester, als sie in München die ersten Flugblätter verteilte.
Christian Nürnberger schreibt packend und knapp, findet immer die treffenden Wertungen und erläutert, ohne zu dozieren. Allein das macht das Buch für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen zu einem Gewinn. Es ist politisch engagiert und bis auf eine unglückliche Ausnahme auch gut recherchiert: anstelle des deutschen Lyrikers Stefan George wird einmal der Schauspieler Heinrich George aufgeführt; wie sein Namensvetter Stefan George zwar auch kein Nazi-Scherge, dennoch eine bedauerliche Verwechslung.
Besprochen von Roland Krüger
Christian Nürnberger, Mutige Menschen – Widerstand im Dritten Reich. Sachbuch für Jugendliche
Gabriel-Verlag 2009
298 Seiten, 14,90 Euro
Dabei nähert sich Christian Nürnberger seinen Helden immer gleich: Einer Kurzbiografie folgt die Analyse der individuellen Beweggründe, um anschließend die Tat zu beschreiben. Dennoch stehen nicht die Schilderungen der todesmutigen Attentatsversuche in Nürnbergers klugem Buch im Vordergrund, sondern immer wieder die Frage: Wie hätte ich mich verhalten? Ein selbstzufrieden-bequemes "So hätte ich es auch gemacht" angesichts der geschilderten Lebensläufe von Dietrich Bonhoeffer über Sophie Scholl und Willy Brandt bis hin zu Martin Niemöller lässt das Buch zwar kaum zu, aber der Autor versucht sensibel klar zu machen, jeder hat eine Wahl.
So schildert er in einem sehr persönlichen Vorwort das Dilemma seines Vaters, der einst als Wachmann mit geladenem Gewehr in Nürnberg für Hitlers Sicherheit zu sorgen hatte. Er hätte die Chance gehabt, den damals nur zwölf Meter entfernt sitzenden Diktator zu erschießen, doch es kam ihm nicht in den Sinn. Warum nicht? Vielleicht fehlten ihm die Vorbilder? Vorbilder, denen Nürnberger jetzt ein Denkmal setzt. Denn nur so, mahnt der Autor eindringlich, kann man aus der Vergangenheit lernen und ähnliche Katastrophen zukünftig unmöglich machen.
Das Buch liest sich wie ein "Who is who" der Widerstandskämpfer und viele der Geschichten wurden auch schon oft erzählt, dennoch überzeugt die Zusammenstellung. Ansprechend für Jugendliche ist das Buch vor allem deshalb, weil die meisten der Porträtierten sich in jungen Jahren im Widerstand organisierten: Sophie Scholl zum Beispiel war Studentin im ersten Semester, als sie in München die ersten Flugblätter verteilte.
Christian Nürnberger schreibt packend und knapp, findet immer die treffenden Wertungen und erläutert, ohne zu dozieren. Allein das macht das Buch für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen zu einem Gewinn. Es ist politisch engagiert und bis auf eine unglückliche Ausnahme auch gut recherchiert: anstelle des deutschen Lyrikers Stefan George wird einmal der Schauspieler Heinrich George aufgeführt; wie sein Namensvetter Stefan George zwar auch kein Nazi-Scherge, dennoch eine bedauerliche Verwechslung.
Besprochen von Roland Krüger
Christian Nürnberger, Mutige Menschen – Widerstand im Dritten Reich. Sachbuch für Jugendliche
Gabriel-Verlag 2009
298 Seiten, 14,90 Euro