"Wichtige Erkenntnis für den alltäglichen Horror im Faschismus"

28.04.2006
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries erhofft sich von der Erforschung der Daten über NS-Opfer aus dem Internationalen Rotkreuz-Archiv in Bad Arolsen neue Erkenntnisse über die Zustände in den einstigen Konzentrationslagern: "Wir haben dort eine Menge an so genannten soziologischen Daten, aus denen man einen Alltag rekonstruieren kann. Ich glaube, dass dies dann eine wichtige Erkenntnis für den alltäglichen Horror im Faschismus ist", sagte Zypries.
Zugleich sicherte Zypries die Wahrung hoher Datenschutzstandards zu. Die erweiterten Zugangsrechte sollten ausschließlich wissenschaftlichen Forschungszwecken dienen, sagte Zypries im Deutschlandradio Kultur. Einsichtsrechte für Journalisten, wie sie in Deutschland für ehemalige Stasi-Unterlagen gelten, schloss Zypries mit Blick auf die NS-Opferdaten aus. "Das werden wir nicht tun. Es wird sich darauf beschränken, dass es einen Zugang für die Forschung gibt", sagte Zypries.

Die Bundesjustizministerin erklärte, es sei geplant, allen elf Staaten, die an der Errichtung und Kontrolle des Archivs in Bad Arolsen beteiligt seien, Kopien der Datenbestände zur Verfügung zu stellen. Die Daten sollten dann unter Beachtung der jeweiligen nationalen Datenschutzregeln Forschern in Archiven zugänglich gemacht werden. "In Deutschland wäre das wahrscheinlich das Bundesarchiv", sagte Zypries.

Einen Konflikt zwischen den strikten deutschen Datenschutzstandards und liberaleren Regelungen, etwa in den USA, schloss Zypries aus. "Insgesamt hat sich das Datenschutzniveau in den Staaten angepasst und wir können eigentlich überall davon ausgehen, dass die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen gewahrt werden", erklärte Zypries.